Manfred Haas will "die richtige Strategie für das Wolftal finden". Foto: Reutter/Forth

Fünf Kandidaten wollen Stadtoberhaupt werden, doch welche Pläne haben sie? Ein Überblick.

Oberwolfach - Wer wird der neue Bürgermeister von Oberwolfach? Am bevorstehenden Wahlsonntag wird es ernst. Fünf Kanidaten stehen zur Wahl, darunter eine Frau.

Kandidat eins: Manfred Haas

Als erster Bewerber hatte Manfred Haas aus Bad Rippoldsau-Schapbach seine Unterlagen zur Bürgermeisterwahl in Oberwolfach abgegeben. Der 57-Jährige gelernte Versicherungsfachmann hat als Beamter bereits Erfahrung in der Landesverwaltung Baden-Württemberg gesammelt und arbeitet mittlerweile seit 15 Jahren als selbstständiger Finanzwirt.

Bis 2003 war Manfred Haas im Turnsportverein Bad Rippoldsau aktiv, spielte unter anderem Tischtennis und fuhr Ski. Neun Jahre lang leitete er außerdem den Vorstand des Vereins.

Manfred Haas möchte Oberwolfach mit seinem Fachwissen im Bereich Finanzen einen Schub geben: "In der Selbstständigkeit bekommt man Kenntnisse von wirtschaftlichen Abläufen und dem Aufbau von Konzepten", erklärt er. Und mit seinem Konzept will er sich deutlich von seinen Mitbewerbern absetzen, sagt er.

Dieses sieht unter anderem vor, ein Pilotprojekt für autarke Energieversorgung anzukurbeln. "Durch Wind, Photovoltaik und Wasser hat man ein Riesenpotenzial", sagt der Kandidat. Die Energiewerkstatt in Oberwolfach setze hierzu bereits wichtige Impulse. In diesem Zusammenhang könne er sich auch Elektrotankstellen für Autos vorstellen, an denen der überschüssige Strom getankt werden könnte.

Im Bereich der Wirtschaft will Manfred Haas die Kaufkraft im Ort erhöhen und damit einige Arbeitsplätze schaffen, "wenn es auch nur fünf oder zehn sind." Dazu plant er im Falle eines Wahlsieges ein eigenes vermarktbares Mineralwasser für Oberwolfach sowie den »Wolftaler« als Kaufanreiz für die Touristen einzuführen. Im sozialen Bereich hat der Finanzwirt angekündigt, die Haushaltspläne der Alters- und Pflegeheime zu überarbeiten, um damit für höhere Kapazitäten zu sorgen. Generell sieht Manfred Haas sich als Vermittler zwischen den Parteien, der immer ein offenes Ohr für die Einwohner hat. Auch Bürgerentscheiden gegenüber steht er offen gegenüber.

Kandidat zwei: Matthias Bauernfeind

Matthias Bauernfeind ist 30 Jahre alt, römisch-katholisch und kommt aus Freiburg. Der gelernte Diplom-Verwaltungswirt ist seit fünf Jahren als Kindergartengeschäftsführer bei der Erzdiözese Freiburg angestellt und dort für neun Kindergärten mit 135 Mitarbeitern zuständig. Zudem ist er Schöffe am Landgericht Freiburg und Vorsitzender des CDU Ortsverbands Betzenhausen-Bischofslinde. Zusammen mit seiner Frau Ingrid Bauernfeind hat er zwei Kinder. Sollte er die Wahl gewinnen, plant er, mit seiner Familie nach Oberwolfach zu ziehen.

Die Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, sei ihm leicht gefallen, sagt Matthias Bauernfeind, schließlich kenne er die Gemeinde bereits durch seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Kindergartens St. Josef. Er sieht in Oberwolfach "eine attraktive familienfreundliche Gemeinde, inmitten herrlicher Landschaft, aber doch mit guter Infrastruktur", und will als Bürgermeister an dessen positiver Zukunft arbeiten.

