Wie ein Schwamm – Karl Günther zeigt den Kindern das Torfmoos. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienprogramm: Förster Karl Günther nimmt Kinder mit zur Entdeckungsreise durch das Würzbacher Moor

Mit Karl Günther gingen einige Kinder im Rahmen des Sommerferienprogramms in das Würzbacher Hochmoor. Dort erklärte der langjährige Förster einiges zu dessen Geschichte.

Oberreichenbach-Würzbach. Wer das Bruckmißsträßle entlang geht, sieht bereits nach wenigen Metern rechts und links einen Bannwald. Weiter geht es dann auf dem Bengelweg in den Wald. Genauer gesagt in ein mehr als elf Hektar großes Naturschutzgebiet zwischen Würzbach und Würzbacher Kreuz. Es wird "Naturschutzgebiet – Bannwald Waldmoor-Torfstich" genannt.

Die Bezeichnung "Bengelweg" deutet zwar schon darauf hin, dass es hier feucht und der Untergrund weich sein muss. Von einem "Moor" wie es sich der Laie vorstellt ist jedoch weit und breit nichts zu sehen. Hochebene, umgestürzte Bäume, hoch aus der Erde ragende Wuzelteller, diverse Absenkungen und etwas fremdartig anmutende Pflanzen fallen zwar ins Auge – aber sonst?

Interessant dank Führung

Dem einen oder anderen fällt noch auf, dass die Erde statt aus dem typischen rot gefärbten Sandsteinboden in ein stark riechendes "Schwarz" wechselt. Enttäuscht abdrehen? Nein, das Würzbacher Hochmoor wird erst durch eine Führung richtig interessant.

Geradezu prädestiniert dazu ist der langjährige Förster Günther. Durch sein Wissen, zahlreiche Zahlen und Fakten, wird das Moor plötzlich interessant. "Hier lässt sich über 7000 Jahre Geschichte datieren", sagte Karl Günther.

Er erklärte die Besitzverhältnisse ab 1303 als Klosterwald und beschrieb den Torfabbau. "Die Daten aus den 1860er-Jahren sind ziemlich exakt, denn da war der Abbau staatlich geregelt". Es muss eine bitterarme Zeit gewesen sein, als man den gewonnenen Torf noch als Brennstoff benutzte.

Der ursprüngliche Wald hatte sich zu diesem Zeitpunkt in Form von Flößen in Richtung Holland "aufgemacht": Streunutzung, Köhlerei, Harzgewinnung, die Wirtschaft und Not diktierten die Zeit. Günther zeigte eine Weißtanne aus dieser Epoche. "110 Fuß, das waren 33 Meter. Und in dieser Höhe noch eine Stärke von 48 Zentimeter – es ist unglaublich, welche Baumriesen damals mit bescheidenen Mittel bewegt wurden", sagte der Förster. Auch zum Thema Harzgewinnung kennt er ein etwas versteckt stehendes mehr als 150 Jahre altes Exemplar.

Durch Wassergräben "bearbeitungsfähig" gemacht, wurde auf 2,7 Hektar Torf bis in eine Tiefe von zwei Metern abgebaut. Schon früh im Jahr 1937 wurde das Moor Naturschutzgebiet. "Wir haben zu meiner Zeit mit Seilkranen gearbeitet, um keine Schäden am Moor anzurichten", erinnerte sich der Förster an die ersten Schutzmaßnahmen. Immer wieder kommen bei ihm die Worte "Mein Revier" vor, ein Zeichen dafür, wie eng der Rentner doch mit den Gegebenheiten verflochten ist.

Gebiet wird zum Bannwald

In den 1990er-Jahren wurde das Gebiet zum Bannwald erklärt, was Nutzung und Eingriffe ausschließt. Die Region ist auf dem Weg zum ideologisch gewollten modernen Urwald was an jungen, auf bereits abgestorbenen Baumstämmen wachsenden Jungpflanzen schön zu sehen ist. Sand- und Moor-Birken, Bulden, Bürstenmoos, Wollgras sowie Moosbeer, alles interessante Details, die nur mit einer fachlichen Führung zu entdecken sind.

Günther macht das gerne, das Hochmoor ist seine zweite Heimat, hier kennt er jeden Strauch. Aber auch wie sehr sich der Naturschutz "beißt" treibt ihn um. Überall streben völlig unkontrolliert junge Pflanzen nach oben. "Hinter dieser Freifläche ist schon alles dicht, hier ›sauft‹ eine Kieferkultur das Hochmoor leer", blickt er mit Besorgnis auf die nahe Zukunft.