Nicht nur mehr Geld braucht es in den Kliniken, auch eine Aufwertung des Pflegeberufs sei notwendig. Foto: Symbolfoto: Widmann

Pflege: Neurologie Lahr-Ettenheim hat vorübergehend sieben Betten weniger. Pflegekräfte aus Ausland angeworben.

Ortenau - In einer Presseerklärung äußerte sich Kreisrat und Mitglied im Krankenhausausschuss Lukas Oßwald kürzlich zu den, seiner Meinung nach, schlechten Arbeitsbedingungen im Ortenau-Klinikum. Bereits vor etwa einem Jahr hatte der Kreisrat Anschuldigungen öffentlich gemacht (wir berichteten).

In seiner Erklärung schreibt Oßwald unter anderem, dass die "Anzeichen eines drohenden Kollapses schon deutlich sichtbar" seien: "So müssen immer wieder Betten geschlossen werden, weil Pflegepersonal fehlt und auch aus dem Frei nicht mehr rekrutiert werden kann. Nach vorliegenden Informationen soll ein Teil der Neurologie in Lahr im März geschlossen werden."

Auf Anfrage unserer Zeitung zu der Situation im Klinikum Lahr-Ettenheim heißt es: "Er (Oßwald) behauptet, dass die Bedingungen auf der Station dort so schlecht seien, dass ›dort keiner mehr arbeiten möchte‹. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, dass in der Neurologie am Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim aufgrund eines aktuellen Personalengpasses ab dem 1. März vorübergehend sieben Betten weniger zur Verfügung stehen."

Für den vollen Betrieb würden zur Zeit sechs Pflegekräfte fehlen. Sobald diese Stellen wieder besetzt seien, werde die Station wieder in vollem Umfang in Betrieb gehen, heißt es weiter.

Der Grund für die zeitweise Stilllegung der Betten habe keine finanziellen Ursachen, sondern sei durch den deutschlandweiten Fachkräftemangel in der Pflege bedingt. In der Pflege gebe es zu wenige Bewerbungen auf offene Stellen, um die normale Fluktuation auszugleichen. Das Ortenau-Klinikum bemühe sich deshalb ständig um die Neueinstellung von Pflegepersonal.

Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben

Dazu zählt neben regelmäßigen Stellenausschreibungen auch die Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland, so das Klinikum in seiner Stellungnahme.

Zum 1. April würden am Ortenau-Klinikum in Lahr sechs Pflegekräfte von den Philippinen die Arbeit aufnehmen. "Die volle Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpfleger nach dem deutschen Recht werden sie voraussichtlich im Herbst nach Absolvierung eines Praktikums erlangen", erklärt das Klinikum auf Anfrage.

Zu den Bemühungen für mehr Pflegepersonal ist auch der "Ortenauer Pflegetag" zu zählen, den die Pflegeleitungen des Ortenau-Klinikums jährlich organisieren. "Mit der Veranstaltung werden junge Menschen auf den Pflegeberuf aufmerksam gemacht und das Ortenau Klinikum auch bundesweit als ein attraktiver Arbeitgeber in der Pflege beworben."

Um die derzeitige Situation zu ändern, hat das Klinikum bereits im vergangenen Jahr die Situation im Krankenhausausschuss angesprochen. Ein gravierender Punkt sei dabei, dass die Tariflöhne im Verhältnis zu den bezahlten Beiträgen für Behandlungskosten, die das Klinikum von den Krankenkassen erhält, viel stärker ansteigen. "Damit geht die Schere seit etwa 15 Jahren immer weiter auseinander", teilt der Pressereferent des Ortenau-Klinikums, Christian Eggersglüß, mit. Ein erstes Ziel sei erreicht. Ab 2017 müsse die Hälfte der anfallenden Personalkosten von den Krankenkassen ausgeglichen werden.

Dabei gebe es jedoch nicht nur in der Ortenau einen Mangel an Pflegekräften, sondern es handele sich um ein deutschlandweites Problem. "Es gibt in den Kliniken viele Baustellen. Unter anderem muss eine Aufwertung des Pflegeberufs erreicht werden", so Eggersglüß.