Der Vorstand der neu formierten Bürgerinitiative (von links): Vorsitzender Oliver Schmucker mit seinen Stellvertretern Raik Dittrich und Angela Nun sowie den Beisitzern Dieter Hübner, Markus Krafft, Armin Mattes und Karl Günther. Nicht auf dem Bild sind die Rechnungsprüfer Ewald Lehmann und Hildegard Luz. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Windkraft: 27 Mitglieder gründen Bürgerinitiative gegen geplante Anlagen / Jurist prüft auf Rechtmäßigkeit

Der Protest gegen die geplanten Windkraftanlagen im Oberreichenbacher Ortsteil Würzbach hat mit der Gründung einer Bürgerinitiative eine neue Qualität erreicht. Stolze 27 Mitglieder unterzeichneten die Gründungsurkunde.

Oberreichenbach-Würzbach. Gekommen waren noch sehr viel mehr betroffene Bürger ins Sportheim des SV Würzbach, um die Gründungsversammlung der "Bürgerinitiative gegen Windkraft in Würzbach – Mensch und Natur", BI GegenWind", mitzuverfolgen. Zum Vorsitzenden wurde Oliver Schmucker gewählt. Als seine Stellvertreter wurden ebenfalls einstimmig Raik Dittrich und Angela Nun bestimmt.

Wobei die persönliche Geschichte von Oliver Schmucker bereits sehr gut illustriert, worum es der BI GegenWind bei ihrer künftigen Arbeit gehen wird: Erst vor einem Jahr ist der Architekt mit seiner Ehefrau, einer Umweltmedizinerin, nach Würzbach gezogen. "Wir haben hier gebaut", eine Millionen-Investition in den Altersruhesitz. Ausdrücklich habe er sich vorher bei der Gemeinde Oberreichenbach danach erkundigt, ob im Ort "größere Bauprojekte" geplant seien, die die Ruhe im geplanten Altenteil stören könnten – was die Gemeinde damals offiziell verneinte.

Im Frühsommer klingelte dann Nachbarin Angela Nun an Schmuckers Pforte und fragte, ob er schon von den geplanten Windkraftanlagen gehört hätte, die nordwestlich von Würzbach am Rande des Würzbach-Tals geplant seien – zwar auf Gemarkung des Weilers Naislach, aber in Sicht- und mutmaßlich Hörweite der Würzbacher Wohnbebauung. "Wir fielen aus allen Wolken", erzählt Schmucker von diesen Gespräch. "Das war ein echter Schock."

Von "arglistiger Täuschung" durch die Kommune möchte Schmucker zwar nicht reden, aber von mangelnder Kommunikation schon – schließlich ist die betreffende Fläche schon seit mehr als 15 Jahren für Windkraftanlagen ausgewiesen. "Ja, das mindestens hätte man mir erzählen müssen." Wahrscheinlich hätte er dann die Entscheidung, in Würzbach zu investieren, nie getroffen. Jetzt rechne er "mit einem massiven Wertverlust" seiner nagelneuen Immobilie, wenn tatsächlich die geplanten Windkraftanlagen vor Würzbach gebaut werden würden – mit 239 Metern Höhe immerhin "die dann größten Windkraftanlagen Deutschlands".

Von Haustür zu Haustür getingelt

Was den meisten Anwesenden wichtig ist: "Wir sind nicht gegen Windkraftanlagen – ganz im Gegenteil." Es gehe auch nicht um das Sankt-Florians-Prinzip, also nur den Bau vor der eigenen Haustür zu verhindern. "Aber ein solches Mega-Projekt" dürfe nicht auf Basis einer jahrzehntealten Planung umgesetzt werden: "Als die Flächen damals für eine solche Nutzung ausgewiesen wurden, haben die meisten von uns hier noch gar nicht gewohnt", unterstreicht auch Angela Nun, die die eigentliche Initiatoren hinter den Würzbacher Protesten ist. Sie ist wie beim Ehepaar Schmucker von Haustür zu Haustür getingelt, um über die jetzt reaktivierte Planung für die Windkraftanlagen zu berichten – von denen bis dahin so gut wie keiner von ihnen etwas wusste.

Angela Nun wohnt selbst erst seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Würzbach. "Wir sind in die Natur gezogen." Und jetzt das. "Das kann kein gutes Signal für die Gemeinde Oberreichenbach sein", ergänzt Oliver Schmucker. "Schließlich weist die Kommune ja auch gerade ein neues Wohngebiet in Sichtweite der geplanten Windkraftanlagen aus" – er könne sich nicht vorstellen, dass irgendwer dort noch hinziehen möchte, wenn er um die Planungen wüsste.

Doch allen hier ist bewusst, dass der Kampf gegen die Windkraftanlagen – beziehungsweise um eine neue Suche nach geeigneteren Flächen – kein leichter wird. Weshalb sich die BI GegenWind von Anfang an versierten Rechtsbeistand besorgt hat – in Form einer auf solche Bürgerinitiativen spezialisierten Kanzlei, die bereits mehrfach im Land erfolgreich solche Projekte stoppen konnte. Die soll den nun gestarteten Genehmigungsprozess der Würzbacher Windkraftanlagen juristisch begleiten und auf Rechtmäßigkeit kontrollieren – angefangen beim Pachtvertrag, den die Gemeinde Oberreichenbach mit dem Investor, der Green City Energy AG aus München, über die Grundstücke schließen möchte, auf denen die vier geplanten Windkraftanlagen gebaut werden sollen.

Daneben möchte die BI GegenWind künftig mit Informationsveranstaltungen die Bevölkerung über Windkraftanlagen im Allgemeinen und die eventuell damit verbundenen Gefahren sowie Risiken im Besonderen informieren. Wobei man im Blick habe, dort, wo es bisher zu bestimmten Thematiken "nur Halbwissen" gebe – wie etwa beim "Infraschall und seinen gesundheitlichen Folgen" -, mit eigenen Gutachten und Studien "für wirklich belastbare Fakten" und Argumente sorgen zu wollen.