Initiator Hans Joachim Fuchtel (hinten Mitte) mit Teilen des Vorstands (von links): Ute Steinheber, Barbara Limberg, Claus Bannert, Günter Limberg, Roswitha Keppler, Andrea Scheidtweiler, Harald Brandl und Michael Laschinger. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Calmbacher Arzt Günter Limberg in Oberreichenbach zum Vereinsvorsitzenden der Burnout-Initiative Nordschwarzwald gewählt

Von Alfred Verstl

Oberreichenbach. "Das hält keiner bis zur Rente durch!", dieses Buch des Hamburger Psychiaters und Psychotherapeuten Hans-Peter Unger hält Günter Limberg in die Höhe. Für ihn ist es eine der verständlichsten Darstellung von Burnout.

Gerade ist der Calmbacher Arzt und Diabetologe zum Vorsitzenden eines Vereins gewählt worden, der diesem gesellschaftlichen Problem in der Region Nordschwarzwald zu Leibe rücken soll. Die "Initiative burn out Nordschwarzwald" (ibo), gegründet auf Anregung des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel, kann jetzt an den Start gehen. Laut Limberg sollte man sich mit Begriffsklauberei nicht lange aufhalten. An sich ist Burnout keine Krankheit, wie AOK-Pressesprecher Harald Brandl eingangs der Gründungsversammlung im Würzbacher Bauerntheater in Oberreichenbach sagte, kann gleichwohl, so Limberg, zu Depression, Angstzuständen und Sucht führen. Und Limberg kennt Patienten, die unter Burnout-Symptomen leiden, bei denen aber "körperlich nichts zu finden ist".

Nun soll es in der Region ein durch den Verein initiiertes Netzwerk richten, das Betroffene und Angehörige einbindet, schnelle Hilfe anbietet und alle Beteiligten umfasst – vor allem Arbeitgeber und deren Beschäftigten. Und, so Brandl, auch immer mehr Jugendliche sind betroffen.

Peter Krauss-Hoffmann vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales freute sich, dass sich im Nordschwarzwald die Kompetenzträger zusammenfinden. Im Vordergrund soll die Prävention stehen. Da treffe es sich gut, so Krauss-Hoffmann, dass der Bundestag dieser Tage ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht hat. Insofern stehen die Zeichen für das Vorhaben gut. Laut Krauss-Hoffmann entfallen mittlerweile 15 Prozent aller Fehltage in Betrieben und Behörden auf psychische Erkrankungen. Waren davon 1993 noch 15 Prozent der Vorruheständler betroffen, so sind es mittlerweile 43 Prozent – mit einem Altersdurchschnitt von Mitte 40.

Körper, Familie, Arbeit: Das kann, so Limberg, in einen Teufelskreis führen. Und dazu, dass man es eben nicht bis zur Rente durchhält. Das zeigte in einem Vortrag eine betroffene Lehrerin den rund zwei Dutzend Gründungsmitgliedern eindrucksvoll auf. Als Kind war sie an Skoliose, einer Wirbelsäulenverkrümmung, erkrankt. Das führte zu zwei Operationen. Noch heute muss die inzwischen 60-Jährige deshalb stärkste Schmerzmittel nehmen. Die Mutter stirbt, als die Patientin mitten in der Pubertät ist. Vom Vater gibt es keine Hilfe. Sie stürzt sich in die Arbeit: Glänzendes Abitur, schnelles Studium, der Gedanke, Leistung zu erbringen, treibt sie im Beruf weiter ständig an. Bis es dann 2007 zum totalen Zusammenbruch kommt: "Ich war zu Tode erschöpft." Sie magert ab, kann nach der Einweisung in eine Klinik zwei Wochen nicht schlafen. Im August will sie, nach acht Jahren, wieder eine Halbtagesbeschäftigung aufnehmen.

Komplett ist der Vorstand des Vereins nicht. Es fehlt noch ein Kassierer. Gewählt sind neben Limberg: Roswitha Keppler (Kreishandwerksmeisterin Calw) und Claus Bannert (Geschäftsführer AOK-Kliniken) als zweite Vorsitzende, Harald Brandl als Schriftführer, Hans-Peter Marterer (Vereinigte Volksbank AG) und Ewald Züfle als Kassenprüfer. Besitzer sind Therapeut Karl-Heinz Dengler, Elke Frank (Geschäftsführerin Klinikverbund Südwest), Michael Laschinger (Kreissparkasse Freudenstadt), Barbara Limberg (Ärztin) und Autorin Ute Steinheber.