Die Amateure und Profis der Skateszene zeigten spektakuläre Sprünge und Tricks am vergangenen Wochenende. Foto: Europa-Park

Jost Arens durchbricht Mizurov-Ära und krönt sich zum besten Deutschen / Freiburger räumt bei den Amateuren ab

Das zwanzigjährige Jubiläum der offiziellen deutschen Meisterschaft hat der "Club Of Skaters" in der Europa-Park-Arena ausgetragen. Die achte aufeinanderfolgende Ausgabe brachte auch einen Freiburger Sieger hervor.

Der Jubel kannte keine Grenzen. Herzliche Umarmungen und Freudensprünge rundeten die ausgelassene Stimmung in der Skatergemeinde ab. Rund um den frischgebackenen deutschen Meister im Skateboarden bekam das Fachpublikum ehrliche überschäumende Freude geboten - selbst die Konkurrenz freute sich authentisch mit. Seine "Bros" trugen Jost Arens auf Händen zur Siegerehrung. Kurz davor warfen sie ihn schwungvoll ab. Arens konnte sein Glück selbst kaum glauben. "Ich kann es selbst nicht fassen", ringt der 20-Jährige um Worte, ergänzt aber noch, dass sein Meisterstück "auf jeden Fall ordentlich gefeiert wird". Dies überrascht wenig, wenn man die Skater-Szene etwas näher kennt. Bei allem sportlichen Ehrgeiz steht besonders der Spaß im Vordergrund. David Luther moderiert das dreitägige Event launig mit einem Becher Bier in der Hand, kennt seine "Buddys" und haut zwischen seinem Fachjargon für die Erklärung der Fahrtricks markige Sprüche raus. Sich selbst nimmt er dabei auch nicht zu ernst. "Aber wer soll sich das schon alles merken. Ich bestimmt nicht. Alles, was länger als fünf Sekunden zurückliegt, weiß ich nicht mehr. Das ist wohl so eine Moderatorenkrankheit."

Entsprechend lässig sind Verantwortliche und die Fahrer angezogen. Der drittplatzierte Denny Pham aus Berlin skatet in grauer Jogginghose und stylischer Wollmütze. Der leitende Organisator des Wettbewerbs, David Suhari, trägt - wie viele dort - weite, tiefsitzende Skaterhosen. Schlabberlook eben. Dass er rund vierzig Jahre alt ist, interessiert dabei nicht. Der Sport ist eben mit einer Lebenseinstellung verbunden.

Von Freitag bis Sonntag wurde geskated bis die Rollen heiß liefen. Am ersten Tag durften die Fahrer üben und sich in der Europa Park Arena einfahren. Witterungsbedingt verlegte der Veranstalter das Geschehen nach drinnen. Die Vorausscheidungen fanden samstags in den Kategorien "Locals Only Girls" bzw. "Locals Only Boys", in der S-Division (Senioren) und der "A-Division" (Profis) statt. Lokal bedeutet in diesem Fall, dass sich Amateure bei mehreren lokalen Vorwettkämpfen für deren Meisterschaft qualifizieren.

Der Sonntag blieb schließlich den Finals vorbehalten. Die jeweils fünf Besten machten die Platzierungen unter sich aus. Arens setzte sich im Rahmen einer "Organized Jam Session" an die Spitze der 32 gesponserten Profis. Damit machte er den zuvor vier Jahre in Folge amtierenden deutschen Meister Mizurov zum Vizemeister.

Als Dritter kam Pham aufs Treppchen, wobei er zudem noch beim "Best Trick Contest" überzeugen konnte und dank eines "Nollie Heelflips" den Sieg abräumte und eine Spielekonsole mit nach Hause nehmen durfte. Dieses äußerst schwierige Manöver beschreibt eine Drehung des Bretts um die eigene Achse. "Nollies" setzt sich aus "Nose und "Ollie" zusammen. Der vordere Fuß löst die Drehung an der "Nase" des Sportgeräts aus, der hintere Fuß führt es während des "Flips".

Europameister Mizurov ordnete den Meistertitel für Jost als verdient ein. "Zwei bis drei Tricks haben den Unterschied ausgemacht. Ich bin aber sehr, sehr zufrieden. Durch meine Verletzung konnte ich in den letzten zehn Monaten nur zwei trainieren." Ende Juni wurde der 29-Jährige aus Gaggenau noch am Sprunggelenk operiert.

Bei den Frauen brachte das 20. Finale der Serie eine Neuerung: Die deutsche Meisterin und damit die Beste der neun teilnehmenden Mädels wurde Jennifer Schneeweiß. Lea Schäfer, die 2016 diesen Platz inne hatte, lag am Schluss der Wertung mit zwei Punkten hinter ihr und ist somit Vize-Meisterin. Platz drei sicherte sich Julia Kühne.

Darüber hinaus wurde parallel die deutsche Amateurmeisterschaft ausgetragen. Das Starterfeld setzt sich hier aus nicht- beziehungsweise lediglich shop-gesponserten, vielversprechenden Talenten zusammen. Insgesamt sind hier 35 Fahrer in zwei Gruppen – Jungs und Mädchen – angetreten, um den Titel "Titus Local of the Year 2017" abzuräumen. Geschafft haben es Christopher Hellstern aus Freiburg, sowie Rosa Altmann. Beide dürfen sich nun deutsche Amateurmeister im Skateboarden nennen, was definitiv den Start einer großen Karriere bedeuten kann.

Besonders erwähnenswert ist die erst neunjährige Charlotte Malchin aus Düsseldorf, die aus einer Skaterfamilie stammt. Sie wurde mit acht Punkten Vorsprung sagenhafte Amateur-Vizemeisterin. Von ihr wird sicherlich noch zu hören sein. Vielleicht, wenn Charlotte, bei einer zukünftigen Siegerehrung - ähnlich wie Arens, vor Freude ausflippt.

INFO

Ergebnisse deutsche Meisterschaft

Frauen: 1. Jennifer Schneeweis (62,33); 2. Lea Schäfer (60,33); 3. Julia Kühne (50,33).

Männer: 1. Jost Arens (80,67); 2. Alex Mizurov (75,00); Rollsportverein Karlsruhe, 3. Denny Pham (70,00).

Senioren: Filip Labovic (78,67); Thomas Pochaska (71,67); 3. Jake Dohse (67,00), Rollsportverein Karlsruhe.

Amateure: 1. Rosa Altmann (65,67), Stuttgart; 2. Charlotte Malchin (47,33); 3: Lydia Ilchmann (39,33), Karlsruhe.

Amateure: 1. Christopher Hellstern (70,00), Freiburg; 2. Lars Billekens (67,33); 3. Christoph Dierker (66,67).