Kirchliche und politische Prominenz gaben sich beim Festumzug am 15. August 1965 die Ehre, um die Partnerschaft zwischen Oberwolfach und Still im Elsass zu veranlassen. Archivfoto: Haas Foto: Schwarzwälder-Bote

Oberwolfacher kann sich an Beginn der Partnerschaft erinnern / Vor 50 Jahren galt es noch, Francs umzutauschen

Von Hans-Gottfried Haas

Oberwolfach. "50 Jahre Still – Oberwolfach", diese langjährige Partnerschaft feiern Bürger aus beiden Gemeinden am Sonntag, 20. September, in Oberwolfach. Anlässlich des Jubiläums hat sich der Oberwolfacher Meinhard Gebert für den Schwarzwälder Bote Kinzigtal an die Anfänge dieser besonderen Freundschaft erinnert.

Vom unmittelbaren Erleben der Gründung der Partnerschaft zwischen Still und Oberwolfach kann eigentlich nur noch der im 90. Lebensjahr stehende Meinhard Gebert detailliert und als Zeitzeuge Auskunft geben. Als damaliger Gemeinderat und aktiver Musiker hat er die Ereignisse rund um die Begründung der "Jumelage" mitbekommen. Aus Anlass des bevorstehenden Festes in Oberwolfach hat er in den Alben aus der damaligen Zeit geblättert. Anregungen bekam er bei seinen Erinnerungen von Ehefrau Hilda, die damals im Kirchenchor der Pfarrkirche aktiv war.

Als in den 60er-Jahren noch junger Musikerkollege von Partnerschaftsbegründer Otto Echle hat Meinhard Gebert diesen mehrfach auch zusammen mit dessen Ehefrau Hildegard ins Elsass gefahren. Bereits vor Gründung der Partnerschaft haben sich Musiker der Fanfare Still und der Musikkapelle Oberwolfach um Auftritte beiderseits des Rheins bemüht.

Meinhard Gebert erinnert sich, dass es bei den Begegnungen oft recht lustig zuging. Der in Still kredenzte "Ehrenwein" hat immer für ausgelassene Stimmung gesorgt. Das dörfliche Leben in der Partnergemeinde hat sich nicht nur in der damaligen einfachen Sporthalle, sondern auch in den beiden um 1965 noch existierenden dörflichen Gasthäusern abgespielt. Besonders herzliche Gastfreundschaft hat man beim Dirigenten des Kirchenchors Armand Hauck und bei Seraphin Hildbrand, einem Bauunternehmer in Still, erfahren.

Nachdem man bei der Feier im Juli 1965 in Still so großzügig aufgenommen worden war, wurde anschließend am 15. August auch in Oberwolfach zünftig gefeiert. Meinhard Gebert hat noch das umfangreiche Programm der Festlichkeit vorliegen. Alles war in einem Zeitplan bis abends 19 Uhr detailliert geregelt.

Genauestens war die Aufstellung für den Festumzug festgelegt, der vom Haus Keßler im Mitteltal bis zur Hofbrücke führte und 17 Gruppen umfasste. Vorgestellt wurde die Schwarzwaldgemeinde in ihrer dörflichen Lebensweise und typische Berufe wie Waldarbeiter und Korbmacher. Ein bisschen hat man sich so auch schon für zehn Jahre später geplanten Umzug zur 750-Jahr-Feier vorbereitet.

Nach dem Gedenken am Ehrenmal und dem Festakt im Rathaus haben sich Einheimische und Gäste auf dem Platz vor der Festhalle aufgehalten. Über Stunden war die Landstraße aus diesem Anlass für den Durchgangsverkehr gesperrt. Kirchen- und Gemeinderäte haben die Gäste aus Still privat zum Mittagessen eingeladen, während den restlichen Besuchern aus Still Plätze in den Gasthäusern zugewiesen worden waren. Geld konnte man bis zum Mittag an Kassen in der Festhalle wechseln.

Den ganzen Tag über war vergnüglicher Aufenthalt auf dem Festplatz angesagt. Hierzu luden Schießstand, Wurfhalle, Kegelbahn und ein Losstand mit Meerschweinchen ein. Für musikalische Unterhaltung haben zusätzlich noch Schüler der Hauptschule und der Handharmonikaverein mit Alfred Fritsch gesorgt. Ausklang des Festes war ab 19 Uhr mit einer Tanzveranstaltung in der Festhalle.

Mit einer pünktlichen Heimfahrt hat es bei den Besuchen selten geklappt. Fast immer fehlten zum vereinbarten Termin einige Fahrtteilnehmer. "Hergules, wo sin denn die wieder", so die verärgerte Feststellung von Otto Echle, der auch zweiter Vorstand der Musiker war, bei fast jeder Abfahrt in Still. Als dann die Gesuchten endlich alle beisammen waren, so die Erinnerung von Meinhard Gebert, war dann der "Schriener-Otto" selbst nicht zur Stelle.