Im Verlauf des Ersten Weltkrieges musste in Oberwolfach ein Teil der Kirchenglocken abgeseilt und abtransportiert werden, um sie wegen des Mangels an Erz und Metallen einzuschmelzen und zu Waffen und Munition verarbeiten zu können. Foto: Sammlung Haas Foto: Schwarzwälder-Bote

Mobilmachungspläne lagern schon lange vor dem Ausbruch des Waffengangs im Oberwolfacher Rathaus

Von Hans-Gottfried Haas Oberwolfach. Aus historischen Unterlagen vom Oberwolfacher Rathaus wird deutlich, dass die Region am 1. August 1914 nicht so blauäugig in den Ersten Weltkrieg geschlittert ist, wie oft vermutet wird. Schon in den Jahren davor gab es konkrete Mobilmachungspläne.Behördlich waren schon um 1900 so genannte "Mobilmachungsjahre" festgesetzt worden. Sie dauerten jeweils vom 1. April bis zum 31. März. Im Oberwolfacher Rathaus lagerten genaue Verhaltensvorschriften als "Geheime Mobilmachungssache" in versiegelten "Paketen A und B". Davon waren jedoch nur der Bürgermeister und einige wenige andere Vertrauenspersonen in Kenntnis gesetzt.

Nach Ausruf der Mobilmachung, so hieß es im Erlass von 1906, seien die Pakete unverzüglich zu öffnen. In die Vordrucke musste das aktuelle Datum eingetragen und sie an den Anschlagstellen im Rathaus sowie in den Schulen aushängen. So sollte die Bevölkerung schnellstmöglich in Kenntnis gesetzt werden. 1908 war in der Fortentwicklung der Pläne von der Verwaltung verlangt worden, eine Liste mit sechs Männern zu erstellen. Diese mussten sich bereit erklären, den Mobilmachungsbefehl in die einzelnen Seitentäler und Zinken zu bringen und dort bekannt zu machen. An erster Stelle auf dieser Liste stand der Waldhüter Richard Echle.

Über Jahre mussten bei "Pferdemusterungen" laufend die Pferde und das Geschirr registriert werden. Die Pferde galt es außerdem, als Reit- und Zugpferde für ihre mögliche Verwendung im Ernstfall zu taxieren. Bei Kriegsausbruch im August 1914 waren dann von den Oberwolfacher Landwirten ein Reitpferd und 21 Zugpferde zu stellen. Am zweiten Mobilmachungstag waren dann nochmals ein Reitpferd, vier Zugpferde und zwölf schwere Zugpferde um 8 Uhr vormittags "auf dem Felde südöstlich vom Bahnhof in Hausach" abzuliefern. Auch sollten eventuell vorhandene Fahrzeuge erfasst werden.

Bereits ab 1904/1905 musste darüber hinaus eine Mannschaft zur Bewachung von Eisenbahnlinie und den Brücken aufgestellt werden. Die hierfür zu benennenden Männer sollten zwar nicht mehr wehrpflichtig, aber sollten dennoch "körperlich und moralisch zum Wachdienst geeignet und mit der Behandlung von Schusswaffen vertraut" sein.

Den von der Verwaltung ausgesuchten 18 Oberwolfachern war zunächst die Bahnstrecke ab der Station Wolfach bis zur Gemarkungsgrenze Kinzigtal zugeteilt worden.

Später wurden die Oberwolfacher wohl im Verband mit dem Wachdienst aus anderen Gemeinden und Städten auf die gesamte Bahnstrecke von Hausach bis Alpirsbach verteilt. Mit auf dieser Liste stand anfangs auch noch der bekannte Veteran des 1866er- und 1870er-Krieges Peter Gieringer vom Grünach, der aber noch im gleichen Jahr als "krank und untauglich" wieder ausgemustert wurde.