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Kita Plus: Staatssekretär Volker Schebesta lobt katholischen Kindergarten St. Josef. Familien in Nöten begleiten.

Oberwolfach - Der vom Bund bezuschusste Kindergarten St. Josef ist von Politikern gelobt worden. Die flexiblen Öffnungszeiten und die Qualität der Betreuung seien exemplarisch.

Lautstark sangen die Kinder vom Katholischen Kindergarten St. Josef am Montagvormittag in der Turnhalle Oberwolfach: "Besucht uns mal im Kindergarten, der ist wunderschön." Dieser Einladung waren zahlreiche Vertreter aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik im wörtlichen Sinne gefolgt. Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport (CDU), war einer von ihnen. Er überzeugte sich vor Ort von dem umgesetzten Projekt "Kita Plus: Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist".

Jährlich bezuschusst der Bund den neuen Kindergarten in Oberwolfach mit 70 000 Euro. Das Projekt ist einzigartig in Südbaden, betonte Bürgermeister Matthias Bauernfeind (parteilos), und wird nur in Tübingen und in Stuttgart ebenfalls für drei Jahre gefördert.

Während die Kindergärten in Tübingen und Stuttgart in Ballungszentren liegen, punktet St. Josef im ländlichen Raum. Dort gibt es flexible Öffnungszeiten. Eltern können ihre Kinder werktags von 6 bis 18 Uhr hinbringen und abholen. Es gibt außergewöhnliche Freizeitangebote, zum Beispiel den Waldtag, das Atelier, die Sprachförderung und die Tüftlerwerkstatt.

Es sei ein Vorurteil, zu glauben, betonte Bauernfeind, dass die familiären Strukturen auf dem Land sich mittlerweile nicht verändert hätten. Oftmals arbeiteten nicht nur die Eltern, sondern auch die Großeltern. Zudem würden viele pendeln und hätten weite Anfahrtswege. Der Kindergarten St. Josef sei daher ein "wichtiger Baustein" und habe sich "zu einer Vorzeigeeinrichtung im südbadischen Raum entwickelt". Gleichzeitig gab Bauernfeind zu bedenken, dass Oberwolfach dieses Betreuungsangebot niemals allein stemmen könnte. Er appellierte daher an die Fortführung des Projekts nach drei Jahren, denn 2018 wird das Bundesfamilienministerium seine bundesweite Förderung in Höhe von 100 Millionen Euro einstellen.

Die "Katholische Kirchengemeinde An Wolf und Kinzig" ist der Träger der Oberwolfacher Einrichtung. Der Diakon Willi Bröhl, der aus der pastoralen Perspektive den Betrieb führt, gab zu bedenken, dass die "Versuchung besteht, den Kindergarten abzustoßen", weil die Seelsorger schon genügend andere Projekte haben. Dies werde aber nicht passieren, da den Katholiken der Kindergarten ans Herz gewachsen sei.

Außerdem, so Bröhl, wie Papst Franziskus schon gesagt habe, müsse die Kirche hinaus zu den Menschen gehen und in Oberwolfach wolle die christliche Gemeinde einen Ort bieten, wo die Familien mit ihren Sorgen, Nöten und Anliegen zusammen kommen und begleitet werden. "Wir sind allumfassend, und damit katholisch. Das wollen wir sein", beschrieb der Diakon.

Bis zu 120 Kinder im Alter von eins bis 14 Jahren werden im Kindergarten St. Josef von einem Team aus 16 Erzieherinnen betreut. 2012 haben Bröhl und Geschäftsführerin Elvira Gaus die neue Einrichtung in Oberwolfach eröffnet. Es war die Fusion aus dem Katholischen Kindergarten St. Nikolaus und St. Martin. Die Fördergelder vom Bund haben sie dann beantragt und die seien überraschenderweise auch sehr schnell bewilligt worden, erzählte Gaus. Ihr Anliegen sei es, "die Nöte der Zeit zu sehen" und Familienleben auf moderne Weise mit einem "gut durchdachten Konzept" und verlängerten Öffnungszeiten zu unterstützen. Die Kindergarten-Leiterin Maria Künstle stimmte ihr zu und bezeichnete das Projekt in Oberwolfach als einen Meilenstein.

Jedes Kind habe feste Erzieherinnen am Mittag, Nachmittag und Abend, an die es sich gewöhnt habe. Allein für 40 Kinder würde täglich ein Mittagessen vom Alten- und Pflegeheim St. Luitgard bezogen werden, so Künstle. Wenn so viel Zeit schon im Kindergarten verbracht wird, sei für die Kinder wichtig, dass sie sich wohl fühlen. "Nur wer mitbestimmen kann, fühlt sich wie zu Hause und kann sich in eigener Stärke entfalten", so Gaus.

Luisa aus Oberwolfach-Kirche tut das bereits. Sie hat im Kindergarten Freunde gefunden, mit denen sie gern ihre Zeit verbringt. Besonders die Lernwerkstatt und das Freizeitangebot "Rhythmik/Musik" haben es der Vierjährigen angetan. Ihr Vater ist berufstätig und die Mutter hat gerade ein Baby zur Welt gebracht. Daher fährt Luisa mit dem Sonderbus, der drei Mal täglich pendelt, vom Ortsteil Kirche zum Kindergarten in Oberwolfach.

Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei (CDU), der neben MdB Kordula Kovac (CDU) und MdL Sandra Boser (Grüne) Platz genommen hatte, stand auf, um Bauernfeind ein Lob auszusprechen. Er habe verstanden, dass so ein gutes Betreuungsangebot, gepaart mit der überdurchschnittlichen Infrastruktur und der schönen Landschaft, den Zuzug von Familien bewirke. Frei, der selbst Vater ist, hofft daher, dass St. Josef fortgeführt und weiterentwickelt wird.

Schebesta wies auf das neue Projekt "Familienzentrum" hin, das das Land gerade gestartet habe, um die Qualität der Kindererziehung weiter zu fördern. Zum Schluss übergaben die Kinder den Politikern jeweils eine Tanne mit ihren Wünschen. So geraten die nicht so schnell in Vergessenheit.

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken, hat das Bundesfamilienministerium das Förderprogramm "KitaPlus: Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist" ins Leben gerufen. Die teilnehmenden Kitas und Kindertagesstätten bieten erweiterte Öffnungszeiten an, zum Beispiel zur Frühschicht, an den Wochenenden, Feiertagen oder zu Nachtzeiten. Dafür erhalten sie jährlich bis zu 200 000 Euro.