Ein Anblick mit Seltenheitswert: Dicht gedrängt sitzen die Besucher am Mittwochabend bereits eine Viertelstunde vor Sitzungsbeginn im Hornberger Rathaussaal. Einige Gemeinderäte kommentierten dies spontan so: "Es wäre schön, wenn das öfters mal der Fall wäre, denn wir haben immer wichtige Themen zu entscheiden." Fotos: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Unmittelbar nach der diesjährigen Badesaison wollen sich die Planer treffen und das weitere Vorgehen festlegen

Der Hornberger Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Mittwoch einstimmig die Sanierung des Freibads beschlossen und gleich das weitere Vorgehen festgelegt. Für diese Entscheidung erhielt er vom Publikum kräftigen Applaus.

Hornberg. Dieser Anblick hat Seltenheitswert: Dicht gedrängt sitzen die Besucher am Mittwochabend bereits eine Viertelstunde vor Sitzungsbeginn im Hornberger Rathaussaal. Diejenigen, die erst kurz vor Sitzungsbeginn kommen, müssen sich seitlich auf der hölzernen Heizungsabdeckung eine Sitzmöglichkeit suchen.

Grund des riesigen Interesses ist der Tagesordnungspunkt 1: "Sanierung des Freibads, Grundsatzbeschlüsse und weiteres Vorgehen". Bürgermeister Siegfried Scheffold geht anhand einer Powerpoint-Präsentation – und klar verständlich durch ein Mikrofon – die bereits in der Einwohnerversammlung vorgestellten Eckdaten durch und geht insbesondere auf die Aktualisierungen ein.

Geometrie unverändert

Bei der Sanierung soll – wie bereits ausführlich berichtet – an der Beckengeometrie selbst nichts verändert werden, auch die Umkleiden bleiben bestehen. Die Wasserfläche des Schwimmbeckens wird geringfügig verkleinert, das Becken selbst soll den Planungen nach komplett in Edelstahl ausgekleidet werden, die Mehrkosten von 300 000 Euro sind bereits im Kredit berücksichtigt. Weitere wesentliche Elemente sind der Erhalt der 50-Meter-Bahnen, ein separater Springer- und Nichtschwimmerbereich und ein Schwallwasserbehälter. Auch das bereits sanierte Kinderbecken bleibt.

Technikgebäude bleibt

Entgegen den ursprünglichen Planungen wird das Technikgebäude erhalten. Die Filtertechnik wird modernisiert und erweitert, sodass sie problemlos den gesetzlichen Vorschriften entspricht.

Der Zeitplan für den Umbau selbst ist sportlich: Bereits unmittelbar nach der diesjährigen Badesaison wollen sich die Planer treffen und das weitere Vorgehen festlegen (siehe Infokasten).

Dazu muss vorab eine Baugrunduntersuchung im Bereich des künftigen Springerbeckens durchgeführt werden. Diese Arbeiten sind die Grundlage der weiteren Planungen.

Stillgelegt wird die derzeitige Gasheizung im Schwimmbad, dafür wird auf der Dachfläche der Umkleidekabinen eine Solarthermie-Anlage installiert.

Zudem wird eine modular aufgebaute Anlage zur Gewinnung elektrischer Energie und Wärme angeschafft, die vorzugsweise am Ort des Wärmeverbrauchs – hier am Freibad – betrieben wird. Auf Vorschlag einiger Gemeinderäte könnte die Anlage aber auch wechselweise mit der Sporthalle zum Einsatz kommen. Nach der Präsentation nehmen die Gemeinderäte Stellung. Leider ohne Mikrofon, was einige der Zuhörer bedauern.

"Sehr guter Vorschlag"

"Wir hatten nur zwei Möglichkeiten, nämlich zu- oder weitermachen", zieht Erich Fuhrer, Fraktionsvorsitzender der CDU, in seinem Statement Bilanz. Er lobt den "sehr guten Vorschlag und die guten Vorbereitungen" durch Verwaltung, Arbeitskreis Freibad und der Bürgerinitiative.

"Mit den zwei Millionen Euro Investitionskosten kann man durchaus leben", so Fuhrer und betont: "Künftig wird die Hälfte der Unterhaltungskosten gespart." Bedenken sieht er nur bei dem "sehr sportlichen Zeitplan: "Vielleicht wäre ein etwas späterer Baubeginn besser?" Die CDU stimmt dem Projekt laut Fuhrer jedenfalls geschlossen zu.

Chance sofort nutzen

Das gilt auch für die SPD-Fraktion. "Nach dem langen Warten müssen jetzt Taten folgen", sagt deren Fraktionssprecher Rolf Hess. Jetzt sei die Chance da, die Sanierung in Angriff zu nehmen.