Bereits als stellvertretender Vorsitzender eines CDU-Ortsverbands habe er festgestellt, wie viel sich bewegen lässt, wenn man die Menschen vor Ort begeistere und bei der Gestaltung ihrer Heimat mitnehme. Besonders wichtig sei ihm generationsübergreifendes Wirtschaften, sagt der Kandidat. Durch seine bisherige Tätigkeit liege ihm der Kindergarten- und die Wolftalschule am Herzen. Einsetzen will er sich aber auch für das Pflegeheim St. Luitgard – ob mit Sanierung oder Neubau ist aber noch offen.

"Nur wenn sich junge und alte Menschen gleichermaßen in Oberwolfach wohl fühlen, sind wir den demografischen Herausforderungen der Zukunft gewachsen", so Bauernfeind. Weitere Themen auf seiner Agenda sind die Bereitstellung von Wohnraum und guter Infrastruktur, Stärkung des Ehrenamts und der ärztlichen Versorgung sowie die Förderung von Vereinen und Gewerbe. Als besonderen Reiz sieht Bauernfeind die Gestaltungsmöglichkeiten als Bürgermeister zusammen mit den Einwohnern.

Kandidat drei: Rüdiger Widmann

Kandidat Nummer drei ist Rüdiger Widmann aus Waiblingen bei Stuttgart.

Der selbstständige Kaufmann hat acht Semester lang Betriebswirtschaftslehre studiert. Als Dauerbewerber bei Bürgermeisterwahlen trat er unter anderem bereits in Baiersbronn, Gengenbach, Marbach und als Doppelkandidat in Bad Dürrheim und Schonach an.

Der 58-Jährige bewirbt sich meistens zunächst anonym und tritt nicht bei Vorstellungsrunden in Erscheinung. Diese Praxis hat ihm den Beinamen »Phantom der Wahlzettel« eingebracht.

Über die Inhalte des zunächst anonymen und später zumindest im Ort nie gesehenen Kandidat aus Waiblingen weiß man praktisch nichts.

Im Interview mit unserer Zeitung gab er als Grund für seine Kandidatur bei der Oberwolfacher Bürgermeisterwahl Folgendes an: "Ich bin am selben Tag geboren wie der bisherige Bürgermeister. Da bin ich wohl der einzige Bewerber, der das sagen kann."

Als besondere Eignung führt er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre sowie seine Tätigkeit als selbstständiger Kaufmann ins Feld. Schwächen sehe er bei sich keine, ohnehin sei er ein positiver Mensch, erklärt Widmann.

Echte Themen möchte der Dauerbewerber erst nach der Wahl bekannt geben. Den Handlungsbedarf in der Gemeinde sowie Pläne zu interkommunaler Zusammenarbeit und Schwerpunkten für den Tourismus würde er wahlweise gerne die Bürger, den Gemeinderat oder eine Arbeitsgruppe erörtern lassen. Seine knappe Antwort zu der Frage, wie man dem demografischen Wandel entgegentreten kann: "Ein Bürgerentscheid".

Er selbst sei "noch nicht müde", sagt der 58-Jährige. Er halte sich mit Bergwandern fit. Dass er sich auch im Falle eine Niederlage nicht unbedingt geschlagen gibt, bewies er bei der Bürgermeisterwahl in 2011, gegen deren Ergebnis er letztlich erfolglos vorging. Der gewählte Bürgermeister konnte daher aber ein halbes Jahr lang nicht in sein Amt eingesetzt werden.

Kandidat vier: Martin Haas

Martin Haas ist 53 Jahre alt und gebürtiger Oberwolfacher. Derzeit lebt der Lagerist noch in Wolfach, plant aber, in Kürze zurück in seine Heimatgemeinde zu ziehen.

Neben seinem Hauptberuf  kümmert sich  Haas zudem nach eigenen Angaben um das Management von vier Musikern aus der Region und designt Postkarten und T-Shirts. Unter dem Künstlernamen "Original OG Roy" versucht sich Haas zudem als Musiker und Rapper.

Martin Haas hatte bereits erfolglos bei den Bürgermeisterwahlen in Zell und Wolfach kandidiert.

