Ein Genuss für Auge und Ohr: der Auftritt des Chors "Le Consort Nouveau" in der Kirche St. Afra. Foto: Hoffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Projektchor "Le Consort Nouveau" mit Solisten in St. Afra

Von Volkmar Hoffmann

Obernheim. Wenn der Dirigent und Chorleiter Matthias Listmann ein Chorkonzert der Öffentlichkeit vorstellt, dann hat es auch Größe, und Listmann lässt seine vielfältigen Beziehungen spielen, um Instrumentalisten und Vokalsolisten zum Mitmachen zu gewinnen. So hat sich der Besuch des Konzerts von "Le Consort Nouveau" allemal gelohnt. Der Projektchor war zum neunten Mal in der Kirche St. Afra, wo nicht nur die Stammgäste in den höchsten Tönen schwärmten.

Eröffnet wurde das Chor- und Orchesterkonzert von der Kirchenmusikerin Lydia Schimmer– sie kommt vom Kaiserstuhl – an der Orgel mit der Fuge in G-Dur, BWV 577 von Johann Sebastian Bach, bevor der Chor Bachs Motette Nr. 8 "Sei Lob und Preis" sowie "Alleluja", den Schlusssatz einer Kantate von Dietrich Buxtehude, höchst konzentriert und mit ausgewogenem Gesamtklang vortrug. Die stimmbildnerische Vorbereitung, welche die Sänger des Chors im Haus Bittenhalde in Tieringen vermittelt bekamen, hat einmal mehr ihr Ziel erreicht.

Dann erklang von der Empore der Satz "Vidit suum" aus Joseph Haydns "Stabat mater", den Baritonsänger Lukas Grimm, ebenfalls Kirchenmusiker und Kammerchorleiter, mit seiner herrlichen Stimme stilsicher und vom leisesten Piano bis hin zum Fortissimo in lateinischer Sprache vortrug, begleitet von hingebungsvollem Spiel auf der Orgel. Langsam, andächtig führte die Organistin das Publikum anschließend in Wolfgang Amadeus Mozarts "Andante/Allegro", KV 594, hinein, ehe sie im Mittelteil das Tempo steigerte und Freude hörbar machte – bis zum bedächtigen Schluss, was vor allem ihrem Fingersatz alles abverlangte – eine großartige Leistung.

Bei Ludwig van Beethovens Bußlied Op. 48/6 setzte Lukas Grimm nochmals seine reife, kraftvoll durchdringende Bariton-Stimme mit geschmeidigem Ansatz ein, ehe sich vor dem Altar die Sängerinnen und Sänger wieder aufstellten, flankiert von Solisten mit Barockvioline, Spinett, Kontrabass und dem historischen Holzblasinstrument "Zelenka". Sie harmonierten klangschön mit hoher, technischer Perfektion zusammen mit dem Chor, der eine enorme Klangfülle erzeugte und die Zuhörer zurückversetzte in das 16. und 17. Jahrhundert.

Das längste Stück und die Krönung des Konzertes war das feierliche Werk für Chor, Solisten und Orchester vom Venezianer Antonio Vivaldi, die konzertante Messe in D-dur "Gloria", ein repräsentatives Kompositionswerk aus dem Barock mit dramaturgisch ausgewogenen und abwechslungsreich gestalteten Abschnitten, die unterschiedliche musikalische Charaktere in Besetzung, Takt und Tonart beinhalteten.

Mit stehendem Applaus dankte das aufmerksame Publikum den Akteuren für den festlichen Konzertabend – und viele freuen sich sicher schon auf das nächste Gastspiel des Projektchors in St. Afra.