Menschen mit Magersucht verlieren laut einer Studie den gesunden Blick auf den eigenen Körper. Foto: Kalaene Foto: Schwarzwälder-Bote

Krankenkasse zählt mehr Fälle von Essstörungen / Vor allem junge Frauen betroffen

Die Zahl der Menschen, die von Essstörungen betroffen sind, ist laut einer Studie der AOK deutlich angestiegen. Besonders betroffen davon sind junge Frauen und Mädchen.

Ortenau (red/fs). Wer dünn ist, ist schön. So gaukelt es die Modeindustrie in Anzeigen und in den Schaufenstern von Modehäusern vor, heißt es in einer Mitteilung der AOK. Und auch die Casting-Shows im Fernsehen zeigen demnach Wirkung. Doch der Schlankheitswahn kann gefährlich Folgen haben: Er kann krank machen, in die Sucht treiben und tödlich sein.

Die AOK Südlicher Oberrhein zählte im Ortenaukreis im Jahr 2014 mehr als 360 Versicherte mit Essstörungen. Das ist im Vergleich der vorangegangenen sieben Jahre der höchste Wert und hat sich seit 2008 fast verdoppelt. Männer spielten in dieser Statistik nur eine kleine Nebenrolle. Mädchen und Frauen zwischen 15 und 50 Jahren sind am stärksten betroffen.

Von den 360 Versicherten mit Essstörungen leiden im Ortenaukreis 85 Menschen an Magersucht, einer besondere Form der Essstörung. "Auch hier stellen wir einen rasanten Anstieg fest", sagt Bettina Dürr, Ernährungsberaterin der Krankenkasse. "Seit 2010 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt".

Ein Blick auf die Altersstatistik verrät, dass Magersucht vor allem ein Thema für Mädchen und junge Frauen ist. Die höchsten Raten finden sich bei den 15- bis 19-Jährigen, dann bei den 20- bis 29-Jährigen, heißt es in der Mitteilung weiter. "Magersucht ist die vermutlich bekannteste Essstörung", erklärt Dürr. "Aber nicht die häufigste."

Hauptmerkmal für eine Magersucht sei ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen ganz bewusst herbeiführen. Oft beginne die Erkrankung mit einer normalen Diät, die allerdings nicht beendet wird. Man beginne zu hungern, habe trotz Untergewichts das Gefühl, zu dick zu sein, habe ständig Angst vor Gewichtszunahme und verliere den gesunden Blick auf den eigenen Körper. Extremes Untergewicht werde nicht als solches empfunden. Eine Magersucht ist immer auch Ausdruck psychischer Probleme, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Erkrankungsbeginn ist meist vor, während oder nach der Pubertät

Das Streben nach Schlankheit sei sehr gefährlich und oft mit lebensbedrohlichen Folgeerscheinungen verbunden. Meist sterben Frauen in jungem Alter an deren Folgen wie Herzrhythmusstörungen und Nierenschaden, ein Drittel durch Suizid. Das Gefährliche sei, dass Betroffene ihre Situation unterschätzen, da sie kein Krankheitsgefühl entwickelten. Schon beim Wahrnehmen der ersten Symptome sollten sich Betroffene und Angehörige bei ihrem Arzt nach einer geeigneten Therapie erkundigen.