Am zweiten Verhandlungstag wurden unter anderem die Vorstrafen der Angeklagten verlesen. Foto: Symbolfoto: Hartmann

Landgericht: Prozess wegen des schweren Raubüberfalls auf Juweliergeschäft fortgesetzt.

Offenburg - Das Landgericht Offenburg hat gestern die Verhandlung gegen drei Männer fortgesetzt, die das Juweliergeschäft Spinner überfallen hatten. Am zweiten Verhandlungstag standen der Tathergang und die Zeugenaussagen im Mittelpunkt.

Bereits am ersten Verhandlungstag hatten die drei polnischstämmigen Angeklagten eingeräumt, das Juweliergeschäft in Offenburg überfallen zu haben (wir berichteten). So ersparten sie vielen der ursprünglich geladenen Zeugen, darunter drei Angestellte des Geschäfts, persönlich vor Gericht erscheinen zu müssen. Deren Aussagen wurden nun am zweiten Verhandlungstag verlesen.

Zum Tatablauf wurden Ausschnitte der Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras gezeigt. Zu sehen ist etwa, wie einer der Täter beim Betreten des Ladens zur Kamera hochschaut, bevor er sein Gesicht vermummt.

Im Laden zwangen die drei Räuber zuerst eine Angestellte mit einer echt aussehenden Spielzeugpistole, die ersten Vitrinen aufzuschließen. Derweil hatten jedoch ihre beiden Kolleginnen im Kellergeschoss mitbekommen, dass oben ein Überfall stattfindet, und zwei Alarmknöpfe gedrückt. Eine der Angestellten wurde brutal zu Boden geworfen und mit Kabelbindern gefesselt. Eine Auszubildende, auf Geheiß ihrer Kollegin ins Nachbarbüro geflüchtet, wurde entdeckt und ebenfalls niedergeworfen. Derweil wurden oben im Laden einige Vitrinen mit einem Hammer zerschlagen und ausgeräumt. Das Geschehen wirkt auf den Videobändern trotz sichtbarer Anweisungen des mutmaßlichen Chefs, der auch die Pistole hielt, gelegentlich unkoordiniert und aufgeregt.

Schließlich verließen die Räuber mitsamt der Beute im aktuellen Verkaufswert von rund 417 000 Euro den Laden. Mittlerweile war die Polizei ohne Martinshorn eingetroffen. Auf deren Warnruf rannten die Räuber weg, wobei sie die Beute fallen ließen. Ein Verkäufer des Nachbargeschäfts stellte einem der drei ein Bein, sodass dieser gefasst wurde. Bei ihm wurde ein Hotelbeleg aus Freiburg gefunden, die Bleibe in der Folge observiert. Seine beiden Mittäter waren so unvorsichtig, sich dort Stunden später sehen zu lassen, wurden dann im Hotel ohne Widerstand festgenommen.

Die Verkäuferinnen hatten später Albträume und Schlafstörungen, wurde bei der Verlesung ihrer Aussagen deutlich. Sie brauchten psychologische Hilfe – besonders die Auszubildende, die Todesängste erlitten hatte: "Ich dachte, jetzt bringen die mich um." Einer der Täter hatte sie, schon am Boden liegend, brutal geohrfeigt, weil sie schrie. Ihre Kollegin wurde an den Haaren vom Boden hochgezogen. Ein anderer Täter versuchte hingegen, die Frauen zu beruhigen, dass ihnen nichts geschähe. Durch das Video ist allen drei Räubern eindeutig zuzuordnen, was sie anrichteten. Während der Sitzung äußerten sie sich allerdings nicht dazu.

Schließlich wurden noch die Vorstrafenregister der Angeklagten verlesen. Da lagen mehrere hohe Papierstapel auf dem Richtertisch. Insbesondere beim mutmaßlichen Drahtzieher gestaltete sich das langwierig: angefangen bei Jugendstrafen, fortgesetzt mit zahlreichen, zum Teil schweren Diebstählen, überwiegend von Autos. Seine kriminelle Karriere hatte er schon als Jugendlicher in Polen begonnen – und in Deutschland fortgesetzt.

Am dritten Prozesstag Ende Oktober sollen unter anderem Gutachten zur Sprache kommen. Dabei könnte es darum gehen, ob die Angeklagten bei dem Raub – wie behauptet – unter Drogen standen. Zwei wollen zuvor reichlich Kokain und Cannabis konsumiert haben.