Elano Rojan steht mit Tochter Angelina und Sohn Adriano vor dem zusammengebrochenen Zelt. Im Winter macht der "Circus Bolero" normalerweise Pause. Jetzt kam der Wintereinbruch viel zu früh: Das Zelt hat den Schneemassen nicht stand gehalten. Foto: Armbruster

Zirkusfamilie Rojan kann wegen des frühen Wintereinbruchs keine Vorstellungen geben.

Oberndorf-Hochmössingen - Die Schreckensnachricht kam am Sonntagmorgen: Ein Passant klopfte am Wagen der Zirkusfamilie und sagte Elano Rojan Bescheid: Das Zelt war über Nacht zusammengebrochen.

Eigentlich wollte der kleine Familienzirkus Bolero am Samstag seine erste Vorstellung in Hochmössingen geben, doch da machte das Wetter ihnen bereits einen Strich durch die Rechnung. "Es hat so geschneit, dass wir schon am Nachmittag den Schnee vom Zeltdach geschippt haben. Die Vorstellung mussten wir leider absagen, weil es für die Zuschauer wohl auch zu kalt geworden wäre", erzählt Elano Rojan.

Eineinhalb Stunden Programm mit vielen artistischen Nummern bietet das Ehepaar Rojan mit ihren sieben Kindern normalerweise. Doch daraus wurde in Hochmössingen nichts. Doch der große Schock kam am Sonntag. Ein Passant hatte das zusammengebrochene, schneebedeckte Zirkuszelt entdeckt. "Es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass es so viel schneit. Außerdem hätten wir ja auch nicht die ganze Nacht schippen können", sagt Rojan. Der nasse, aufgeweichte Boden habe das Übrige getan. "Da hatten die Eisenanker keinen Halt mehr und konnten die Last nicht mehr stemmen."

Er ist froh, dass niemand verletzt wurde. Dennoch steht er vorerst vor einem zusammengebrochenen Zelt – und wenn er Pech hat auch vor einer zusammengebrochenen Existenz. "Das Zelt war so voller Schnee, das wir uns die Schäden bisher noch gar nicht genau ansehen konnten. Ich weiß noch nicht, ob Masten gebrochen sind, oder ob Löcher im Zelt sind." Auch die Manege und sämtliche Requisiten hat das Zelt begraben. "Wenn wir das Zelt nicht mehr benutzen können, weiß ich nicht, wie es weitergeht."

Für Personenschaden sei er versichert, aber nicht für das Material. Ein neues Zelt wird sich die Familie kaum leisten können. "So kleine Zirkusunternehmen wie wir haben es heutzutage schwer. Wir leben von Tag zu Tag, von Ort zu Ort. Da können wir kein Geld für so einen Notfall sparen."

Eigentlich wollte der "Circus Bolero" am Mittwoch weiterreisen, doch daraus wird nun wahrscheinlich nichts. Rojan hofft, dass sie bald ein Winterquartier finden werden. "Denn wir hatten für den Winter eigentlich schon vor einem halben Jahr einen Platz auf einem Privatgrundstück gebucht. Von dort haben wir vor etwa zwei Wochen erfahren, dass wir unsere Wagen doch nicht aufstellen düfen, weil das in einem Naturschutzgebiet liege."