Hamburg erhält den Zuschlag. Foto: dpa

Dem Charme von "Spielen am Wasser" konnte am Ende auch das DOSB-Präsidium nicht widerstehen. Hamburg hat der Hauptstadt Berlin im deutschen Duell das Nachsehen gegeben und soll im Rennen um die Olympischen Spiele 2024 auch gegen starke internationale Konkurrenz bestehen.

Frankfurt/Main - Dem Charme von "Spielen am Wasser" konnte am Ende auch das DOSB-Präsidium nicht widerstehen. Hamburg hat der Hauptstadt Berlin im deutschen Duell das Nachsehen gegeben und soll im Rennen um die Olympischen Spiele 2024 auch gegen starke internationale Konkurrenz bestehen.

"Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir uns in einem zweifelsohne harten Wettbewerb durchsetzen können, hätten wir diesen Weg nicht beschritten", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann voller Zuversicht.

Die Kür Hamburgs zum offiziellen Kandidaten auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag in der Frankfurter Paulskirche gilt nach der Empfehlung DOSB-Spitze als Formsache. "Hamburg ist Feuer und Flamme für die Spiele und passt zur Reformagenda des Internationalen Olympischen Komitees", begründete Hörmann die Entscheidung.

Die Verkündung am Montagabend um 19.11 Uhr im "Raum Gold" eines Frankfurter Hotels gab den Startschuss für die Hansestadt, die nun auf vielen Feldern gefordert ist. "Es gilt, beim Konzept in die Tiefe zu gehen, den Standort für die Segelwettbewerbe zu finden und einen Termin für den Bürgerentscheid festzulegen", nannte Hörmann nur einige Aufgaben.

Mit Jubelschreien und rhythmischem Applaus nahmen Hamburger Olympia-Unterstützer um Sportsenator Michael Neumann (SPD) den Zuspruch auf. "Die Arbeit hat sich gelohnt", stellte Neumann bei der Party in der O2 World erfreut fest. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz war ebenfalls begeistert: "Wir glauben, dass es für Hamburg und für Deutschland und für alle, die am und vom Sport begeistert sind, eine große Sache werden wird."

Mit der stolzen Hansestadt setzt der DOSB auf den Bewerber mit einer hohen Zustimmung innerhalb der Bevölkerung. Dies war nach dem Debakel mit Münchens Kandidatur um die Olympischen Winterspiele 2022, die bei einer Bürgerbefragung in Bayern durchfiel, stets als Grundbedingung genannt worden.

Bei einer repräsentativen Forsa-Umfrage hatten 64 Prozent der Hamburger für Olympia an Elbe und Alster gestimmt. In Berlin waren es nur 55 Prozent gewesen. Die Konzepte seien in beiden Städten hervorragend gewesen, lobte Hörmann auch die unterlegene Hauptstadt. Der DOSB-Chef sprach von einer "einmütigen Entscheidung", wenngleich die Wahl offenbar knapper ausfiel als angenommen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung und der Berliner Tageszeitung "B.Z." soll sich Hamburg mit 4:3 Stimmen gegen Berlin durchgesetzt haben. Hörmann hatte sich enthalten.

Nach einer viereinhalbstündigen Diskussion mit einer Expertenrunde hatte Hörmann schon vor der finalen Präsidiumssitzung zufrieden festgestellt: "Die olympische Idee ist spürbar angekommen. Wichtige Vertreter der Gesellschaft warten nur auf den Startschuss, um dann hoch engagiert einzusteigen."

Hamburg hatte sich bereits vor zwölf Jahren um Olympia 2012 bemüht, im innerdeutschen Rennen aber gegen Leipzig den Kürzeren gezogen. "Hamburg hat ein faszinierendes Konzept im Sinne der Entwicklung für die Zukunft präsentiert", erklärte Hörmann. Als Vorteile nannte er "die Nähe des Olympischen Dorfes zu den Wettkampfstätten und die Möglichkeit, die Spiele auf Schiff und Fahrrad zu erreichen."

Die Hansestadt rechnet nach ersten Kalkulationen für Neubau und Sanierung mit Kosten in Höhe von 1,38 Milliarden Euro. Inklusive Planungs- und Kostenrisiken sowie Preissteigerungen bis 2024 oder 2028 wird von Investitionen in Höhe von 2,09 oder 2,17 Milliarden Euro ausgegangen. Als reine Bewerbungskosten werden rund 50 Millionen Euro veranschlagt.

Zunächst müssen jedoch die 1,7 Millionen Hamburger überzeugt werden, die wahrscheinlich Anfang September bei einer Bürgerbefragung das endgültige Okay geben müssen. Am 15. September muss der DOSB die offizielle Kandidatur für die XXXIII. Olympischen Sommerspiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einreichen. Die Vergabe findet im Sommer 2017 auf dem IOC-Kongress in Lima statt.

Die stolze Hansestadt wird sich dann starker internationaler Konkurrenz stellen müssen. Favorit Boston und Rom stehen als Bewerber für das Großereignis in neun Jahren fest. Auch Paris erwägt eine Kandidatur. Möglicherweise steigen auch Budapest, Istanbul, Doha, Baku und eine australische Stadt ins Rennen ein.

Im internationalen Wettstreit wird Hamburg die Unterstützung aus ganz Deutschland benötigen. Die Spitzensportverbände, von denen 18 für Hamburg und elf für Berlin votiert hatten, sagten diese bereits am Sonntagabend bei ihrem Treffen mit der DOSB-Spitze zu. Auch Berlin will sich hinter den Bewerber stellen. "Olympia ist ein Projekt für ganz Deutschland", sagte Hörmann. "Packen wir es an!"