Torjäger Frederik Simak (links) im Oktober 2015 in den Farben der A-Jugend der SG Ottenheim/Altenheim. Foto: Archiv: Heck

Der Friesenheimer Frederik Simak ist mit den Füchsen Berlin auf Meisterkurs / Bereits sechs Saisoneinsätze in der Bundesliga

Seit mehr als einem Jahr spielt der ehemalige Altenheimer Frederik Simak bei den Füchsen Berlin. Und es läuft gut beim Jung-Fuchs: Neben gestiegenen Einsatzzeiten wartet womöglich die Deutsche Meisterschaft.

Petar Nenadic kam, sah und siegte. Mit dem Pausenpfiff hatte der gerade eingewechselte Nenadic mal wieder eine winzige Lücke in der Abwehr des Gegners ausgemacht und für die erste Führung seines bis dato schwachen Teams gegen Erlangen gesorgt. Und während der exzentrische Serbe noch von den Fans in der Max-Schmeling-Halle gefeiert wurde, tat auch Mitspieler Frederik Simak seinen Teil: Er trug Nenadic die Wasserflasche in die Kabine.

Am Ende der Saison könnten sowohl Nenadic, als auch der Friesenheimer Simak die Meisterschale für die Füchse hochstemmen. Momentan sieht es gut aus, die Berliner stehen nach zwölf Spielen an der Tabellenspitze. Es wäre die erste in der Geschichte des Vereins. Nenadic würde in der Mitte stehen, umringt von Fotografen, immer eine Hand an der Schale. Simak würde dagegen Abstand halten und den Füchse-Größen ihren großen Moment gönnen.

Denn im Gegensatz zu der zweiten Mannschaft der Füchse in der Oberliga, in der Simak Tore am Fließband wirft und absoluter Führungsspieler ist, ist der 19-Jährige in der Ersten, nun ja, noch immer Wasserträger. Noch! Denn die Kurve bei Simaks Einsatzzeiten zeigt deutlich nach oben. Sechs Spiele hat der Ex-Altenheimer in dieser Saison bereits in der stärksten Liga der Welt absolviert. Auch gegen Erlangen war der 19-Jährige noch in der Schlussphase eingewechselt worden und hatte seine Sache durchaus gut gemacht.

Im Juni 2016 hatte sich Simak den Füchsen angeschlossen. Starke Spiele in der A-Jugend-Bundesliga wurden mit gelegentlichen Einsatzminuten in der ersten Mannschaft honoriert. In Erinnerung bleibt Simak sein erster Auftritt im EHF-Cup. Gegen RD Riko Ribnica warf er nicht nur sein erstes Tor für die "Erste", er holte sich auch gleich eine rote Karte ab. "Der Qualitätsunterschied zwischen der Jugend und der Bundesliga war schon sehr groß", erinnert sich Simak an die ersten Schritte im Profi-Team. "Am Anfang hatte ich schon viel Respekt. Aber dann merkt man auch schnell, dass die anderen auch ganz normal sind" Vor allem seine Mitspieler Bjarki Elisson und Drago Vukovic würden im Training für gute Stimmung sorgen.

Angebot der Rhein-Neckar Löwen

An Angeboten hatte es dem Hochbegabten nie gemangelt: "Seit der C-Jugend gab es Anfragen der Rhein-Neckar Löwen, aber da wollte ich eigentlich nie hin." Da es sonst in der Region keinen adäquaten Verein gegeben habe, blieb Simak nach eigenen Angaben fast nur die Option Hauptstadt. "Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn es hier etwas gegeben hätte. Vielleicht wäre ich geblieben." Mit der SG Köndringen/Teningen habe es sogar erste Gespräche gegeben, doch dann entschied sich Simak dafür, Bob Hanning anzurufen. Dem Füchse-Manager war der große Rückraumspieler 2015 bei einem Turnier in Berlin so sehr aufgefallen, dass er ihm seine Karte zusteckte: "Es ist schon stark, dass der Geschäftsführer eines so großen Vereins auf einen zukommt. Eigentlich wollte mich Bob sofort, aber ich wollte damals erst noch mein Abitur beenden. Dann habe ich ihn gefragt, ob der Verein noch Interesse an mir habe."

