In der Festhalle Oberwolfach werden die Teilnehmer sich am 4. März interaktiv bezüglich der Kriterien für das Pflegeheim-Ausschreibungsverfahren einbringen dürfen. Foto: Archiv: Haas

Rathaus und Ingenieurbüro wollen Bürger einbeziehen / Gemeinderat bewertet Ergebnisse am 21. März

Über die Inhalte des Anforderungskatalogs für das Vergabeverfahren des neuen Seniorenheims können sich Teilnehmer interaktiv bei einem Workshop austauschen. Diese Ergebnisse werden dann von den Gemeinderäten bewertet und anschließend eventuell beschlossen.

Oberwolfach. Den "größtmöglichen Blumenstrauß" wird Thomas Decker, Inhaber des Freiburger Büros "Pro 4 Ingenieure" den Teilnehmern des Workshops am 4. März in der Festhalle präsentieren. Danach können die Oberwolfacher selbst kreativ werden und ihre Ideen für das Ausschreibungsverfahren eines neuen Pflegeheims St. Luitgard einbringen.

Dies sei das höchste Level an Bürgerbeteiligung bezüglich des Seniorenheims, betont Bürgermeister Matthias Bauernfeind. Gemeinsam mit dem beauftragten Ingenieur Decker möchte er den Workshop organisieren, weil der Neubau vom Pflegeheim St. Luitgard in der Friedensstraße ein "hochemotionales Thema" sei.

Jeder soll in den Entscheidungsprozess einbezogen werden, wünscht sich Bauernfeind. Zudem seien die Gemeinderatssitzungen "zeitlich sehr eingespannt" und nicht die richtige Plattform, um das Thema mit interessierten Bürgern zu besprechen.

Vergangene Woche hatten die Gemeinderäte bei ihrer Sitzung den Weg für das Ausschreibungsverfahren frei gemacht. Nun wird Decker bis 31. Dezember seinen ersten Entwurf für das Inserat fertigstellen und in der Gemeinderatssitzung präsentieren.

Aufgrund der neuen Heimbauverordnung sowie den Brandschutzauflagen kann die Seniorenresidenz nicht mehr in der Weise fortgeführt werden, wie die Gemeinde es momentan leistet.

Da ein Neubau mindestens sechs Millionen Euro kosten könnte und viele Kommunen diese Verantwortung der Daseinsfürsorge schon abgegeben haben, will auch die Gemeinde Oberwolfach das Seniorenheim nicht mehr leiten, sondern sucht nun infolge des Votums vergangener Woche nach einem externen Bauherrn sowie Betreiber für das neue Pflegeheim am alten Standort in der Friedensstraße.

Offenheit und Transparenz

"Wir wollen das Thema Pflegeheim offen und transparent halten", bekennt Bauernfeind. Decker werde dann den besagten "Blumenstrauß" voller Ideen mit zum Workshop bringen und ihn den Teilnehmern zuerst vorstellen.

Im Anschluss werde diese Veranstaltung "interaktiv" an einzelnen Stationen, mit verschiedenen Bereichen erlebbar, erklärt Bauernfeind. Das genaue Konzept wird Decker jedoch noch erarbeiten, so Bauernfeind.

Decker habe schon einige Workshops in den Gemeinden des Landkreises Ortenaukreis, in der Nähe von Offenburg, organisiert. "Ich denke, dass es ein gutes Verfahren ist, nun alle Interessierten einzubeziehen, ohne sie auszugrenzen", unterstreicht der Ingenieur.

Schon die Bürgerversammlung im Herbst sei gut von der Bevölkerung angenommen worden. Allerdings habe der Gemeinderat zuvor noch nicht für das Vergabeverfahren votiert, sodass jetzt aufgrund dieser Entscheidung nachgedacht werden könne.

Die inhaltliche "Feinplanung" des Workshops wolle er noch vornehmen, verspricht Decker. "Die Ideen sind da, aber es gibt noch keine abschließenden Abstimmungen", hebt er hervor. Nur der Termin stünde schon fest. "Ich finde den Vorschlag von Herrn Bauernfeind gut, dann macht man das in der Gruppe und kann alle mitnehmen", lobt der Ingenieur.

