Packende Zweikämpfe wie hier Christoph Matt gegen Dortmunds Jan-Niklas Beste gab es in Freiburg zu sehen. Foto: Heuberger

Sechstligist FV Rielasingen-Arlen macht gegen den BVB das Spiel des Lebens / Heute gegen Radolfszell

Mit 0:4 hat der Sechstligist sein DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dormund verloren. Und doch hatte er ordentlich Eindruck hinterlassen. BVB-Trainer Peter Bosz zeigte sich jedenfalls verblüfft von der Spielstärke der Verbandsliga Südbaden.

Irgendwie konnte einem Trainer Jürgen Rittenauer auf der Pressekonferenz unmittelbar nach dem Spiel schon fast ein wenig leid tun. Nicht aufgrund der 0:4 Niederlage, die sein Team, der Verbandsligist 1. FV Rielasingen-Arlen, wenige Minuten zuvor auf dem Platz des Freiburger Schwarzwald-Stadions erleiden musste - schließlich hatte sein Team dem haushohen Favoriten aus Dortmund in der ersten DFB-Pokal-Runde über 90 Minuten wirklich alles abverlangt - als vielmehr aufgrund des Umstands, dass die starke Leistung seiner Mannschaft die Medienvertreter in der kleinen Pressekabine herzlich wenig zu interessieren schien.

Stattdessen war ein Spieler das große Thema, der zuvor überhaupt nicht nur nicht auf dem Platz gestanden hatte, und auch die Fahrt in den Breisgau gar nicht erst antreten musste: Ousmane Dembélé. Wie es denn bitteschön weitergehe mit dem wechselwilligen Franzosen, dessen Noch-Verein die horrende Summe, die der FC Barcelona bereit ist auf den Tisch zu legen, offenbar noch nicht horrend genug ist? Man wolle sich am Abend mit dem Spieler zusammensetzen, hatte Dortmunds niederländischer Neutrainer Peter Bosz seine Aussage aus dem Sky-Interview vor dem Spiel noch einmal wiederholt. Und als das nicht reichte, noch einmal freundlich nachgehakt, ob möglicherweise die Sprachbarriere Schuld sei, warum die Pressevertreter ihn offensichtlich nicht verstanden.

Und plötzlich war auch Jürgen Rittenauer Thema der Journalisten. Zumindest indirekt: Angesprochen auf sein Fazit des Spiels gab Bosz zu, dass er im Vorfeld nicht gewusst habe, wie spielstark eine Mannschaft der Verbandsliga Südbaden tatsächlich sei. Stattdessen sei Rittenauers Mannschaft ein großes Fragezeichen gewesen.

Für Niederländer Bosz Spielstärke des Gegners ein großes Fragezeichen

Und weshalb auch nicht? Immerhin lagen die letzten Trainerstationen des 53-jährigen Niederländers, Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv nicht gerade um die Ecke.

Jetzt ist der Trainer jedenfalls schlauer. Die gerne als Feierabendkicker titulierten Fußballer aus Südbaden waren hoch motiviert und vom ehemaligen Torhüter Rittenauer, der das Team nach seinem verletzungsbedingten Karriereende Anfang des Jahres übernommen und schließlich zum überraschenden Pokalsieg geführt hatte, bestens auf den hochkarätigen Gegner eingestellt worden. Mit einer emotionalen Rede hatte der 31-Jährige seine Spieler auf den Pokalfight eingeschworen: "Für uns ist es das Spiel des Lebens, für die ist es eine Pflichtaufgabe", schrie der Trainer vor dem Anpfiff im Kreis seiner Mannschaft in der Kabine. "Davon erzählen wir ewig. Und wenn wir eine kleine Chance bekommen, dann nutzen wir die und putzen die weg."

Und auch, wenn es am Ende zur ganz großen Pokal-Überraschung vor allem aufgrund eines wieder einmal bärenstarken BVB-Torjägers Aubameyang nicht ganz reichen sollte, spielte Rittenauers Mannschaft im Spiel ihres Lebens ohne Zweifel das Spiel ihres Lebens. Nach dem Highlight im Pokal gilt es für Rielasingen-Arlen nun den Fokus wieder auf den Alltag in der Verbandsliga zu richten: Dort spielt die Mannschaft heute um 18.30 Uhr in der heimischen Talwiese statt vor 24 000 Zuschauern wieder vor wenigen Hundert. Und auch wenn der aktuelle Gegner mit dem FC Radolfszell deutlich weniger glamourös sein wird, als der Kontrahent vom Wochenende, dürfte Rittenauer genau wie seinem prominenten Trainerkollegen Peter Bosz bewusst sein, dass auch in der Verbandsliga Südbaden mehr als anständig gekickt wird.