Nutzungsverhalten der User wird noch intensiver verfolgt. Wer sich einloggt, stimmt automatisch zu.

Oberndorf - Künftig sollen bei Facebook noch mehr Daten erhoben werden, im Gegenzug sollen die Nutzer aber auch mehr Kontrolle über besuchte Seiten und Apps bekommen. Verbraucherschützer raten, die Privatsphären-Einstellungen so streng wie möglich zu halten.

Der Widerstand verteilt sich schnell. Seit Wochen kursieren bei Facebook Bilder mit der immer gleichen Botschaft: "Ich widerspreche den neuen Nutzungsbedingungen und der kommerziellen Nutzung meiner Daten." Das klingt zwar eindrucksvoll, wird aber keinerlei Wirkung zeigen. Morgen wird, wie schon seit Wochen angekündigt, das soziale Netzwerk Facebook weitere Änderungen seiner Datenschutzbestimmungen vornehmen. Und die haben es in sich, warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Mit den sogenannten Datenrichtlinien will das Unternehmen die Daten seiner Nutzer noch stärker auswerten, um diese dann für zielgerichtete Werbung zu nutzen – jeder Klick wird dokumentiert.

"Die Nutzermüssen aktiv tätig werden"

Ab Freitag gelten bei Facebook neue Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Dann haben Nutzer mehr Möglichkeiten, Privatsphäre- und Sichtbarkeitseinstellungen zu kontrollieren. Auf der anderen Seite bringen die neuen AGB aber auch eine viel detailliertere und zielgerichtetere Verfolgung des Nutzerverhaltens mit sich.

Mit einem Log-in nach dem 30. Januar stimmen Nutzer den neuen AGB automatisch zu, ein Widerspruch ist nicht möglich. Nutzer haben zwei Möglichkeiten: akzeptieren oder abmelden. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät deswegen, sich die umfangreichen neuen Regeln gut durchzulesen.

"Facebook lässt sich erlauben, alle Nutzungsinformationen zu erheben und zu nutzen", sagt die Rechtsanwältin Sabine Petri. Auch wenn man einzelnen Punkten nicht widersprechen kann, sei es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, was mit den eigenen Daten passiert. Ursprünglich für Anfang Januar geplant, wurde die Einführung der neuen AGB nach Protesten von Verbraucherschützern und Politikern um einen Monat verschoben. Hier die wichtigsten Änderungen im Überblick:

Datenschutz

Facebook will es Nutzern leichter machen, zu entscheiden, wer ihre Inhalte sieht. Dazu gibt es jetzt interaktive Anleitungen und auch Möglichkeiten, die Analyse von besuchten Seiten und Apps zu kontrollieren. Verbraucherschützerin Petri weist darauf hin, dass der Nutzer hier aktiv tätig werden muss. Neue Funktionen müssten in der Regel abgestellt werden, wenn man mit ihnen nicht einverstanden sei. Und man müsse sich bewusst sein, dass trotz aller Einstellungen Facebook alles erfahre und möglicherweise auswerte.

Standortdaten

Künftig können Standortdaten mit denen der Freunde und mit Werbeanzeigen verbunden werden. Wer seinen Standort teilt, kann Informationen über Restaurants in der Nähe oder Neuigkeiten von Freunden angezeigt bekommen. Wer das nicht möchte, sollte der Facebook-App auf seinem Smartphone keinen Zugriff auf das GPS-Modul gewähren. Allerdings räumt nicht jede Plattform diese Möglichkeit ein.

Werbung

Facebook will Werbung auf den Einzelnutzer zuschneiden. Bislang werden die Inhalte der Werbeanzeigen aus "Gefällt mir"-Angaben und anderen Aktivitäten im Netzwerk generiert. Bald sollen auch besuchte Webseiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Das Netzwerk ist in der Lage, die Aktivitäten seiner eingeloggten Nutzer im Netz teilweise nachzuvollziehen. Wer dann etwa online ein Paar Sportschuhe kauft, könnte beispielsweise Anzeigen für Sportkurse oder andere Trainingskleidung sehen. Wer Urlaubsziele recherchiert, sieht Werbung von Reiseveranstaltern.

Künftig sollen Facebook-Nutzer Werbeanzeigen auf ihre Relevanz bewerten können. Dazu wird auch sichtbar gemacht, in welche Zielgruppe Facebook die Nutzer einordnet und warum man eine bestimmte Anzeige sieht. Laut Facebook soll so sichergestellt werden, dass Nutzer nur relevante Werbung sehen.

Die neuen Einstellungen für Werbeanzeigen geben dem Nutzer zwar mehr Kontrolle, ein großer Gewinn sind sie aber nicht, wie Staatssekretär Ulrich Kelber (SPD) vom Bundesverbraucherschutzministerium bei der Vorstellung der neuen AGB Ende November 2014 urteilte: "Gleichzeitig erhält Facebook so aber auch noch mehr werberelevante Informationen über den Nutzer."

Neue Funktionen

Das Netzwerk will seine Kunden durch neue Optionen wie einen "Kaufen"-Knopf enger an sich binden. So könnte der Kauf von Waren direkt über das Facebook-Konto erfolgen. Damit könnte das Unternehmen neben Nutzungsdaten auch an Einkaufsgewohnheiten und Zahlungsdaten der einzelnen Kunden kommen. "Aus Verbraucherschutzsicht ist das sehr kritisch zu bewerten", sagt Sabine Petri. Durch Zusammenführung dieser Daten könnten umfassende Personenprofile erstellt werden.

Petri empfiehlt grundsätzlich, die Sichtbarkeit von Beiträgen stark zu kontrollieren und in den Privatsphäre-Einstellungen auf minimale Auswertung der persönlichen Daten zu Werbezwecken zu setzen. Und Facebook-Nutzer müssen wachsam sein: "Man sollte regelmäßig nachsehen, ob die Einstellungen noch so sind, wie man sie eingestellt hatte."