Die beiden Hauptsponsoren Helmut Becker (links), Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Offenburg/Ortenau und Dietmar Weiss (rechts, Prokurist bei den Badischen Stahlwerken) freuen sich mit Ewald Elsässer (Zweiter von links, Leiter des Amts für Waldwirtschaft), Forstbezirksleiter Bernhard Ihle und Schwanaus Bürgermeister Wolfgang Brucker über das neue Heft. Foto: Deckert Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortenaukreis veröffentlicht Broschüre zum Thema Leben am Rhein

Von Sabrina Deckert

Ortenau. Die Flussauen des Rheins haben den Ortenaukreis geprägt. Die Auewälder tragen bis heute zum hohen Naherholungsfaktor der Region bei. Grund genug für das Amt für Waldwirtschaft im Ortenaukreis, dem Fluss eine eigene Publikation zu widmen: "Leben mit dem wilden Rhein – 450 Jahre Naturerbe Rheinaue Ortenaukreis" heißt das 27 Seiten dicke Heftchen.

Helmut Volk und Bernhard Ihle sind die beiden Spezialisten, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Ihle präsentierte die Broschüre am Erscheinungsdatum in Schwanau – einer der zehn rheinanliegenden Gemeinden im Landkreis. Deren Bürgermeister Wolfgang Brucker kommentierte das Heft wie folgt: "Wer immer nach vorne schaut, kann auch mal einen Blick nach hinten werfen." Und: "Wir haben eine enge Beziehung zu unserem Wald."

3000 Hektar Rheinauenwald liegen auf dem Gebiet des Ortenaukreises – der größte Teil, so Ihle, gehört Gemeinden. 60 Kilometer am Rhein entlang zögen sich Schutzgebiete wie eine Perlenschnur entlang. Oft, so Ihle, würden die Rheinauen als badische Urwälder bezeichnet. Das stimme so nicht. Zwar herrsche eine große Artenvielfalt bei Flora und Fauna, aber ein Dschungel sei etwas anderes. Denn: "Die Rheinaue ist eine Kulturlandschaft, von Menschen und Fluss geprägt. Sie ist vielleicht urig, aber kein Urwald", betonte Ihle. Auch wenn es dort Schlingpflanzen gebe.

In sechse Kapiteln geben er und Volk eine Hinführung zum Thema, klären über die Rheinaue bis 1800 auf, beschreiben das Jahrhundert der Rheinkorrektion und die Rheinaue im 20. Jahrhundert. Sie ziehen ein Resümee und stellen abschließend Fragen an die Zukunft.

So lernt der Leser im dritten Kapitel beispielsweise über das Wirken von Johann Gottfried Tulla, über aufgeschüttete und abgebaute Dämme, über Kahlhiebe, die teilweise 15 bis 30 Hektar Holz vernichteten, über Ersatzaufforstung und Faschine. Damals änderte der Auewald sein Gesicht: von einer Niederwaldnutzung mit Eichen, Eschen, Nüssen und Nadelhölzern zu einer Mittelwaldbewirtschaftung mit mehr Nutzholz hin zu einer Hochwaldbewirtschaftung ab 1920. Um Schifffahrt und Kraftwerksnutzung, Siedlungsentwicklung und den Ausbau des Rheins dreht sich alles im vierten Kapitel. Denn: "Der Mensch ist hier schon immer zugange gewesen und Rheininseln, Landzungen, Ufer und Hinterland wurden für seine Zwecke genutzt", heißt es in dem neuen Heft. "Die Gemeinden müssen mitentscheiden, sich stärker einbringen, wenn es um die Nutzung ihrer Waldflächen geht", fordert Ihle. Daraus ergeben sich weitere Fragen an die Zukunft: Welche Art und Intensität der Freizeitnutzung verträgt diese Landschaft? Wie soll die künftige Waldbewirtschaftung aussehen?

Die Broschüre liegt ab Montag, 17. März, bei den Rathäusern und Ortschaftsverwaltungen der rheinanliegenden Gemeinden aus und kann kostenlos mitgenommen werden.