Bürgermeister Karlheinz Kistner stellt sich am 31. Januar der Wiederwahl. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunalwahl: Kandidatenvorstellung eine Solo-Nummer / Umgang miteinander zeigt mehr als nur Achtung und Respekt

Von Axel H. Kunert

Bei der Bewerbervorstellung für die Bürgermeisterwahl im Sportheim des SV Oberreichenbach trat als einer von zwei Kandidaten nur der Amtsinhaber Karlheinz Kistner ans Rednerpult.

Oberreichenbach. Die wichtigste Publikums-Frage des Abends vielleicht: "Treten Sie auch für eine dritte Amtszeit an?" Dabei ging es bei der Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl in Oberreichenbach am 31. Januar erst einmal für Amtsinhaber Kistner um die Wiederwahl für eine zweite Amtszeit.

Besonderes Verhältnis wird gepflegt

Aber es ist schon ein sehr besonderes Verhältnis, das die Oberreichenbacher – zu denen auch die Igelslocher, die Unterkollbacher, die Oberkollbacher, die Eberspieler, die Siehdichfürer, die Würzbacher und die Naislacher gehören – mit ihrem jetzigen und wahrscheinlich auch künftigen Schultes pflegen. Kistner spricht von hoher gegenseitiger Achtung und Respekt. Aber es scheint doch ein bisschen mehr zu sein, dieser herzliche Umgang, der auf dem Scheitelpunkt des Nordschwarzwalds zwischen Hirsau und Calmbach in der Bürgerschaft gepflegt wird.

Nur lückenhaft besetzter Saal

Da mag es ein bisschen seltsam anmuten, dass sich Kistner nach acht Jahren im Amt als einzig ernsthafter Bewerber den Bürgern noch einmal extra vorstellen soll. Aber so ist das hier. Formal gibt es ja einen Gegenkandidaten, den von dieser seltsamen Nein-Partei. Er wohnt in Hannover, ist gar nicht erst angereist. Er weiß wohl nicht einmal, wo Oberreichenbach genau liegt.

Aber der Gemeinderat hat nun einmal entschieden, bei zwei und mehr Kandidaten eine öffentliche Vorstellung durchzuführen. So wird sie eben im guten demokratischen Stil unter der Leitung von Wahlleiter und ersten Bürgermeisterstellvertreter Georg Burkhart im doch nur lückenhaft besetzten großen Saal des Sportheims des SV Oberreichenbach nun auch abgehalten.

Für den Bewerber Kistner ist es Ehrensache, sich – wie er es vor acht Jahren seinen Oberreichenbachern versprach – bei entsprechend guter Gesundheit der Wiederwahl zu stellen. Und sich, als Zeichen eben dieses hohen Respekts, um diese Wiederwahl und um die Stimme, die ja auch immer Zustimmung ist, jedes einzelnen Wahlberechtigten zu bemühen.

An jeder Haustür habe er dafür in den vergangenen Tagen geklingelt, um seinen Wahl-Flyer abzugeben. Und wo niemand angetroffen wurde, diesen zumindest eigenhändig in den Briefkasten zu legen, erzählt Kistner am Rande der Veranstaltung. Arroganz des Amtes? Die ist hier so etwas von weit weg.

Fragerunde kommt nur schwer in Gang

Im Gegenteil. Kistner, obwohl seine Wiederwahl sicher erscheint, ist tatsächlich nervös. Er redet noch schneller als sonst. 15 Minuten hat er laut Gemeinderatsentscheid für seine Rede beim Vorstellungsabend. Die Generalprobe daheim habe er in zwölf Minuten geschafft. Jetzt werden elfeinhalb Minuten gemessen. Bleibt viel Zeit für Fragen. Oder gar Kritik. Aber letztere flammt noch nicht einmal auf. Und die Fragen kommen nur spärlich in Gang. In Oberreichenbach scheint man und frau durchweg zufrieden zu sein mit dem Schultes.

Die rund 50 Bürger, die zur Kandidatenvorstellung gekommen waren, wollen nach dem hastigen, aber dennoch eindrucksvollen Rechenschaftsbericht mit den Meilensteinen der ersten Amtszeit (Interkommunales Gewerbegebiet, Kinderbetreuung, lebenslanges Wohnen, Neubau der Feuerwehrgerätehäuser, Vereinsförderungsprogramm) und dem Ausblick (Ausbau von Bürgerbegegnungsstätten in allen Ortsteilen, Sanierung Straßenbeleuchtung, Weiterentwicklung Kindergärten und Grundschule, Ausbau Breitbandversorgung, neues Baugebiet in Oberreichenbach) von Kistner schließlich nur wissen, ob eine Rathaussanierung geplant sei. Nein, nicht aktuell. Aber irgendwann müsse man diese angehen. Bisher war anderes wichtiger. Vielleicht ab 2017.

Ob die von der Erlacher Höhe in Oberreichenbach betreuten Flüchtlinge auf die offizielle Quote der Gemeinde angerechnet würden? Nein, weil diese Konstellation nur vorübergehend so angelegt sei – bis zum Frühjahr. Sollte es länger andauern, würde man mit dem Landkreis über eine zumindest teilweise Anrechnung reden müssen. Ob der Centro langfristig erhalten bleibe? Eher nein. Er gehe davon aus, dass der Betrieb bald ganz eingestellt werde.

Das Thema Dorfladen wollte Kistner an diesem Abend eigentlich nicht anschneiden. Aber er ist dankbar, und sagt das auch so, dass er dann doch danach gefragt wird. Die notwendigen 30 000 Euro Grundkapital aus der Bürgerschaft sind gezeichnet, Ende Mai soll die Eröffnung sein. Aber dann müsse das Angebot auch wirklich genutzt werden, von Jung und Alt. Es sei eine einmalige Chance, wieder ein Angebot zurück in den Ort zu holen, das längst für immer verloren geglaubt schien. Aber das sei nicht sein Verdienst, sondern das der Bürgerschaft. Auf die Kistner mehr als sichtbar stolz ist. Wie die Oberreichenbacher Bürger auch auf ihn.

Dritte Amtszeit steht noch nicht zur Debatte

Der mit seinem sympathischen Understatement übrigens eine dritte Amtszeit diesmal nicht versprechen wollte. Dann wäre er 60 Jahre alt. Wer weiß, wie er in dem Alter gesundheitlich dastehe. Und ob die Gemeinde dann nicht eine jüngere Amtsführung bräuchte. Aber wenn er fit sein sollte, man ihn wirklich wolle und er noch nützlich sein sollte, werde er natürlich gerne zur Verfügung stehen.