Offenhaltung in Steillagen, die schwer bewirtschaftbar sind, soll sich mit dem neuen Mindestflur-Konzept bezahlt machen. Der Knäpplerhof im Erzenbach von der Familie Sum ist eine noch bewusste offene Landschaft und gilt als Musterbeispiel. Foto: Haas

Landwirte können mit besserer Förderung rechnen. Zwölf Bewirtschafter suchen bereits Rat.

Oberwolfach - Grünes Licht hat der Gemeinderat am Dienstagabend für das Offenhaltungskonzept gegeben. Es ist freiwillig und Landwirte können es in Anspruch nehmen. Ein "immenser Betrag" könnte dem Bürgermeister Matthias Bauernfeind zufolge nach Oberwolfach fließen.

Zuvor muss aber das Landratsamt (LRA) Ortenaukreis in Offenburg seine Genehmigung dafür erteilen. Dann fließen die Fördergelder. Der Gemeinderat erteilt den Anträgen der Landwirte fortan nur das gemeindliche Einvernehmen.

Das Konzept zur Sicherung der Mindestflur wurde bereits am Mittwoch vor einer Woche in der Festhalle vorgestellt (wir berichteten). Der Gutachter Roland Klink vom Büro für Landschaftsökologie und Gartenlandschaftsplanung und Regina Ostermann, Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Ortenaukreis, erläuterten den Idealplan dennoch auch vor dem Gremium. Nicht alle Gemeinderatsmitglieder hatten die Veranstaltung in der Festhalle nämlich besucht.

Bürgermeister Matthias Bauernfeind betonte erneut: "Wir machen keine Satzung, es ist kein verpflichtendes Werk." Er habe unter dem Publikum in der Festhalle vornehmlich junge Menschen ausgemacht. Er empfinde es als "optimale Förderkulisse".

Ratsmitglied Michaela Rothfuß (FW) wollte von Ostermann wissen, ob es denn schon konkrete Anfragen gebe. Die LEV-Geschäftsführerin erwiderte: "Zwölf Flächenbewirtschafter haben sich gemeldet. Da habe ich ordentlich zu tun." Sie bearbeitet die Anträge der Landwirte, die zwischen drei und 18 Hektar große Flächen anbringen möchten. Ein Vertragsabschluss nach der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) zwischen Kreis und Landwirten ist damit aber nicht gesichert, die Bewirtschafter müssen gewisse Auflagen erfüllen und erst dann werden die Gelder bewilligt. Infolge einiger Rechenbeispiele bemerkte Ostermann allerdings: "Die Arbeit (Anm. d. Red.: der Offenhaltung) wird bezahlt."

Martin Welle (CDU) fand das Konzept von Ostermann "blumig verkauft". Er bezweifelte, dass es so viele Ökobetriebe gebe, die die Förderung in Anspruch nähmen. Er forderte zudem, in den Beschlussvorschlag zu ergänzen, dass es keine Abzüge für Landwirte bei dem Konzept wegen gewisser Faktoren gebe.

Monika Luxem-Fritsch (FW) fand: "Tolle Sache, ich bin wirklich dafür." Die Bedingungen seien gut erfüllbar. Auch Martin Rebbe (FW) äußerte sich positiv: "Ich bin froh, das wir so weit sind." Er habe selbst in der Arbeitsgruppe diesen Prozess vorbereitet. Gleichzeitig machte sich Rebbe für die Forcierung eines erneuten Weidezaunprojekts stark, das zusätzlich zum Mindestflurkonzept laufen sollte. Erna Armbruster (FW) unterstrich: "Es ist keine Satzung, das möchte ich immer wieder sagen." Die meisten Gäste in der Festhalle hätten das nun auch verstanden, meint sie.

Info: Einverständnis mit Aufforstungsanträgen unter einer Bedingung

Nach dem Votum über das Mindestflurkonzept standen gleich fünf Aufforstungsanträge auf der Tagesordnung für die Gemeinderatsmitglieder. Final wird aber das Landratsamt darüber entscheiden. Betroffen sind die Bereiche auf dem Kurzenbach (Flurstück 395), Gelbach (183), der Hohrütte (451), dem Kurzenbach (406) sowie Rankach (365). Der Rat erteilte diesen Vorhaben mehrheitlich mit einer Enthaltung sein Einvernehmen – jedoch unter einer Bedingung. Da die Hohrütte ein "schwieriger Fall" ist, wie Bürgermeister Matthias Bauernfeind betonte, soll das LRA nochmals prüfen, ob die betroffenen Anwohner mit einer Aufforstung "auch wirklich leben können". Ratsmitglied Martin Rebbe (FW) bekannte, "schlaflose Nächte" wegen des Themas gehabt zu haben. Er stimmte den Anträgen vorbehaltlich zu und plädierte dafür, Weidezaunprojekte voranzutreiben. Martin Dieterle (FW) enthielt sich. Er wisse zwar, dass die Offenhaltung viel Arbeit machte, sehe durch Aufforstung aber auch Gefahr kommen.