Im Original blickt Moltke vorausschauend in die Ferne, in seiner Adaption lässt Götze ihn Müll wegblasen. Foto: Achnitz

Pop-Art-Künstler Moritz Götze aus Halle setzt historische Bilder neu in Szene.

In den Räumen der Städtischen Galerie in Offenburg ist derzeit die Ausstellung "Schwarz-Rot-Gold" des Malers, Grafikers und Objektkünstlers Moritz Götze aus Halle zu sehen. Sie zeigt Götzes Auseinandersetzung mit Kunst, Geschichte und Literatur.

Offenburg. Moritz Götze ist 1964 in Halle/Saale geboren und absolvierte zunächst eine Lehre als Möbeltischler, bevor er sich 1981 bis 1985, also noch in der DDR, als Gitarrist und Sänger in der Punkband "Größenwahn" engagierte. Von 1985 bis 1995 betrieb er eine Grafikwerkstatt, in der zahlreiche Plakate und Siebdrucke entstanden.

Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten etablierte er sich schnell als professioneller Künstler, der außer mit Siebdruckmappen, Malerei und Zeichnungen vor allem mit Emaille-Arbeiten auf sich aufmerksam machte, etwa mit Reklametafeln für fiktive Produkte.

In seinen Werken finden sich Einflüsse aus Pop Art, Comic und mittelalterlicher Buchillustration. Eines seiner Stilmittel ist die Überführung bekannter klassischer Meisterwerke in die Popartkunst der Gegenwart. In der Ausstellung sind dies vor allem Ölgemälde auf Leinwand, Zeichnungen und Bilder in Mischtechnik, zum Teil großformatige und mehrteilige Emaille-Kompositionen, aber auch ein umgestalteter Flipper sowie der "Novalis-O-Mat", der für fünf Cent wie ein "einarmiger Bandit" zu bedienen ist. "Romantik gewinnt immer" – aber Vorsicht: "Bei der Gewinnausschüttung herrscht Willkür", mahnt die Beschriftung des Automaten.

Ein Gang durch die Ausstellung ist eine Bildungs- und Zeitreise durch die europäische Kulturgeschichte. "Im Bewusstsein der jahrhundertealten Präsenz einer populären Kunst in Deutschland unternimmt Götze die nachträgliche Popularisierung der deutschen Kunstgeschichte", schreibt der Erfurter Galerist Jörk Rothamel, der die Ausstellung mit veranstaltet.

Bunter Generalstabschef mit Laubbläser

Ein Beispiel dafür ist Götzes Adaptation des Gemäldes "Moltke vor Sedan", in dem der Historienmaler Anton von Werner 1884 den preußischen Generalfeldmarschall Graf von Moltke auf dem Feldherrnhügel in den Ardennen während der entscheidenden Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 abbildete. Während von Werners Gemälde in großer Detailliertheit wie eine Fotografie anmutet, zeigt Götze einen knallbunten Generalstabschef, der mit einem Laubbläser bewaffnet die Reste des Schlachtfeldes zusammenkehrt: Moltke gilt wie Otto von Bismarck als Wegbereiter der Reichsgründung von 1871.

Beim Betrachten der Bilder findet so einerseits eine Beschäftigung mit den jeweiligen Vorlagen, ihrer Entstehungszeit und ihren Entstehungsumständen statt, andererseits aber auch eine Auseinandersetzung mit dem, was Moritz Götze daraus gemacht hat. Und das ist vor allem ganz schön bunt.

Die Ausstellung ist bis zum 5. Februar zu sehen, die Städtische Galerie am Kulturforum ist dienstags bis freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die nächste Führung findet am Sonntag, 13. November, um 11 Uhr statt.