Der Schutzboden liegt schon in der Sporthalle des Kreisschulzentrums in der Zähringerstraße in Offenburg, die Steckdosenleisten sind an der Wand angebracht. In knapp vier Wochen leben dort, nach dem Plan, den Bauingenieur Philipp Butz in Händen hält, 199 Menschen. Um den Strombedarf zu decken, errichtete das E-Werk eine neue Trafostation auf dem Gelände. Foto: Deckert

Landratsamt richtet Gebäude am Kreisschulzentrum ein. Container stehen auf dem Parkplatz.

Offenburg - Mitte Oktober sollen in der Sporthalle des Kreisschulzentrums Offenburg 199 Flüchtlinge einziehen. Zudem sollen 80 weitere in einem Containerdorf auf dem Parkplatz hinter der Halle unterkommen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren.

Der Hallenboden ist schon mit einem speziellen Schutzboden überzogen, an den langen Wänden am Kopf und Fuß des Gebäudes sind die Steckdosenleisten für 40 Kühlschränke und entlang aller vier Wände 100 weitere für Föhns oder Handys befestigt. »Normalerweise hat die Halle einen Strombedarf von 180 bis 200 Kilowatt – wenn 199 Menschen hier leben, werden es 250 bis 350 Kilowatt«, erklärt Philipp Butz, Bauingenieur beim Gebäudemanagement des Ortenaukreises und zuständig dafür, die Halle bewohnbar zu machen. Zusätzlich kommt der Strom hinzu, der für die 20 Wohncontainer auf dem Parkplatz gebraucht wird und auch der Bedarf für die Küchencontainer mit 20 Herden, für die Container mit 24 Waschmaschinen und 24 Trocknern sowie der Strom für die Badezimmer- und Sozialraumcontainer.

Die bisherige Stromversorgung der Halle kann diesen Bedarf nicht decken. Also hat Butz in Zusammenarbeit mit dem E-Werk eine neue Trafostation am Parkplatz installieren lassen. »Da hatten wir Glück, dass die beim E-Werk noch auf dem Hof stand und wir sie gleich haben konnten«, betont der Bauingenieur. Denn: Von dem Beschluss, die Halle für Flüchtlinge umzufunktionieren bis zu ihrem Einzug haben er und die 18 Handwerker aus sieben Gewerken gerademal acht Wochen Zeit. Kostenpunkt für das Projekt: zwischen 80.000 und 85.000 Euro. Davon gehen allein 60.000 Euro ans E-Werk. Trennwände wird es in der Sporthalle später nicht geben – 100 Doppel-Feldbetten werden blockweise aufgestellt, zwei Meter Fluchtweg trennt die Männer und Frauen von ihren Mitbewohnern. »Das hat brandschutztechnische Gründe – so wie auch die Zahl der 199 Bewohner«, erklärt Butz. »Wir haben hier für nachts jemanden, der aufpasst, dass es nicht brennt. Derjenige wird im Regierraum sitzen und alles im Blick haben – das geht leider nicht mit Trennwänden.« Rückzugsräume gibt es daher nur in den Sozialraumcontainern.

Familien mit Kindern werden wohl in den 16 Quadratmeter großen Containern untergebracht. Dort leben nach den Vorgaben der Landesregierung zwischen zwei und vier Menschen pro Wohneinheit.
Für Lahr gelten ähnliche Zahlen

Ansonsten wird es ein bis zwei Sozialarbeiter und einen Hausmeister geben, die sich um die Menschen kümmern und ihnen helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Einkaufen, kochen und putzen werden die Hallen- und Containerbewohner selbst. Auch die 20 Toiletten und acht Pissoires werden von ihnen gereinigt. Welche Nationalitäten ab Mitte Oktober neben dem Kreisschulzentrum leben werden, steht noch nicht fest. Auch nicht, ob die Menschen ihre Asylanträge schon gestellt haben werden, wenn sie in den Bussen nach Offenburg kommen werden.

Wohl in der letzten Oktober- oder ersten Novemberwoche wird dann auch die Ortenauhalle in Lahr bezugsfertig sein. Größentechnisch ist sie laut Butz mit der Kreissporthalle vergleichbar – auch in Lahr werden demnach 199 Menschen unterkommen, auch dort wird es keine Stellwände für Privatsphäre geben. Die Turnhalle der Schule in Wolfach wird laut Alexandra Roth, Leiterin des Migrationsamts, nicht mehr zur Unterbringung in Betracht gezogen, da sie so eng mit der Schule verbaut ist, dass eine ordentliche Trennung nicht erfolgen kann.

Apropos Schule: In Offenburg ist laut Butz sichergestellt, dass so wenige Schul- und Vereinssport wie möglich ausfällt. Denn: Es gibt in der Nähe eine weitere Turnhalle, die genutzt werden kann. Roth würde sich zudem freuen, wenn Vereine und auch die Schüler, die die Flüchtlinge jeden Tag sehen werden, sich einbringen – mit Deutschunterricht, Sportangeboten oder anderen Aktionen. Auch in Lahr. Spenden sollten nicht direkt in den Hallen abgegeben werden. »Ich bitte die Menschen, sich mit den Sozialarbeitern in Verbindung zu setzen«, so Roth.