Ski-Slalomläuferin Leonie Keller hat die baden-württembergische Kids-Cross-Rennserie gewonnen und startet am kommenden Wochenende im Deutschland-Finale. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Zehnjähriges Ski-Ass triumphiert auf Landesebene / Im Deutschland-Finale lockt Training mit dem Idol

Von Steffi Stocker

Oberreichenbach-Würzbach. Mit vier Pokalen kam Leonie Keller vor einer Woche vom baden-württembergische Finale zurück. Überraschend sicherte sich die zehnjährige Skislalomläuferin den Gesamtsieg von sechs Rennen in den vergangenen Wochen im Rahmen der VR-Talentiade.

"Erst beim vierten Rennen hat alles gestimmt und ich konnte es krachen lassen", berichtet die fröhliche Grundschülerin von einer überwundenen Erkrankung, die sie beeinträchtigt hatte. Schon deshalb hatte die Würzbacherin eigentlich nicht mit dem jetzt erzielten Erfolg in der so genannten Kids-Cross-Serie gerechnet, zumal sie auch noch eine der jüngsten aus zwei Wertungsjahrgängen ist.

Kommendes Wochenende steht für talentierte Skiläuferin das Deutschland-Finale in Balderschwang im Allgäu an. "Mein Ziel ist es, mindestens Platz sechs zu erreichen", erzählt Leonie im Gespräch mit unserer Zeitung von ihrem Traum, mit Felix Neureuther zu trainieren. Denn ein Trainingscamp mit dem derzeit erfolgreichsten deutschen Slalomläufer ist der Lohn dafür. Der Sohn des in den 1970er-Jahren erfolgreichen, Skisport-Ehepaares Rosi Mittermaier und Christian Neureuther ist das Idol von Leonie. "Sein Wesen und seine Technik im Slalom sind mein Vorbild", sagt sie. Ein wohlgehütetes Autogramm auf ihrem Ski-Helm zeugt von ersten Begegnungen in Sölden, wo auch die Weltcupfahrer des Deutschen Skiverbandes trainieren. "Er wusste sogar, wer ich bin", ist sie heute noch sprachlos. Ein gemeinsames Foto ließ sich die Zehnjährige natürlich nicht nehmen.

Entsprechend euphorisch brach die Familie gestern schon zum Training in den Bregenzer Wald auf. Denn auch die zwei Jahre ältere Schwester Kim ist erfolgreich, belegte erst vergangenen Mittwoch in der Schülerklasse den vierten Platz im Nachtslalom.

Vor vier Jahren begannen die Mädchen im Verein "Rheinbrüder Karlsruhe" zu trainieren. "Damals machten beide auf sich aufmerksam, weil sie untrainiert sehr gut abschnitten", erinnert sich Mutter Heike Keller. Schon Katja Seizinger hatte dort ihre Trainingsbasis. Den Kindern, auch der Jüngsten, Maya, ist die Begabung offenbar in die Wiege gelegt.

Mit 18 Monaten sei Leonie das erste Mal in Kims Skistiefel geschlüpft. Und deshalb ist es für die Eltern, selbst begeisterte Skifahrer, kein Thema, die Mädchen zu unterstützen, gilt es doch zweimal wöchentlich ins Trainingszentrum zu fahren. Parallel dazu muss auch der Schulstoff bewältigt werden. Doch darauf achten auch die Trainer und fragen schon mal ab.

Vater Werner Keller ist der Spezialist für das Präparieren der Skier. "Ich habe tolle Bretter und kann alles vergessen, sobald ich auf darauf stehe", beschreibt Leonie das Gefühl, sich völlig frei zu fühlen. Zudem habe sie das Talent, sich den abgesteckten Lauf während der Besichtigung einzuprägen. Im Bereich des Starts schalte sie dann regelrecht ab und gehe jedes einzelne Tor vor ihrem geistigen Auge durch. "Sie ist dann nicht mehr ansprechbar", berichtet die Mutter. In den vergangenen drei Jahren hat die zehnjährige Skiläuferin von 45 Rennen 43 gewonnen.

Leonie pflegt an den Renntagen zudem ein besonderes Ritual. "Morgens gibt es von Mama ein besonderes Müsli, und vor dem Start bete ich, dass mir nichts passiert, denn ich gebe jedes Mal Vollgas", erzählt die Zehnjährige. Natürlich stehen auch Aufwärmübungen auf dem Plan. Fehlen darf vor dem Start auch der Kuss für Mama oder Papa nicht. "Dann kann es losgehen, und ich rocke die Welt", sagt Leonie zu ihren Ambitionen für das Deutschland-Finale.