Die Kandidaten stellten sich den Fragen der Bürger (von links): Monika Luxem-Fritsch, Martin Haas, Matthias Bauernfeind und Manfred Haas. Foto: Reutter/Forth

Beifall für Bewerber um hohes Amt. Bereits leichte Präferenz für Bauernfeind und Luxem-Fritsch erkennbar.

Oberwolfach - Ein großer öffentlicher Auftritt vor der Wahl kann Stimmen bringen – oder kosten. Bei der Kandidatenvorstellung hatten die Bewerber um das Amt des Bürgermeisters die Gelegenheit, die rund 600 Bürger in der Festhalle von sich zu überzeugen.

Manfred Haas eröffnete die Vorstellungsrunde. Er erzählte, dass seine Vorfahren aus Oberwolfach kamen und er Bergbau in den Genen habe. Erläutern wollte er eigentlich sein "Fünf-Sterne-Wahlkampfsonntag-Menü", doch dafür reichten ihm die für jeden Kandidaten vorgesehenen 15 Minuten Redezeit bei Weitem nicht. So erfuhren die Zuschauer zwar, dass er Lederhosen, Schlapphut und ein neues Mineralwasser dabei hatte, aber nur wenig über seine "einzigartigen, kreativen Ideen". Diese versuchte er in der abschließenden Fragerunde noch anzubringen.

Matthias Bauernfeind präsentierte sich als junger, dynamischer Kandidat, der am liebsten über mehrere Amtsperioden hinweg in Oberwolfach Bürgermeister sein möchte. In seiner Rede stellte der Diplom-Verwaltungswirt sich und seine Familie vor und zeichnete seine berufliche Laufbahn nach. Der kleine Ausrutscher, Bürgermeister Nowak mit Moser anzusprechen, war wohl der ersten Aufregung geschuldet, die sich jedoch schnell legte.

Durch seine derzeitige Anstellung bei der Erzdiözese als Leiter von neun Kindergärten könne er einige Erfahrungswerte einbringen, sagte Bauernfeind. Als wichtige Themenbereiche nannte er Schule und Kindergarten, Wohnraum, Bereitstellung einer guten Infrastruktur, Tourismus, Gewerbeförderung, Naturschutz sowie ärztliche Versorgung und interkommunale Zusammenarbeit. "Nur wenn junge und ältere Menschen sich gleichermaßen in Oberwolfach wohl fühlen, sind wir den demografischen Herausforderungen der Zukunft gewachsen", sagte er.

Im Falle einer Wahl plant er den Erhalt des Pflegeheims St. Luitgard, wobei er sich nicht auf einen Neubau oder eine Sanierung festlegen wollte. Er kündigte aber bereits an, die "solide und generationenübergreifende Haushalts- und Investitionspolitik" fortsetzen zu wollen.

Für Schmunzeln sorgte seine Anmerkung: "Auch wenn mein Name Bauernfeind ist, will ich ein freundschaftlicher und verlässlicher Partner für die Land- und Forstwirtschaft sein." Fördern möchte er auch Ehrenamtliche und die Vereinsarbeit.

Martin Haas ging in seiner Rede auf die Vorteile ein, die seine Wahl zum Bürgermeister hätte. Er möchte versuchen, den Ort mit Werbeanzeige bekannter zu machen und diese aus eigener Tasche zahlen. Aus seiner Sicht ist es nötig, dass in Oberwolfach ein Supermarkt, mehrere Tankstellen und ein Baumarkt angesiedelt werden.

Auch wenn sich der Lagerist und Manager rhetorisch ganz gut verkaufte, gab es bei seinen Ausführungen teilweise deutlich vernehmbares Raunen und Gelächter unter den Zuschauern. "Nicht lachen, ich sage immer die Wahrheit", war die Reaktion von Haas.

Ferner stellte er heraus, dass er nicht warte, bis er gewählt werde, sondern sich unter anderem bereits mit einem Brief an den Landtag für die Belange von Landwirten eingesetzt habe. Postkartensets und T-Shirts will er zugunsten der Gemeinde verkaufen. Da er selbst im fernen Ausland bekannt sei, sieht er darin eine gute Einnahmequelle. Seine Rede endete mit dem Ausruf "Yes we can – wir schaffen das."

Monika Luxem-Fritsch übte sich als einzige Kandidatin in der freien Rede und ließ das Pult vor ihrem Auftritt entfernen. "Heute werfe ich meinen Hut in den Ring", begann sie ihren Auftritt kämpferisch. Als moderne Gemeinde würde es Oberwolfach gut tun, zukünftig eine Frau als Bürgermeisterin zu haben.

Nach ihrem lockeren Einstieg warb die Bonner Regierungsdirektorin, die seit 14 Jahren in Oberwolfach wohnt, mit ihren Qualifikationen. Als Stärken nannte sie unter anderem Ausdauer und Verantwortungsbewusstsein, sagte aber auch: "Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich ein bodenständiger Mensch bin." Als besonderen Vorteil gegenüber den anderen Kandidaten stellte sie ihre finanzielle Unabhängigkeit dar: Ihr Amt als Regierungsdirektorin in Bonn würde für die acht Jahre als Bürgermeisterin ruhen, ihr Lohn käme also vom Bund.

Als wichtige Themen für Oberwolfach nennt die 57-Jährige unter anderem ein Entwicklungskonzept für die Grundversorgung, ein Aktionspaket für die Landschaftspflege sowie ein Klimakonzept, um die Energiewende zu meistern.

"Nun werden sie denken: ›Die hat viel vor‹", sagte Luxem-Fritsch. Das Gemeindevermögen sei jedoch stabil und sie wolle, dass dies auch so bleibt. Dennoch seien Investitionen in die Zukunft unerlässlich, etwa in der Nahwärme und der Solarenergie. "Global denken, lokal handeln" sei ihr Credo. Die gebürtige Rheinländerin sieht sich inzwischen im Wolftal fest verwurzelt: "Eine Oberwolfacherin ist angetreten für Oberwolfach", so die Kandidatin.

Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich bereits eine leichte Präferenz der Bürger für Matthias Bauernfeind und Monika Luxem-Fritsch: Viele der Fragen sollten nur von diesen beiden Kandidaten beantwortet werden. Das Themenspektrum in der Fragerunde war breit, von Perspektiven für die Jugend über die Vereinbarkeit von Windkraft und Tourismus bis zur Offenhaltung und Breitbandversorgung wurden viele Themen angesprochen.

Durch Abwesenheit glänzte während des ganzen Abends der Waiblinger Rüdiger Widmann, der sich eigentlich auch für das Bürgermeisteramt beworben hatte.