Auch eine Werbung für den Tourismus im Wolftal: Das neue Fahrzeug dient vor allem für Messebesuche. Foto: Haas

Oberwolfacher Gemeinderäte wollen weitere Infos zu Vor- und Nachteilen des Kinzigtal-Zusammenschlusses.

Oberwolfach - Ein aktuelles Schreiben des Wolfacher Tourismus-Info-Leiters Gerhard Maier hat das Oberwolfacher Ratsgremium so verunsichert, dass man sich nach ausgedehnter Diskussion schließlich deutlich dafür aussprach, die endgültige Entscheidung über den Austritt aus der Tourismus-Webegemeinschaft Kinzigtal hinauszuschieben.

Für diesen von Gemeinderat Martin Dieterle in der Sitzung am Dienstagabend gemachten Antrag stimmten schließlich sieben Räte. Zwei wollten trotzdem gleich austreten. Ferner gab es eine Enthaltung. Die Räte Dietmar Baur, Ralf Heizmann und Ottmar Herrmann waren nicht in der Sitzung anwesend.

Gerhard Maier hatte in seinem Schreiben einige Punkte aufgelistet, die deutlich machen sollten, dass man im Falle eines Austritts Einiges an Nachteilen hinnehmen oder kostenträchtig durch eigene Maßnahmen und Initiativen kompensieren müsste. Das hatte man wohl trotz einer Menge von Vorberatungen in Oberwolfach noch nicht so recht realisiert gehabt.

Zu den von Gerhard Maier genannten Konsequenzen für das Oberwolfacher Tourismusengagement zählt vor allem, dass die bisher für das gesamte Kinzigtal präsentierte "Plattform Wolftal" definitiv aufgeben werde würde. Das Gastgeberverzeichnis zusammen mit Wolfach wird es nicht mehr geben. Einige bisher genützte preisgünstige Möglichkeiten der Werbung werden nicht mehr zur Verfügung stehen. Aus den in einer Auflage von 100 000 Stück gedruckten "Sehenswürdigkeiten im Kinzigtal" würden Museum für Mineralien und Mathematik (MiMa) und Besucherbergwerk "Wenzel" herausfallen. Auch würde Wolfach nach dem Wegfall des Wolftalsverbunds eigene Wege innerhalb der Kinzigtal-Werbegemeinschaft suchen.

Bürgermeister Jürgen Nowak ging bei der Erläuterung des Tagesordnungspunktes nochmals ausführlich auf die Entwicklung der Werbegemeinschaft und den aktuellen Sachstand ein. Zu Neuüberlegungen in allen 23 Mitgliedsgemeinden gebe der fest für 2015/2016 geplante Übergang in eine GmbH Anlass. Demnach soll das Kinzigtal als touristische Einheit durch eine Geschäftsstelle mit sechs Sachbearbeitern geleitet und zu einer schlagkräftigen Organisation weiterentwickelt werden. Allerdings werden die touristischen Leistungen vor Ort weiterhin nicht übernommen. Sie bleiben Aufgabe der einzelnen Mitgliedsgemeinden. Als jährlich zu entrichtender Beitrag wurden für Oberwolfach zunächst einmal rund 33 000 Euro und für Bad Rippoldsau-Schapbach 44 000 Euro errechnet. Diese setzen sich aus einem Grundbetrag und einem nach einem Betten- und Übernachtungsschlüssel errechneten Betrag zusammen.

Der Austritts-Antrag wurde nun dem Gemeinderat vorgelegt, weil in der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Oberwolfacher Gemeinderates mit dem Gremium von Bad Rippoldsau-Schapbach am 7. April der Entschluss gefasst worden war, sich nicht an der neuen Organisation im Kinzigtal zu beteiligen.

Waidele begründet Entschluss von Bad Rippoldsau-Schapbach

Allerdings wolle man die Tür für einen möglichen späteren Wieder-eintritt nicht gänzlich verschlossen halten. Schwerpunktmäßig wollen sich di beiden Gemeinden stattdessen in nächster Zukunft verstärkt der Wolftal-Kooperation zuwenden.

Der Gemeinderat von Bad Rippoldsau-Schapbach hat den Austritt bereits beschlossen, weil, so der als Zuhörer anwesende Bürgermeister Bernhard Waidele, als Entscheidungstermin für die Mitgliedschaft über 2014 hinaus der 30. Juni 2014 genannt worden war. In ein ihm von Bürgermeister Nowak spontan in der Sitzung zugestandenen kurzen Statement bekräftigte Bernhard Waidele den im seinem Gremium bereits vollzogenen Austrittsbeschluss mit dem Hinweis auf die Unsicherheit bezüglich der Kostenverteilung, falls über die bereits bekannten "Austrittskandidaten" Ohlsbach und Alpirsbach hinaus weitere hinzukommen. Außerdem befürchte er zu wenig individuelle Beachtung im weiten Rahmen der Kinzigtalgemeinschaft. Mit dem unmittelbaren Zugang und der Nähe zum Naturpark und dem Slogan "Tal der Tiere" könne man selbst viel effektiver werben.

In der Diskussion erklärten fast alle Ratsmitglieder ihre persönliche Sichtweise der Problematik mit dem mehrheitlichen Fazit, einfach nochmals Informationen einzuholen, sich auch mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen und vor allem, so die Betonung von Gemeinderätin Erna Armbruster, die Meinung der im kommenden Jahr neu gewählten Bürgermeister mit einzubeziehen: "Die neuen Köpfe sollen mitentscheiden". Sie sehe sich jedenfalls im Moment nicht im Stande, die Türe zuzuschlagen.

Ein kurzes Geplänkel gab es schließlich noch bei Thema hälftige Finanzierung des gemeinsamen Fahrzeuges der Tourist-Info Wolftal. Bürgermeister Jürgen Nowak schlug vor, den außerplanmäßigen Ausgaben zuzustimmen. Er bedauerte das Versäumnis, diesen Posten nicht schon in die Haushaltsberatungen für dieses Jahr mit aufgenommen zu haben. Harsche Kritik kam von Martina Armbruster: "Alles ja schon beschlossen" und von Martin Dieterle: "Sowas darf nicht nochmal passieren." Für die Beschaffung des neuen Fahrzeugs zum Gesamtpreis von 19 477 Euro gab es aber dann dennoch ein klares positives Votum.

Wolfach und Wolftal