Die Atemschutzgeräteträger retten ein Kind und eine Rollstuhlfahrerin, die eine Brandfluchthaube schützt. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Übung: Feuerwehrabteilung Boll demonstriert Menschenrettung im evangelischen Gemeindesaal

Oberndorf-Boll. Neben der Menschenrettung nahmen sowohl der Boller Abteilungskommandant Daniel Danner als auch Stadtbrandmeister Dieter Flügge die Hauptübung zum Anlass, Aufklärungsarbeit hinsichtlich der strukturellen Abläufe, der Gerätschaften und personellen Ausrüstung der Feuerwehr zu leisten.

Geradezu prädestiniert für die anwesenden Bürger, das Schauen mit dem Verstehen zu verknüpfen, war das realistische Szenario: Von Kindern bis Senioren befinden sich alle Altersklassen im Veranstaltungssaal des evangelischen Gemeindehaus. Ein technischer Defekt im Heizraum führt schnell zur dichten Rauchentwicklung im Treppenhaus, was den Fluchtweg versperrt. Die Alternative über den rückseitig angebauten Kindergarten scheidet ebenfalls aus, da die Verbindungstür nicht geschlossen ist und sich dadurch der sogenannte Kamineffekt entwickeln kann.

Hautnahes Erleben wollte Daniel Danner ermöglichen, und so wurden "die zu rettenden Personen" kurz vor der Alarmierung aus den Zuschauerreihen geholt – von Kindern bis zu den Senioren eben.

Eingeschlossen sein und warten müssen, bis die Feuerwehr anrückt, ist im Ernstfall eine nicht zu unterschätzende emotional geladene Situation. "Ruhe bewahren, Türen schließen, Fenster öffnen, sich bemerkbar machen und warten, bis die Rettungskräfte anrücken, keinesfalls aber den Weg durch den Rauch suchen, erläuterte der Stadtbrandmeister die richtige Verhaltensweise. Am Vorgehen der Boller Abteilungswehr wurde gezeigt, weshalb es für Menschen in Gefahr wichtig ist, dies zu beachten.

Während die Fachleute, die in bemerkenswerter Zahl vertreten waren, mit Bürgermeister Hermann Acker die Aktionsorte in Augenschein nahmen, kommentierte Daniel Danner vor dem Gemeindehaus das Gesamtgeschehen. Dass die Kippfenster eine schnelle Menschenrettung über die Leiter ins Freie verhindern, bedurfte keiner Worte. Doch was die Atemschutzgeräteträger zusätzlich zu den rund 26 Kilogramm (Kleidung und Pressluftflasche) alles mit sich schleppen müssen, wurde vom Stadtbrandmeister eindrucksvoll demonstriert. Zu Beginn konnte man auch den Notruf verfolgen und anhand der Antworten von Pfarrerin Heinzmann nachvollziehen, welche Fragen man in dieser Situation ruhig und sachlich beantworten sollte, damit die Leitstelle Rottweil die richtige Entscheidung treffen kann bezüglich der Einsatzfahrzeuge, Gerätschaften und Manpower.

Die sehr positive Übungskritik durch Dieter Flügge bestärkte den Bürgermeister in der Gewissheit, dass die Stadt Oberndorf auf ein "sehr gutes Brandschutzkonzept zurückgreifen kann". Acker sprach die Anpassung an sich ständig ändernde Gegebenheiten in der Feuerwehrtechnik, insbesondere das hohe Maß an Fortbildungsveranstaltungen an. Doch nur diese Kontinuität in allen Abteilungen garantiere die gesamtstädtische Verlässlichkeit durch gemeinsame Schlagkraft, die im Ernstfall eingefordert werde. "Feuerwehr, Familie, Freizeit und Firma" – diese "vier F" setzte Ortsvorsteher Wolfgang Schittenhelm in Relation und gab damit Anlass nachzudenken, wie stark doch das eine in das andere übergreift.