26 der 108 angebotenen dualen Ausbildungsmöglichkeiten im Ortenaukreis haben nicht genug Lehrlinge. Foto: Symbolfoto: Grubitzsch

Geburtenschwache Jahrgänge machen dualem Ausbildungssystem zu schaffen. Sind Kompetenzzentren Lösung?    

Ortenau - Wie geht es mit den beruflichen Schulen im Ortenaukreis weiter? Wie können die rückläufigen Schülerzahlen aufgefangen werden? Bringen Kompetenzzentren etwas? Der Kultur- und Bildungsausschuss des Kreistags hat sich intensiv mit einem neuen Schulentwicklungsplan befasst.

Die Verwaltung erläuterte die Entwicklungen der vergangenen sechs Jahre und stellte die Prognosen bis zum Schuljahr 2020/21 vor. Davon ausgehend haben die Mitglieder des Kultur- und Bildungsausschusses die Verwaltung beauftragt, den Schulentwicklungsplan für den Ortenaukreis fortzuschreiben. Trotz weiterhin rückläufiger Schülerzahlen sollen die Ziele des ersten Schulentwicklungsplans von 2008 weiterverfolgt werden. Dazu zählen insbesondere der Erhalt aller Schulen und Schulstandorte und somit die Stärkung des ländlichen Raums, die Schaffung verlässlicher Ausbildungsangebote sowie die Sicherstellung bestmöglicher Ausbildungsqualität. Zudem hat das Gremium dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, für Berufe mit geringer Nachfrage kreisübergreifend einen überregionalen Schulentwicklungsplan für die Landkreise entlang des Oberrheins beim Regierungspräsidium Freiburg anzuregen.

"Die Umsetzung des ersten Schulentwicklungsplans hat sich als erfolgreich erwiesen", erklärte Landrat Frank Scherer. "Die Bildung von dezen-tralen Kompetenzzentren möchten wir daher auch in der Zukunft weiterverfolgen, um die beruflichen Schulen als wichtigen Standortfaktor in der Region zu erhalten." Der Ortenaukreis unterhält zwölf berufliche Schulen in Achern, Gengenbach, Hausach, Kehl, Lahr, Offenburg und Wolfach.

Auch wenn die Schülerzahlen an beruflichen Schulen sich nicht verlässlich vorausberechnen lassen, geht die Kreisverwaltung auf Basis der Entwicklung der Ausbildungszahlen der vergangenen Jahre und der bis 2020 absehbaren demografischen Schülerrückgänge davon aus, dass bis in sechs Jahren rund ein Viertel der Bildungsangebote in Frage gestellt werden müssen, da sie die erforderliche Mindestschülerzahl voraussichtlich nicht mehr erreichen werden. Das teilen die Verantwortlichen mit.

Im Bereich der dualen Ausbildung gelten 26 der 108 derzeit angebotenen Berufe als gefährdet. Bei weniger als einem Drittel davon könnte der Kreis Klassen an verschiedenen Standorten zu Kompetenzzentren zusammenfassen, um ausreichend große Klassen bilden zu können. Bei mehr als zwei Drittel der in Zukunft unsicheren Ausbildungsberufe besteht diese Möglichkeit nicht. Denn: Die Angebote sind aufgrund der Umstrukturierungen beim ersten Schulentwicklungsplan bereits nur noch einmal im Ortenaukreis vorhanden.

An den Berufsfachschulen, Berufskollegs, beruflichen Gymnasien sowie den Techniker- und Meisterschulen, die in Vollzeitunterricht an fünf Tagen pro Woche beschult werden, ist die Zukunft für 15 der derzeit 56 Angebote ungewiss. Dabei könnte etwa die Hälfte durch Zusammenlegungen aus verschiedenen Standorten erhalten bleiben.

Hinsichtlich der gefährdeten Ausbildungsgänge, die nur einmal im Ortenaukreis angeboten werden, hat die Verwaltung vorgeschlagen, einen kreisübergreifenden Schulentwicklungsplan für die gesamte Oberrheinschiene beim Regierungspräsidium in Freiburg einzufordern.

Unter Einbeziehung der Landkreise der Regierungsbezirke Freiburg und Karlsruhe könnten für infrage kommende Mangelberufe sogenannte Bezirks- und Landesfachklassen gebildet und auf die Stadt- und Landkreise aufgeteilt werden. Dadurch ist es möglich, zumindest einen Teil der Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort zu retten und zu stabilisieren. Dadurch, so hoffen die Regionalpolitiker, werde der ländliche Raum stabilisiert und könnte auch an Lebensqualität gewinnen. Ein kontinuierliches Wegbrechen von Ausbildungsangeboten verbunden mit einer Konzentration in Freiburg und Karlsruhe soll verhindert werden.