Das Hochfest zu Johannes dem Täufer wurde auch heuer in der Johanneskapelle im Rankach gefeiert. Foto: Haas Foto: Schwarzwälder-Bote

Johannistag in Rankacher Kapelle begangen / Mesnerdienste erledigt die Familie Sum

Oberwolfach (hgh). Traditionell wird in Oberwolfach zum Sommerhöhepunkt ein uralter Brauch gefeiert: Am Johannistag findet in der in der Johanneskapelle im Rankach eine Messe statt. Um diesen Ort ranken sich viele Geschichten.

Die Kapelle steht am Eingang zum Kurzenbachtal, das auf kurzem Weg in Richtung Oberharmersbach führt. Ihre Gründungsgeschichte liegt im Dunkeln. Die Kapelle besteht aus einem spätgotischen Chorraum einer einst größeren Kirche, deren Langhaus irgendwann einmal abgebrochen worden ist. Durch vier Spitzbogenfenster kann das Tageslicht den kleinen Innenraum erhellen.

In der Chronik von 1958 steht, dass das Alter der Kapelle unbekannt ist. In der heutigen Form soll sie jedoch auf das Jahr 1894 zurückgehen. Die Bausteine vom zuvor an dieser Stelle erbauten Kirchlein sollen von einer uralten, in Zerfall geratenen St. Cyriak-Waldkapelle stammen. Diese hat angeblich auf dem Schwarzenbruch im Bereich der sagenhaften Bergarbeiterstadt Benau gestanden. Vermutet wird auch, dass hier einst das Kloster stand, von dem aus die heilige Luitgard anno 1324 mit ihren 33 Schwestern in einer Prozession zur Gründung des Klosters nach Wittichen zog.

Für Mesnerdienste ist heute die Familie Sum vom Käppelebauernhof zuständig. Der Hof hat den Namen nach der Kapelle erhalten. Zu den einstigen Verpflichtungen gehörte das dreimalige Läuten am Tag, die Aufsicht über die Kapelle und das Abhalten der festtäglichen und sonntäglichen Rosenkranzandachten. Diese können allerdings so nicht mehr stattfinden, ebenso wie das Läuten, das schon vor mehreren Jahren auf den Mittag begrenzt wurde. 1891 war noch für das aufwendige Tagespensum ein jährliches "Aversum" (Abfindung) von 15 Mark festgelegt worden.

Heuer hat Pfarrer Benno Gerstner über den Patron der Kapelle, Johannes der Täufer, berichtet. Er ist – neben der Gottesmutter Maria – der einzige Heilige, dessen Geburtstag die Kirche neben dem sonst üblicherweise gefeierten Todestag begeht.

Der Johannistag wird auch heute noch als ein Fest des Sommerhöhepunkts gefeiert. Die Johannisnacht am 24. Juni gilt als die kürzeste Nacht des Jahres: An keinem Tag des Jahres leuchtet die Sommersonne länger. In manchen Gegenden brennen am Abend des 24. Juni die Johannisfeuer.

Auch die Bezeichnungen "Johannisbeeren" und "Johanniskraut" gehen auf den Johannistag zurück. Um diese Zeit reifen in den die für Kuchen, Marmelade oder auch Saft so begehrten roten, schwarzen oder auch weißen Beeren sowie das Johanniskraut, bekanntlich eine vielseitige und heutzutage wieder sehr geschätzte Heilpflanze.

Bedankt hat sich der Pfarrer am Johannistag auch bei Familie Sum für die sorgsame Pflege des Kleinods ebenso wie bei Familie Wilfried Groß sowie Sonja Welle für die musikalische Begleitung beim Gottesdienst. Mitgewirkt haben auch zwei Ministranten mit den passenden Namen Hannes und Johannes. Beide feierten ihren Namenstag.