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Lichtblick für Vergabeverfahren des Pflegeheims St. Luitgard

Der Caritasverband bewirbt sich beim geplanten Ausschreibungsverfahren des neuen Oberwolfacher Pflegeheims. Zwar hätte der Verein gern die Gemeinde in der Rolle der Bauherrin gesehen. Nun hat sich aber ein regionaler adäquater Investor gefunden.

Oberwolfach . "Wir sind nun so weit, dass wir uns bewerben möchten", sagte Detlef Kappes, der geschäftsführende Vorstand des Caritasverbandes Kinzigtal, gestern gegenüber dem Schwarzwälder Boten.

Schon einen Tag zuvor, am Donnerstag hatte Kappes den Oberwolfacher Bürgermeister Matthias Bauernfeind (parteilos) informiert, dass der Caritasverband Kinzigtal beabsichtige, sich am geplanten Vergabeverfahren für das neue Pflegeheim zu beteiligen. Dieser begrüßt die offizielle Bekanntgabe des Caritasverbands.

"Es ist doch ein gutes Zeichen, dass die Caritas Interesse hat, sich zu bewerben", betont er gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Auch andere Interessenten hätten sich schon bei ihm diesbezüglich gemeldet, die ebenso bauen und betreiben würden. Sogar Investoren hätten Bauernfeind angerufen und angeboten, sofort finanziell behilflich sein zu können sowie einen Betreiber zu finden.

Die bisherigen "Fragezeichen", die es bei ein paar Gemeinderatsmitgliedern diesbezüglich noch gäbe, würden sich mit der offiziellen Bekanntgabe des Caritasverbands sicher lösen, meint der Bürgermeister. Sie sei ein Zeichen, dass der Weg, den die Gemeinde einschlage, "doch nicht so verkehrt ist."

Die Räte hatten am Dienstag für das Ausschreibungsverfahren mehrheitlich votiert. Demnach sucht die Gemeinde nun einen Betreiber und einen Bauherrn für das neue Pflegeheim. Bislang hatte die Gemeinde diese Position bei St. Luitgard inne. Dieses kann aber aufgrund der neuen Heimbauverordnung sowie den Brandschutzauflagen in dieser Weise nicht fortgeführt werden.

Daher muss am alten Standort in der Friedensstraße neu gebaut werden. Ein Freiburger Ingenieurbüro entwirft gerade den ersten Anforderungskatalog für potenzielle Bewerber. Über dessen Richtlinien werden die Oberwolfacher Räte am 31. Januar diskutieren. Am 21. Februar soll dann final über die Vergabe-Kritierien entschieden werden, damit mit der Ausschreibung, bei der sich die Caritas Kinzigtal einbringen möchte, gestartet werden kann.

Bislang hatte sich Kappes mit einer öffentlichen Stellungnahme noch zurückgehalten, da er den Bau des Gebäudes gern in der Verantwortung der Gemeinde Oberwolfach gesehen hätte. "Wir haben intern überlegt, ob wird diesen Schritt gehen werden", betonte er. Knackpunkt seien die hohen Baukosten und Investitionen von mehr als sechs Millionen Euro gewesen.

Nun hat der Caritasverband aber einen potenziellen Investor gefunden und könnte das neue Pflegeheim – insofern er den Zuschlag bekäme – bauen, müsste aber nicht die Kosten dafür tragen.

Investor aus der Region

"Der Investor kommt zwar nicht aus dem Kinzigtal, aber aus der Region", teilte Kappes mit. Kappes selbst wohnt sogar in Oberwolfach und könnte in Notsituationen das Heim schnell erreichen.

Bereits im Vorfeld sei der Caritasverband von Bürgern angesprochen worden und gebeten, sich doch am Verfahren zu beteiligen. "Wir wollen die Ängste der Oberwolfacher nehmen, dass der Betreiber und Bauherr fremd ist und nur aufs Geld schaut", erzählt Kappes.

"Wir sehen unsere Kompetenz vor allem im Betrieb", bekennt Kappes. Der Caritasverband Kinzigtal trägt heute schon die Verantwortung für zwei Pflegeheime: Das Alfred-Behr-Haus mit 50 Betten in Haslach sowie St. Jakobus mit 41 Betten in Schutterwald. Dort sind die Kommunen die Bauherrn sowie Investoren und die Caritas ist der Betreiber. Mit dieser Zusammenarbeit und gemeinsam getragener Verantwortung hat der Caritasverband an anderen Standorten bislang gute Erfahrungen gemacht.

Eine Kopie solle das Pflegeheim aber nicht werden. Aus Wettbewerbsgründen will Kappes noch nicht so viel verraten, unterstreicht aber: "Es geht schon um eine eigene Einrichtung mit eigenem Konzept". Diese individuellen Visionen werden auch durch den üppigen Erfahrungsschatz des Verbands gespeist sein.

"Oberwolfach ist für uns wichtig, zählt zum Kerngebiet. Seit Jahrzehnten sind wir in der Raumschaft tätig", betont Kappes. Der Verband sehe es als seine Aufgabe an, das Pflegeheim St. Luitgard mit einem Neubau am alten Standort in der Friedensstraße in Oberwolfach fortzuführen.

Hinzu kommt die Aussrichtung des kirchlichen Vereins: "Wie St. Luitgard hat auch unser Verband eine katholische Tradition", betont Kappes. Früher wurde das Pflegeheim von Nonnen geführt. Hinzu komme, dass die Oberwolfacher vor Ort eine starke Katholische Kirchgemeinde pflegen, so Kappes, und das Pflegeangebot der Caritas somit gut zu den Menschen passen würde.

Darüber hinaus hatte der Caritasverband bis zum Jahr 2008 seine Geschäftsstelle in der Wolfacher Kirchstraße. Heute ist der Caritasverband weiterhin durch die Caritas-Sozialstation Kinzig-Gutachtal und das Caritasbüro in Wolfach in der Raumschaft präsent.

Ängste entkräften

Diese öffentliche Bekanntgabe solle nun für Entspannung sorgen, so Kappes. Auch die in den letzten Gemeinderatssitzungen geäußerten Befürchtungen, ob sich denn überhaupt ein regionaler, gemeinnütziger Betriebsträger finden lasse, möchte der Caritasverband mit dieser Information entkräften.

"Wir erwarten nun eine Ausschreibung mit realisierbaren Kriterien durch die Gemeinde Oberwolfach", teilte Kappes mit. Gemeinsam mit dem erfahrenen regionalen Investor sowie erfahrenen Planern werde sich der Caritasverband Kinzigtal dann daran beteiligen. Auch Bauernfeind teilte mit, "einen fairen Katalog" mit Mindeststandards wie 32 Betten anzufertigen.

INFO

Regionaler Verband

Die Caritas Kinzigtal gehört zum deutschen Caritasverband mit Sitz in Freiburg im Breisgau. Im Kinzigtal findet ihren Ursprung 1945 in der Gründung eines Caritasverbands mit Sitz im Katholischen Pfarramt Wolfach. Die
Hilfsangebote richteten sich damals vor allem an die Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Schon ab 1920 wurde in der Pfarrgemeinde St. Laurentius zu Wolfach von »caritativer Tätigkeit« gesprochen.