Fritz Wöhrle (Freie Wähler) schlägt vor, statt der Kostendeckelung "auf maximal 2 Millionen Euro" lieber die Formulierung "Ziel sollte 2 Millionen Euro netto sein" zu verwenden. "Das ›Maximal‹ ist für mich Schallgrenze, da darf ich nicht drüber, was aber ist, wenn die Sache vielleicht 50 000 Euro teurer wird", fragt er.

"Eine Kostenobergrenze hat noch nie geschadet, aber wir haben im Bedarfsfall die Freiheit, leicht nach oben zu gehen", antwortet Bürgermeister Scheffold.

Zuschussbetrieb

Gottfried Bühler (CDU) kündigt an, dem Projekt ebenfalls zuzustimmen, allerdings "nur schweren Herzens". Er sah den Abmangel von 130 000 Euro pro Jahr als "sehr optimistisch" gerechnet.

Das Schwimmbad sieht Bühler als Zuschussbetrieb: "Mit dem Geld könnten pro Jahr vier Kilometer Straße saniert werden." Straßen werden laut Bühler von mehr als 50 Prozent der Bürger genutzt, das Freibad jedoch nur von fünf Prozent. Der Kredit binde die Haushaltsentscheidungen für die kommenden 25 Jahre. "Wir müssen künftig an der Gebührenschraube drehen", sorgt sich Bühler.

"Es gibt kein öffentliches Bad in Deutschland, welches nicht Zuschussbetrieb ist", entgegnet dazu Scheffold. Er informiert, dass Zuschussgelder auch aus dem ELR-Programm "Entwicklung Ländlicher Raum" möglich sind.

"Jeder Zuschuss bedeutet für die Stadt eine geringere Kreditbelastung", betont Scheffold. Ausdrücklich begrüßt er zudem die geplante Gründung des "Fördervereins Freibad Hornberg e.V.": "Das ist eine prima Sache für die Bauzeit und die Zukunft."

Donnernder Applaus bricht im Ratssaal aus, als der Gemeinderat sich schließlich einstimmig für die baldige Sanierung des Freibads ausspricht.

 Beschluss: Die Sanierung soll schnellstmöglich mit dem Ziel Baubeginn im September 2017 angegangen werden. Grundlage der Planung ist die Sanierungsvariante 4.1 mit separatem Springerbecken, vier 50 Meterbahnen, einem Nichtschwimmerbereich sowie einer Beckenauskleidung in Edelstahl. Die Kosten für den städtischen Haushalt sollen maximal zwei Millionen Euro netto betragen. Eventuell darüber hinaus gehende Kosten sollen über städtische und ehrenamtliche Eigenleistungen sowie Spenden und Zuwendungen Dritter gedeckt werden.

  Durchführung und weiteres Vorgehen: Die Firma Bigus oder ein regionaler Anbieter wird laut Angebot in Höhe von 6400 Euro netto beauftragt, unmittelbar nach Schluss der Badesaison 2016 eine ergänzende Baugrunduntersuchung durchzuführen. Auf der Grundlage der Angebote vom 21. Juli 2016 wird mit der Planung der Technischen Ausrüstung die Firma Fritz Planung, mit der Objektplanung Sterntek Architekten beauftragt. Es erfolgt jeweils stufenweise Beauftragung. Es wird ein festes Honorar auf der Grundlage der vorliegenden Kostenberechnung vom 11. November 2015 vereinbart. Die Maßnahmen "Dachertüchtigung des Umkleidegebäudes und Verbesserung der Gebäudehülle Technikgebäude" werden unter der Regie des Stadtbauamtes geplant und durchgeführt und sind nicht Gegenstand des Auftrags. Ein Baubeschluss kann erst nach Vorlage der Entwurfsplanungen und der daraus resultierenden exakten Kostenberechnungen nach DIN 276 gefasst werden.

  Finanzierung: Die Baumaßnahme soll im Wesentlichen über eine Kreditaufnahme finanziert werden. Die Verwaltung wird beauftragt, weitere Zuschussmöglichkeiten (beispielsweise ELR, Toto-Lotto) und zinsgünstige Darlehen zu prüfen. Die derzeit im Eigenbetrieb Wasserversorgung gehaltene EGT-Beteiligung soll künftig dem Freibad zugutekommen.

Die Verwaltung wird beauftragt, die Gründung eines gemeinsamen oder eines separaten Eigenbetriebs Freibad mit Steuerberater, Gemeindeprüfungsanstalt und Finanzverwaltung abschließend zu prüfen.

  Bürgerinitiative: Der Gemeinderat würdigt ausdrücklich das bisherige Engagement der Bürgerinitiative und der Ehrenamtlichen und begrüßt die angekündigte Gründung des "Fördervereins Freibad Hornberg e.V.".