Tagsüber, so die DRK-Verantwortlichen, ist es fast nicht zu schaffen, an alle Orte im Landkreis innerhalb von 15 Minuten zu kommen. Foto: dpa

Hilfsfristen können von Rettungsdienst und Notarzt nicht immer eingehalten werden. Personalmangel droht.

Ortenau - Rettungs- und Notarztwagen tun sich im Ortenaukreis schwer, die vorgegebenen 15 Minuten vom Notruf bis zur Ankunft beim Patienten einzuhalten. Ein weiterer 24 Stunden besetzter Notarztstandort im Süden des Landkreises könnte Abhilfe schaffen.

Die aktuellen Zahlen zur Einhaltung der sogenannten Hilfsfrist, also der Zeit, die der Rettungswagen und gegebenenfalls auch der Notarzt vom Eingang des Notrufs bis zum Patienten brauchen sollten, sind nicht die besten: Im vergangenen Jahr hat ein Rettungswagen (RTW) im Ortenaukreis in 94,23 Prozent der Fälle die 15 Minuten eingehalten. Der Notarzt ist in 88,53 Prozent der Fälle pünktlich am Einsatzort gewesen. Das geht aus den Zahlen des badischen Landesverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hervor. Damit liegt der Ortenaukreis in Sachen Pünktlichkeit des Notarztes auf dem drittletzten Platz. Woran liegt das? Bernhard Leitz-Schwoerer, Betriebsleiter des DRK Rettungsdiensts Ortenau, verweist auf die Größe des Landkreises: "Wir haben hier den flächenmäßig größten Kreis im ganzen Bundesland mit einer wechselhaften Topografie", betonte er. Vor allem bei Tag sei es nicht zu schaffen, bei Einhaltung der Straßenverkehrsordnung alle Gemeinden und Dörfer innerhalb der Hilfsfrist anzufahren. Nachts sei das möglich – tagsüber herrsche zu viel Verkehr. Tage, an denen viele Einsätze in schlecht zu erreichende Orte gefahren werden, schlagen statistisch negativ zu Buche. "Sie müssen sich überlegen, dass der Europa-Park zu Spitzenzeiten so viele Besucher am Tag hat, wie Offenburg Einwohner", erläutert der DRK-Betriebsleiter. "Da kann an einem Tag einiges passieren." Auch der Winter im vergangenen Jahr sei lang und kalt gewesen, erinnert Leitz-Schwörer – das dürfe bei den Zahlen für 2013 nicht vergessen werden. "Ich finde es verwunderlich, wenn man jetzt nach der Einhaltung der Hilfsfrist schreit und wenn unsere Leute in eine Stadt fahren dort auf großen Schildern bekanntgegeben wird, dass nur eingeschränkter Winterdienst herrscht", erklärt er. Hinzu kämen auch viele nicht-medizinisch-indizierte Einsätze, die meist spät abends oder an den Wochenenden gefahren werden müssten.

Was kann also getan werden, um die Zahlen zu verbessern? Am Donnerstag, 15. Mai, wollen sich die Verantwortlichen zusammensetzen und über einen weiteren Notarztstandort im Süden des Landkreises beraten. Bis jetzt gibt es in Lahr, Offenburg, Achern, Kehl, Oberkirch und Hausach/Wolfach Einsatzfahrzeuge, die 365 Tage im Jahr rund um die Uhr ausrücken. Auch in Ettenheim gibt es eine Rettungswache. Allein in der Kreisstadt gibt es tagsüber ein weiteres Notarztfahrzeug. Im Ried gibt es einen Bereichsnotarzt. "Wir könnten uns vorstellen, dass es in Ettenheim, nahe an der B 3 einen Notarztstandort gibt, der 24 Stunden am Tag besetzt ist", gibt Leitz-Schwoerer einen Einblick. "Da ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen." Wenn der weitere Standort realisiert wird, könnte laut Leitz-Schwoerer ein Notarzt-Mangel sichtbar werden. "Bis jetzt haben wir da noch kein Problem – aber wie das wird, wenn wir zusätzlich noch jemanden brauchen, wird sich zeigen."