Die Freude über die WM-Goldmedaille stand dem 25-Jährigen aus Lahr-Reichenbach nach der Siegerehrung am Sonntag ins Gesicht geschrieben. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Pferdesport Reichenbacher wird Mannschaftsweltmeister im Gespannfahren / Sogar eine Einzelmedaille war im Bereich des Möglichen

Von Daniela Nußbaum-Jacob

Für Philipp Faißt aus Lahr-Reichenbach ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Der 25-Jährige hat am Wochenende bei der WM der Einspännerfahrer im ungarischen Izsak die Goldmedaille mit der deutschen Mannschaft gewonnen.

Das war kein zufälliger Lottogewinn, sondern ist das Ergebnis von langjährigem Training und drei Tagen mit Leistungen auf allerhöchstem Niveau – wobei so manches unerwartete Ereignis an den Nerven des Fahrers und seines Begleitteams zehrte.

Der Staplermonteur hatte sich akribisch auf diese Weltmeisterschaft vorbereitet. Mit seiner Stute "Ann in Time" – kurz liebevoll Anni gerufen – und seinem Begleitteam mit den Beifahrern Adeline Fehrenbacher (Lahr-Reichenbach) für Dressur und Hindernisfahren sowie Fabian Gänshirt (Friesenheim) für Gelände hatte er viel trainiert und vor allem an der Verbesserung von Feinheiten in der Dressur gearbeitet. Das Ergebnis: Das Aushängeschild vom RFV Ottenheim siegte in diesem Jahr auf nationaler Ebene in alle Dressurprüfungen, an denen er mit Anni teilnahm.

Starker Wind stört         bei der Dressur

Bei der WM in Ungarn durfte der amtierende deutsche Meister erstmals für die Mannschaft starten. Bei der WM 2012 war er Einzelfahrer gewesen und wurde Zwölfter. In Izsak musste er sich jedoch mit einer Situation auseinandersetzen, die man nicht trainieren kann: Es wehte starker Wind, in der Umgebung des Dressurvierecks flatterte und klapperte es. Damit herrschten für die Teilnehmer, die wie er am zweiten Dressurtag starteten, erschwerte Bedingungen. Seine neunjährige, in Holland gezogene Stute, die bei aller Kraft ein hoch sensibles Pferd ist, war abgelenkt, ließ sich durch die Geräusche bei einigen der schwierigen Dressurlektionen aus der Ruhe bringen. Faißt behielt aber auf dem Kutschbock die Nerven und zeigte eine Vorstellung mit Höhepunkten, errang in einem hochklassigen Starterfeld von 77 Teilnehmern aus 24 Nationen Rang sechs als bester Deutscher.

Die deutsche Mannschaft lag nach der Dressur mit knappem Abstand hinter Frankreich auf Platz zwei. Das Team, das von Bundestrainer Wolfgang Lohrer aus Meißenheim betreut wurde, und in dem ein großer Zusammenhalt herrscht, gönnte sich vor dem schweren Geländetag ein gemeinsames ungarisches Abendessen.

Die Marathonfahrt als zweite Teildisziplin in der Kombinierten Prüfung schätzt Faißt selbst als seine Stärkte ein, und er war mit seinem Gespann in den acht langen und technisch anspruchsvollen Hindernissen auch rasant unterwegs. Dabei mussten im hohen Tempo enge Wendungen gefahren werden, ohne ein abwerfbares Teil, das die Hindernisse krönte, mitzunehmen. Doch das siebte Hindernis wurde ihm zum Verhängnis, Anni blieb einmal stehen, ein Ball wurde abgeworfen. Das bedeutete Minuspunkte, und so kam er hier als zweitbester Deutscher auf Platz zwölf. Da aber auch fast alle anderen Fahrer Fehler machten, belegte Faißt in der Zwischenwertung Rang vier, nur zwei Punkte entfernt vom führenden Franzosen Renaud Vinck und nur einen halben Punkt vom Bronzerang entfernt. Das Team lag auf Goldkurs, aber nur mit Ein-Punkt-Vorsprung vor Frankreich.

Das abschließende Hindernisfahren wurde durch die knappen Abstände in der Punktewertung zum Krimi. Die Gespanne mussten in sehr hohem Tempo durch einen Parcours aus Kegeln, die nur wenig breiter stehen als die Spurbreite der Kutsche und mit einem abwerfbaren Ball gekrönt sind. Hier gelang nur sieben Fahrern eine fehlerfreie Runde. Bei Faißt, der sehr schnell unterwegs war, um keine Zeitstrafpunkte zu kassieren, fielen leider drei Bälle. Das bedeutete neun Strafpunkte, womit er in der Gesamtwertung auf Rang 44 zurückfiel – das war für Deutschland das Streichergebnis in dieser Teilprüfung, während in der Dressur und im Marathon jeweils seine beiden anderen Mannschaftskollegen das Streichergebnis lieferten.

Doch da Marlen Fallak mit 1,03 und Dieter Lauterbach mit 6,23 Punkten aus dem Parcours kamen, reichte es zum Gewinn der Goldmedaille in der Teamwertung mit 266,93 Minuspunkten vor Frankreich (269,87) und der Schweiz (273,82). In der Einzelwertung gab es hinter dem neuen Weltmeister Wilbrord van der Broek (Niederlande), der 130.46 Minuspunkte hatte, Silber für die Einzelfahrerin Claudia Lauterbach aus Dillienburg mit Velten (133,69). Bronze gewann Marlen Fallak aus Bad Langensolza (133,85) mit Tessa.

Mannschaftweltmeister Philipp Faißt belegte in der Einzelwertung einen ausgezeichneten elften Platz. Seine Hochzeit am kommenden Wochenende mit Adeline Fehrenbacher – für viele Paare ein Ereignis mit hohem Stressfaktor – wird nach all der Aufregung bei der WM wohl die reinste Erholung sein.