Launig war’s: So hatten Referent Karl Kimmich (links) und Pfarrer Jeschua Hipp ihren Spaß. Foto: Kussmann-Hochhalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Karl Kimmich gibt "Aistaiger Geschichtssplitter" preis

Oberndorf-Aistaig. Als mindestens zweitbester Kenner der Aistaiger Ortsgeschichte wurde Karl Kimmich von Pfarrer Jeschua Hipp begrüßt. Die Zweitplatzierung konnte Kimmich leicht verkraften, denn der "Erstplatzierte" läuft seit fast zwei Jahrhunderten außer Konkurrenz. Gemeint ist der evangelische Pfarrer Friedrich August Köhler, der in den 1830er-Jahren eine erste Ortschronik für Aistaig verfasst hatte. Vor einem Jahr ist diese von Kimmich neu herausgegeben worden.

Der Titel von Karl Kimmich im Gemeindehaus signalisierte Bescheidenheit: "Aistaiger Geschichtssplitter". Kimmich begann seine "Tour d’Horizon" mit der urkundlichen Ersterwähnung Aistaigs 772.

Kurzweilig knüpfte Kimmich an diese urkundliche Nennung eine Betrachtung über den Wandel des Ortsnamens über 13 Jahrhunderte an: Die Namen "Egesteige" und "Aichesteig" deuten darauf hin, dass sich die Siedlung am Fuß des mit Eichen bestandenen Aufstiegs zur Hochfläche vor der Alb entwickelt hatte.

Aistaigs Geschichte ist auch wegen der konfessionellen Situation interessant: 1317 hatten die Herzöge von Teck ihren Ort an die Grafen von Württemberg verkauft. Die schlossen sich 1535 der Reformation an, so dass Aistaig ein evangelischer Vorposten gegen die katholischen Besitzungen Vorderösterreichs wurde. Obwohl ein rein protestantischer Ort, gab es um 1670 drei Katholiken in Aistaig. Sie fielen auf, als sie bei der Huldigung für Herzog Eberhard III. beim Treueschwur nur die Lippen bewegten, aber nicht laut mitsprachen.

Später rechtfertigte Räuberhauptmann Hannikel seine Schandtaten mit der konfessionellen Diversität: Das Ausrauben evangelischer Pfarrer sei genauso gerecht wie die Überfälle auf Juden.

Markant für den konfessionellen Kulturunterschied ist die Fastnacht, die an katholische Traditionen gebunden ist. Doch in Aistaig gibt es seit 1924 eine Narrenzunft – fast ein Zeichen für friedvolle Ökumene. Hipp meinte daraufhin schmunzelnd, es sei schade, dass man die ortsansässigen Katholiken nicht mehr zum Besuch des evangelischen Gottesdienstes nötigen könne. Das Publikum, konfessionell gut gemischt, nahm’s mit Heiterkeit.