Stolz montierte Lahr Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller Ende März an seinen Dienstwagen das neue Kennzeichen. Foto: Archiv: Ehrlich

Scherer stoppt Kennzeichendiskussion und fordert, sich auf politische Inhalte zu konzentrieren.

Ortenau - Diskussion beendet: Landrat Frank Scherer hat gestern bekannt gegeben, dass die neuen Fahrzeuge im Dienst des Landratsamts doch nicht mit dem LR-Kennzeichen ausgestattet werden. Die "absurde Debatte über Autokennzeichen" soll nicht den "Blick auf die politischen Themen des Ortenaukreises" verstellen.

Ende März hat sich Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller das Kennzeichen "LR-LR-1278" an seinen Dienstwagen geschraubt. Das gleiche tat Frank Scherer vor wenigen Wochen: "LR-OK-1" weist seitdem den dunklen Mercedes als Dienstwagen des Landrats aus. Damit zog Scherer mit etwa 6800 anderen Menschen gleich, die sich bis dato auch ein LR-Kennzeichen geholt hatten.

Die Idee dahinter: LR, im Amtsdeutsch die Abkürzung für Landratsamt, sollte in Kombination mit "OK", der Abkürzung für Ortenaukreis, alle neu zugelassenen Fahrzeuge des Landratsamts Orteaukreis sofort für alle erkennbar machen. Eine Marketing-Idee.

Doch es regte sich Widerstand. Nicht nur Politiker aus Kehl und Wolfach, die ja auch seit Kurzem wieder ihre Altkennzeichen haben, regten sich darüber auf, dass das Landratsamt sich für die "LR"-Variante entschieden hatte. Vor allem die Offenburger CDU lief Sturm. In einem Brief an den Landrat schrieb Jens Herbert, seines Zeichens Vorsitzender des Stadverbands, dass "die Bedeutung des Kennzeichens weder eingängig noch originell" sei, "LR" an sich sei außerhalb des Ortenaukreises ein unbekanntes Kennzeichen. "Mit Verärgerung und Entsetzen" habe der CDU-Stadtverband den Plan aufgenommen. "OG" stünde seit 40 Jahren auf den Autos und außerdem profitiere der Kreis mehr von Offenburg als von Lahr.

Scheres Antwort kam prompt: "Aus meiner Sicht eignet sich das Thema ›Autokennzeichen des Landratsamts‹ nicht einmal zum Füllen des Sommerlochs, geschweige denn für eine politische Diskussion", teilte Scherer in einem öffentlichen Brief mit. Und setzte noch eins drauf: "Weil ich nicht unhöflich sein möchte, antworte ich Ihnen dennoch gerne auf Ihren offenen Brief vom 3. August 2014." Die Argumente Herberts habe er zur Kenntnis genommen, dennoch "vermögen Sie indessen nicht zu überzeugen". Danach sei "OG" eben gerade nicht mehr das einzige offizielle Kennzeichen des Ortenaukreises, sondern ebenso "KEL", "LR" und "WOL" möglich. "Die Eingängigkeit und Originalität des neuen Landratsamtskennzeichens ist als eine Frage der Bewertung sicher differenzierten Betrachtungen zugänglich", räumte Scherer ein. "Aus meiner Sicht liegt der Rückschluss auf das Landratsamt Ortenaukreis bei ›LR:OK‹ jedenfalls näher als bei ›OG:XY‹."

Gestern dann ruderte der Landrat zurück: Die Neuzulassungen der Fahrzeuge für das Landratsamt sollen kein "LR" mehr tragen. Bislang wurden nur die neu zugelassenen Fahrzeuge der vier Straßenmeistereien im Kreis und das Auto des Landrats mit "LR" ausgestattet. Zurückgemeldet auf "OG" sollen die Fahrzeuge nicht werden. "Herrn Scherers Dienstwagen wird dann umgekennzeichnet, wenn es für uns kostenneutral ist", teilte Kai Hockenjos vom Büro des Landrats mit.

"Nun haben sich einige Kritiker aufgeregt zu Wort gemeldet und das Thema wird öffentlich kontrovers diskutiert", begründet Scherer seine Entscheidung. "Ich möchte nicht, dass diese absurde Debatte über Autokennzeichen den Blick auf die politischen Themen des Ortenaukreises verstellt. Deshalb habe ich heute das Vorhaben mangels Streitwert gestoppt – die Debatte ist es indessen wert, über ihren Inhalt nachzudenken."

Oberbürgermeister Müller ist ob der gesamten Situation überrascht: "Bei der Diskussion um die Wiedereinführung der Altkennzeichen hatten wir in Lahr und Kehl immer hören dürfen, dass die Kennzeichen keine Rolle spielen, erst recht kein Anlass für Emotionen seien. Deshalb überrascht es mich, welche Emotionen das Thema Kfz-Kennzeichen jetzt aufkommen lässt", so das Lahrer Stadtoberhaupt.