Faire Diskussionskultur

Es sei einfach etwas anderes, nur einen Brief zu schreiben, findet Bauernfeind, als sich aktiv beim Workshop auszutauschen. Decker werde diesen nicht nur planen, sondern auch moderieren. In einer fairen Atmosphäre darf jeder Teilnehmer die eigene Meinung dabei offen äußern.

Das Personal von St. Luitgard, unter anderem die Pflegedienstleiterin Monika Bächle sowie der Heimsprecher Klaus Schäfle, ist bereits vom Bürgermeister über den Termin informiert worden.

Ob die Kommunalpolitiker aus dem Gemeinderat am Workshop partizipieren werden, kann Bauernfeind derzeit noch nicht sagen, da es sich um eine freiwilliges Gesprächsangebot handelt.

Allerdings, betonte er, dass dies eine Veranstaltung sei, die vorrangig für interessierte Bürger gedacht sei. Insofern ist die Anwesenheit der Räte nicht für das Gelingen dieses Vorhabens notwendig.

Die Festhalle bietet für rund 700 Besucher Platz. Der Termin am Samstagvormittag ist so gewählt, dass Familien und Senioren sich an der Diskussion beteiligen können, sagt Bauernfeind.

"Wir wollen die Bürger mehr einbeziehen", wünscht er sich von dieser Aktion. "Hinterher wird Herr Decker dann die brauchbaren Ideen herausfiltern", so Bauernfeind. Diejenigen, dies sich als "Luftschlösser" entpuppten, weil sie zum Beispiel nicht wirtschaftlich genug seien, würden extrahiert werden.

Entscheidung im März

Im Anschluss würden die Gemeinderäte diese Ergebnisse bei ihrer Sitzung am Dienstag, 21. März, im Rathaus bewerten, teilt Bauernfeind mit. Die Lokalpolitiker könnten auf dieser Grundlage beraten und gegebenenfalls das Ausschreibungsverfahren mit den gemeinsam erarbeiteten Mindeststandards beschließen.

Weitere Informationen: Workshop: Die Gemeinde lädt am Samstag, 4. März, von 9 Uhr bis circa 12 Uhr zur interaktiven Veranstaltung bezüglich des neuen Pflegeheims in die Festhalle Oberwolfach ein.

INFO

Lexikon

Das englischsprachige Wort »Workshop« bedeutet übersetzt Seminar, Arbeitskreis und Werkstätte. Meist handelt es sich um eine kleinere Gruppe, die sich mit einem Thema bei einer begrenzter Zeitdauer intensiv  auseinander setzt. Ein Kennzeichen ist dabei die kooperative Arbeitsweise an einem gemeinsamen Ziel, die von einem Experten moderiert wird.

Kommentar von Melanie Steitz

Transparenter kann eine Entscheidung nicht getroffen werden: Welche Mindeststandards ein künftiger Bauherr und Betreiber des Pflegeheims in der Friedensstraße erfüllen soll, werden die Oberwolfacher beim Workshop besprechen. Die Betroffenen und diejenigen, die es vielleicht in naher Zukunft sein werden, können all ihre Vorschläge dabei einbringen. Das Ganze funktioniert interaktiv, öffentlich und effektiv. Absoluter ist direkte Demokratie fast nicht möglich. Besser als beim Volksentscheid, wobei lediglich Kreuzchen auf Stimmzetteln platziert werden, können hierbei eigene Visionen unterbreitet werden. Keiner kann sich hinterher beschweren, dass er nicht die Chance gehabt hätte, sich zu äußern. Auch der Zeitpunkt ist gut gewählt: Am Samstag hat fast jeder Zeit. Allerdings ist es wichtig, dass diese Vorschläge ungefiltert bleiben. Es wäre schade, wenn vorab eine Selektion durch das Architektenbüro vollzogen würde. Auch »Luftschlösser« können Impulse geben und sind es wert, von den Gemeinderäten angehört zu werden. Allein nur, der absoluten Demokratie zuliebe.