Als einziger gebürtiger Oberwolfacher geht Martin Haas ins Rennen. Sollte er gewählt werden, gibt es seiner Meinung nach in Oberwolfach einiges aufzuarbeiten. Er wolle sich um die Themen kümmern, die "in der Amtszeit von Herrn Nowak liegengeblieben sind", sagt der 53-Jährige.

Vor allem im Bereich der Nahversorgung sieht der Lagerist deutliche Defizite: Ein Supermarkt, mehrere Tankstellen und ein Baumarkt müssen her, sagt Martin Haas.

Auf Unterstützung durch den 53-Jährigen könnten im Falle eines Wahlerfolgs auch die Landwirte zählen. "Ich habe vor, für die Landwirte Werbung zu machen und das mit meinem eigenen Gehalt zu bezahlen", kündigt er an. Zudem sollen die Landwirte laut Haas  besser  für die Offenhaltung entlohnt werden, einen Brief zu diesem Thema habe er  bereits an die Landesregierung geschickt.

Auch mit den Gewerbetreibenden vor Ort hat Haas bereits Kontakt aufgenommen und ihnen einige seiner selbstgebastelten Werbepostkarten überreicht. Mit ähnlichen Aktionen möchte er auch Auswärtige auf Oberwolfach aufmerksam machen und so mehr Touristen anlocken. Dafür plant er, Zeitungsanzeigen zu  schalten und die Gemeinde durch den Verkauf von T-Shirts und Postkarten mit "coolen Sprüchen"  bekannter zu machen.

Er selbst sieht sich durch seine Fähigkeiten als Musikmanager auch für Verwaltungstätigkeiten gut gewappnet.

Kandidatin fünf: Monika Luxem-Fritsch

Die gebürtige Rheinländerin Monika Luxem-Fritsch ist die einzige Frau im Rennen um das Bürgermeisteramt.

Die 57-jährige Regierungsdirektorin aus Bonn kam durch Zufall ins Kinzigtal und lernte hier ihren jetzigen Mann kennen. Seit 2007 hat sie ihren Wohnsitz nach Oberwolfach verlegt, wo sie seit einem Jahr für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt. Nach ihrer Ausbildung bei der Bezirksregierung in Koblenz studierte Luxem-Fritsch Politologie und arbeitete im Bundeswirtschaftsministerium. Seit 1994 ist sie im Bundesumweltministerium in Bonn tätig.

Monika Luxem-Fritsch sieht Oberwolfach mittlerweile als ihr Zuhause an und möchte als erste Bürgermeisterin dazu beitragen, die Gemeinde noch lebenswerter zu gestalten. "Oberwolfach bleibt attraktiv, wenn wir unsere Natur- und Kulturlandschaft pflegen sowie unser Kulturerbe und Brauchtum", sagt die 57-Jährige. 

Als Eignungen, dieses Ziel als Bürgermeisterin zu erreichen, führt sie Verwaltungserfahrung, Lösungsorientiertheit und Kenntnisse im Vergaberecht von Förderprogrammen an.  Ein Entwicklungskonzept für die Grundversorgung, ein Klimakonzept und ein Aktionspaket für die Landschaftspflege stehen auf ihrer Liste, sollte sie die Wahl zur Bürgermeisterin gewinnen. Auch wenn das Vermögen der Gemeinde derzeit stabil sei, müsse weiter in die Zukunft investiert werden, so Luxem-Fritsch. 

Unter dem Motto "Global denken, lokal handeln" sieht sie  im Bereich Solar- und Windenergie noch Spielraum.

Der Erhalt der Wolftalschule, etwa für Flüchtlinge oder als Außenstelle der Realschule Wolfach, sei ihr ebenfalls eine "Herzensanliegen", gerne auch im Zuge interkommunaler Zusammenarbeit. Außerdem möchte sie sich für die Förderung der Landwirte bei der Offenhaltung einsetzen und die Wertschätzung dieser Aufgabe steigern. Sie sehe es zudem als Schritt in eine modernere Gemeinde, wenn erstmals eine Frau an der Spitze der Gemeinde im Wolftal  stände.