Auf Autobahnraststätten nehmen Einbrüche in Wohnmobile zu. Foto: Vichra

Böse Überraschung im Schlaf: Auf Autobahnraststätten nehmen Einbrüche in Wohnmobile zu.

Ortenau - Wie sicher sind die Ortenauer Tank- und Rastplätze? 2016 hat es allein sechs Überfälle auf Wohnmobile und Autos gegeben. Die Polizei schließt einen Zusammenhang der Taten nicht aus.

Es ist wahrlich eine gruselige Vorstellung: Man legt sich nachts auf einem Rastplatz an der Autobahn in seinem Wohnmobil zur Ruhe, plötzlich steht ein Einbrecher im Fahrzeug. Derlei Fälle waren bis zu diesem Jahr vor allem aus südeuropäischen Ländern bekannt. "Wir zählen in diesem Jahr sechs Fälle in der Ortenau. Das ist ein Novum", sagte Patrick Bergmann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, auf Anfrage unserer Zeitung.

Fünf Überfälle ereigneten sich auf den Raststätten Mahlberg Ost und West. Zusätzlich drangen Unbekannte auf der Raststätte Appenweier in ein Wohnmobil ein. In allen Fällen wurde niemand verletzt. Erbeutet wurden zumeist Bargeld, Kreditkarten, Mobiltelefone und Laptops.

Besonders dreist war ein Überfall auf ein Auto im April. Eine Frau hatte ihren auf der Raststätte Mahlberg West nachts auf den Frauenpark gestellt und sich darin schlafen gelegt. Die Täter entdeckten eine Handtasche der Frau, zerstachen die Reifen ihres Wagens, schlugen die Scheibe ein und flohen mit der Tasche unerkannt.

Die Taten, bei denen es sich laut Polizei um besonders schwere Fälle von Diebstahl handelt, geschahen allesamt nachts. Bei den Überfällen auf die Wohnmobile gelangten die Täter über die Seitentüren ins Innere. Daraus lässt sich der Verdacht ableiten, dass sich die Täter mit diesen Türen und deren Schließmechanismen auskennen und sie augenscheinlich fast geräuschlos öffnen können. In mehreren Fällen wurden die Diebstähle erst am nächsten Morgen bemerkt.

Besteht bei den Parallelen zwischen den Taten ein direkter Zusammenhang? Da der Polizei nach eigenen Angaben nur wenige Erkenntnisse und praktisch keine Zeugenaussagen vorliegen, könne die Verbindung zwischen den Überfällen nicht bewiesen werden. Gleichwohl bestehe ein gewisser Verdacht.

Von "organisiertem Verbrechen" könne nicht gesprochen werden. "Aber eine gewisse Planung steckt sicherlich dahinter", sagte Bergmann. Die Polizei habe bestimmte Personenkreise im Visier, wolle sich aber aus ermittlungstechnischer Hinsicht nicht näher äußern.

Wie es überhaupt zu derartigen Fällen und dann auch in einer ungewohnten Häufigkeit kommt, stellt auch die Polizei vor gewisse Rätsel. "Generell gibt es ein hohes Risiko, entdeckt zu werden. Gleichzeitig ist es vollkommen unklar, wie hoch eine mögliche Beute ausfallen könnte", erläutert Bergmann.

Absoluten Schutz gebe es nicht, aber gewisse Vorkehrungen ließen sich laut Polizei durchaus treffen, um das Risiko eines Überfalls zu senken. Soll die Nacht auf einem Rastplatz an der Autobahn verbracht werden, empfiehlt es sich, das Fahrzeug in einem gut einsehbaren und gegebenenfalls beleuchteten Bereich abzustellen.

Auch von technischer Seite gibt es Hilfe. Im Fachhandel sind Sicherungseinrichtungen für die Türen ab rund 50 Euro erhältlich. Einen "elektronischer Wachhund" gibt es ab 75 Euro. Das Gerät registriert Bewegungen und löst daraufhin Bell- oder Piepgeräusche aus. Alarmanlagen sind für einen dreistelligen Betrag zu haben.

Die Polizei empfiehlt, die Stätte für die nächtliche Ruhe sorgfältig auszuwählen. "Gegebenenfalls bilden auch Campingplätze in der Nähe der Autobahn eine Alternative", sagte Bergmann.

Vonseiten der Polizei versucht man der Bedrohung dadurch zu begegnen, dass Beamte die Raststätten häufiger anfahren. Außerdem seien die Beamten für verdächtige Personen und Fahrzeuge sensibilisiert und würden häufiger kontrolliert.