Riechen, kosten, fühlen: Beim Mühlenfest des Vereins Poliohilfe Kenia-Oberwolfach im Rankachtal bereitete es den Kindern sichtlich Freude, das Geschehen aus der Nähe zu betrachten und die uralten Apparaturen auszuprobieren. Foto: Haas

Polio-Hilfe organisiert Mühlenfest / Viele Gäste feiern mit

Die Vorstandsgruppe um Otto Bonath, Anton Gebert, Marianne Dieterle und Daniel Schrempp der Polio-Hilfe Kenia-Oberwolfach hat am Pfingstmontag wieder ein riesiges Fest gemeistert. Möglich war dies nur aufgrund der großen Helferschar von Mitgliedern und Freunden.

Oberwolfach. Diese zahlreichen Mitglieder und Freunde halfen der Vereinsspitze beim Aufrichten des Festzelts, Bewirten, Braten und Backen. So hat sich das alle zwei Jahre durchgeführte Mühlenfest auch in diesem Jahr wieder als höchst beliebtes dörfliches Ereignis erwiesen.

Dabei kam einmal mehr die Dankbarkeit der Oberwolfacher und vieler Menschen aus der Umgebung für das großartige selbstlose Engagement der Vereinsmitglieder mit der einzigartigen Festplatz-Idylle beim Diesemichelshof im Rankach zusammen. Vielen war das Fest auch in diesem Jahr wieder ein willkommener Anlass, um den Heimatort zu besuchen. So konnten sich einige sicher sein, zahlreiche alte Bekannte zu treffen.

Besonders genützt wurde beim schönen Nachmittagswetter die Gelegenheit, eine Wanderung sowie eine kleine Radtour in den Rankach zu unternehmen.

Vom Spinnerberg her kann bekanntlich der Festplatz über den Rankachhangweg leicht und bequem erreicht werden. Dabei wurden die Sportler dann noch mit herrlichen Ausblicken in das Wolf- und Rankachtal belohnt.

Auch am Montag wurde das Fest genutzt, um der klappernden Mühle am Rankachbach einen Besuch abzustatten. Lorenz Echle mit Familie aus dem Hauserbach, der den Hof bewirtschaftet, und Gebhard Echle vom Diesemichelshof haben die Mühle im Vorfeld festlich herausgeputzt. Auch haben sie dafür gesorgt, dass der Ablauf reibungslos funktionierte.

Räderwerk streikt

So konnte den ganzen Tag über das Mahlen des Getreides demonstriert werden. Als das komplexe Räderwerk zwischendurch streikte, war Lorenz Echle besonders gefordert. Wagemutig kroch er zwischen Schaufelrad und Gestänge hindurch, um die Mühle wieder in Gang zu setzen.

Alt-Zimmermeister Ludwig Feger honorierte diesen Einsatz, indem er dem "angestaubten Müller" ein frisch gezapftes Bier vom jenseitigen Ufer herüber balancierte, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. "Trink emol e Schluck zwischedurch, des hesch verdient für dei anstrengende Ärbet", so sein anerkennendes Lob für den verdutzten "Müller".

Kinder staunen

Den vielen Kindern bereitete es sichtlich Freude, das Geschehen aus der Nähe zu betrachten und die uralten Apparaturen in Augenschein zu nehmen. Was für ein Erlebnis, die frische Kleie nicht nur zu riechen und zu kosten, sondern auch über die Hände und zwischen den Fingern hindurch rieseln zu lassen.

Wer sich mehr für die technischen Details interessierte, konnte sich Rat bei Lorenz Echle holen oder die liebevoll beschrifteten Infotäfelchen studieren. Darauf konnten spannende Einzelteile wie Rührtrögle, Rüttelstuhl und Trimmel in Augenschein genommen werden.

Chronik der 90er

Der inzwischen verstorbene Mühlenbauer Karl Brüstle aus Tennenbronn hat beim Restaurieren vor 25 Jahren alles bis ins Detail nicht nur geflickt oder erneuert, sondern auch dafür gesorgt, dass überall Beschriftungen angebracht wurden, die auch die Handschrift von Gebhard "Löns" Bächle tragen. In der ausgelegten Mühlenchronik wurde über die Arbeitseinsätze zu Beginn der 1990er-Jahre erinnert.

Bildhaft dokumentiert war auch, dass die Oberwolfacher durch das Hochwasser vom Dezember 1991 bei den Restaurierungsarbeiten total zurückgeworfen wurden.

Bonath hat als langjähriger Vorsitzender des Poliohilfe-Vereins bereits das allererste Mühlenfest noch unter schwierigen Bedingungen vor etwa 25 Jahren mit der Unterstützung vieler hilfsbereiter Rankacher direkt bei der Mühle organisiert.

INFO

Rentnergruppe

Feststellen mussten die Betrachter beim Mühlenfest auch, dass inzwischen viele von der damals aktiven Rentnergruppe im Schwarzwaldverein wie Walter Sum, Matthias Schoch, Emil Dieterle, Gottlieb Schuler, Ernst Armbruster, Egon Rauber und Eugen Wachendorfer mit Maurermeister Philipp Sum und als Gast-Helfer Helmut Kessler mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilen. Einige – wie der über 90 Jahre alte Johannes Armbruster – freuten sich hingegen, immer noch am Mühlenfest teilnehmen zu können. Mit dabei waren damals auch der Zimmermeister Gebhard Schrempp aus der Nachbarschaft, der Uhlbauer Hermann Dieterle, der heutige Ehrenbürgermeister Jürgen Nowak und der 80er-Jubilar Alois Schoch, damals Vorsitzender des Schwarzwaldvereins.