Acht bis zehnmal trainiert Simak in der Woche. Die Einheiten sind immer morgens und abends. Dazu kommen die Spiele in der Ersten und für die U23 an den Wochenenden. Eine Menge Holz. Trotzdem findet der Friesenheimer zwischendurch noch Zeit für sein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen. Und auch sonst stört den 19-Jährigen die Dreifachbelastung aus Erster und Zweiter Mannschaft sowie Weiterbildung nicht: "Ich bin ja froh um jede Spielminute, die mir Trainer Velimir Petkovic gibt."

Überhaupt sei er den Füchsen sehr dankbar für die Möglichkeit, bereits in so jungen Jahren Bundesligaluft schnuppern zu dürfen, betont Simak: "Ich fand die Füchse schon immer sehr sympathisch. Sie machen die beste Jugendarbeit. Die Bedingungen sind insgesamt einfach spitze."

Zugute kommt dem Ex-Altenheimer bei seinen gestiegenen Einsatzzeiten natürlich auch eine neue Regelung im Spitzenhandball: Seit dieser Saison sind 16 statt bisher 14 Feldspieler pro Team in der Bundesliga erlaubt. Zwei U23-Spieler können somit zusätzlich aufgestellt werden. "Natürlich ist das für mich von Vorteil. So kann ich eingewechselt werden, wenn wir vorne liegen", freut sich Simak, den Handball-Legende Christian Schwarzer einmal als "kompletten Handballer" titulierte.

Neben Simak haben es noch rund zwanzig weitere Füchse-Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den letzten Jahren in die erste und zweite Liga geschafft. Ginge es nach Füchse-Macher Hanning könnten es gerne noch ein paar mehr werden: "Wenn wir das nicht hinbekommen, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr junge Talente in den Kader integrieren, kriegen wir in Zukunft große Probleme", so Hanning gegenüber der Boulevardzeitung B.Z. "Für zwei junge Spieler mehr, dauerhaft in der ersten Mannschaft, würde ich sogar auf den Gewinn des Europapokals verzichten."

Doch vielleicht klappt es ja auch so mit dem Europapokal. Und der Meisterschaft: "Bei uns hätte mit Sicherheit keiner etwas gegen den Titel, aber die Saison ist ja noch lang", so Simak vorsichtig. Am Saisonende läuft Simaks Vertrag bei den Füchsen aus, was dann passiert, steht noch in den Sternen. Mit Steffen Fäth verlässt zwar ein Konkurrent auf Simaks Position im linken Rückraum die Füchse, mit dem Gummersbacher Simon Ernst wurde jedoch bereits hochkarätiger Ersatz verpflichtet. "Bob würde mir bestimmt helfen, mich bei einem anderen Verein unterzubringen. Oder vielleicht könnte ich an einen Zweitligisten verliehen werden", spekuliert Simak bereits über seine Zukunft. "Allerdings würde ich gerne bleiben". Den Ratschlag seines Mentors Hanning, immer alles zu hundert Prozent zu erledigen und professionell anzugehen", will Simak auf jeden Fall auch in Zukunft beherzigen. Denn dann ist die Zeit des Wasserträgers für Nenadic und Co. für den Friesenheimer gewiss schon bald vorbei.

INFO

Von Friesenheim in die Hauptstadt

Bis zur D-Jugend spielte der im Januar 1998 geborene Simak im heimischen Friesenheim Handball. Anschließend ging es nach Altenheim, wo er schließlich für die SG Ottenheim/Altenheim in der A-Jugend-Bundesliga seine Buden machte. Nach dem bestandenen Abitur am Lahrer Scheffel-Gymnasium unterschrieb Simak Mitte 2016 nach einem erfolgreichen Probetraining beim Bundesligisten Füchse Berlin einen Zweijahresvertrag. Bereits ein Jahr zuvor war der 1,96 Meter große Rückraum-Shooter Füchse-Manager Bob Hanning bei einem Spiel mit der Auswahl des Südbadischen Handball-Verbandes beim Länderpokal in Berlin aufgefallen. Zunächst spielte der Friesenheimer in der A-Jugend der Füchse, seit dieser Saison auch im Männerbereich. In der Zweiten, die in der Oberliga Ostsee-Spree verlustpunktfreier Tabellenführer ist, ist Simak absoluter Stammspieler. Gerade bei Heimspielen wird der Friesenheimer zudem häufiger in der Ersten eingesetzt.