Das "Bienger Vokalensemble" unter der Leitung von Volker Fehse (rechts) Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

"Bienger Vokalensemble" überzeugt bei seinem Auftritt in Seelbach / "Miserere Dei" als Höhepunkt

Von Alfons Vögele

Seelbach. Mit der Einladung des "Bienger Vokalensemble" ist der evangelischen Kirchengemeinde Seelbach ein Glücksgriff gelungen. Der kleine, aber stimmgewaltige Chor unter der Leitung von Volker Fehse aus dem Raum Freiburg erfreute die Zuhörer mit kirchenmusikalischen Kostbarkeiten der Renaissance, des Barock und der Moderne, die in die Thematik und Gefühlslage des Monats November eingebettet waren.

Das Konzert stand unter dem Thema "Miserere – Erbarme dich". Die Entfaltung dieser Bitte in verschiedenen Chorsätzen umfasste, was man früher als "die letzten Dinge" begriff: Sterben, Tod und Ewigkeit, Krankheit, Leid, Schuld und Sühne. Johann Sebastian Bachs Choralsatz "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig" griff ebenso wie die Motette "O Tod, du bist ein bittre Gallen" die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Menschen auf. Die Klagen der Menschheit erhielten ungeheure Intensität in Luthers Choral "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" und in der modernen Vertonung des Psalms 130 "De profundis" von Arjan van Baest, der sich in seiner ruhig-fließenden Melodik von der Klage zur tröstlichen Gewissheit des Erbarmens Gottes wandelt. Die Motteten "Unser keiner lebt ihm selber", und "Die mit Tränen säen" von Heinrich Schütz, überzeugend vorgetragen, griff die Hoffnung des Lebens ebenso auf wie die beiden Motetten "Herr, lass meine Klage" und "Was betrübst du dich, meine Seele" von Johann Hermann Schein. Der Gründonnerstagsliturgie entstammt der Satz "Ubi caritas et amor" in einer modernen Vertonung von Ola Gjelo, der mit kühnen Modulationen die Aussagen des Textes wunderbar transponiert.

Höhepunkt des Konzerts war zweifellos das neunstimmige "Miserere Dei" von Gregorio Allegri. Das geheimnisumwitterte Werk war über Jahrhunderte der päpstlichen Karwochenliturgie zu den Trauermetten in der Sixtinischen Kapelle vorbehalten. Unter anderem berichten Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Franz Liszt von dieser Vertonung des Bußpsalms 50, den sie in der Sixtina hörten. Der junge Mozart hatte das "Miserere" nach der Anhörung aus dem Gedächtnis notiert. Der Komponist Franz Wittenbrink sagte einmal über dieses Stück: "Wenn es einen Himmel gibt, muss er in diesen Klängen liegen". Und genau so macht das Vokalensemble das "Miserere" erfahrbar. Für seine Darbietungen erhielt der Chor reichen Beifall.