Einen Württemberger-Wein für den Gast aus Baden: Hermann Acker (rechts) überreicht Wolfgang Schäuble einen Geschenkkorb. Foto: Zeger

Warme Worte eines kühlen Rechners: CDU-Politiker weist bei Rede in der Klosterkirche auch auf gesellschaftliche Veränderungen hin.

Oberndorf - Einen herzlichen Empfang bereiten die rund 600 Gäste in der Klosterkirche Finanzminister Wolfgang Schäuble und dessen Frau Ingeborg am Freitagabend beim 15. Bürgertreff. Warmen Applaus bekommt aber nicht nur er.

Um 18 Uhr landet sein Flieger in Stuttgart, um kurz noch halb acht ist Schäuble (CDU) in der Neckarstadt. Die Reihen in der "guten Stube" sind voll belegt, und die Spannung auf den berühmten Gast ist förmlich zu spüren. Der Applaus setzt ein, als das Ehepaar Schäuble durch den Nebeneingang die Kirche betritt und endet noch lange nicht, als es in der ersten Reihe Platz nimmt. Er sitzt inmitten des "Who’s Who" der Region. Darunter Ehrengäste aus der Politik, aus der Wirtschaft und des Landkreises. Auch Volker Kauder ist darunter, er stellte den Kontakt zu Schäuble her. "Dem Wunsch seines Fraktionsvorsitzenden kommt man lieber nach", plaudert Schäuble in bester Laune. Er lobt die "gute Idee", die der Bürgertreff doch sei, geht auf das Paradoxon ein, dass es vielen Menschen heute nicht schlecht gehe und trotzdem höre man, dass früher alles besser gewesen sei. "Wer das glaubt, hat vieles in seiner Vergangenheit verdrängt." Schäuble rät, nichts nostalgisch zu verklären, sich realistischen Situationen zu stellen. Und konstatiert: "Wenn alles im Leben gut ist, dann ist’s vorbei."

Durch die Globalisierung habe man das Gefühl, dass die Menschheit von einer Krise in die nächste stürze. "Alles, was irgendwie schiefgeht, wirkt sich sofort bei uns aus. Dies macht Angst." Was sind die richtigen Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts? "Die europäische Einigung ist wichtig." Und: "Die Ansprüche der sieben Milliarden Menschen kann man nur erfüllen, wenn wir in Forschung und Innovation investieren." Er lobt das Oberndorfer Jahresmotto "Vielfalt leben". Spricht das Flüchtlingsthema an und bekräftigt: "Nur durch die persönliche Verantwortung kann das Miteinander gelingen." Ein Beispiel findet der Politiker auch gleich und meint mit Schwarzwälder Schlitzohrigkeit: "Die Musikkapelle hinter mir würde nicht so gut spielen, wenn die städtische Verwaltung sie organisieren müsste." Das Lob in Richtung Stadtkapelle kommt an. Sie umrahmt unter Leitung von Wolfgang Borho den Abend musikalisch.

"Bei allen Sorgen ist mir nicht bange", sagt Schäuble. Oberndorf habe sie, so hat er der Jahresrede von Stadtrat Günter Danner (SPD) entnommen, seine Heimatstadt Hornberg habe sie und "Schramberg hat erst recht Sorgen", zeigt er sich ortskundig.

Viel über das Leben in Oberndorf erfährt nicht nur Schäuble in dieser Rede. Danner informiert ganz konkret über Zahlen im Haushalt, über Pläne, Gelungenes und weniger Gelungenes im ablaufenden Jahr. Er blickt aber auch über den Tellerrand und konstituiert, was ein Gemeinwesen ausmache. "Es bedarf eines Grundkonsenses, der letztlich eine Kommune zusammenhält." Diesen sichtbar zu machen und zu fördern, sei eine zentrale Aufgabe speziell der Kommunalpolitik. "Vielfalt muss also in Identifikation mit unserer Stadt mit all ihren Problemen münden." Danner dankt auch Hermann Acker für dessen vorbildlichen Einsatz für die Stadt. Diese Wertschätzung zeige sich darin, dass er im Namen aller Fraktionen zusichere, seine Wiederwahl im kommenden Jahr zu unterstützen. Und hierfür gibt’s den zweiten warmen Applaus des Abends. Acker selbst bestätigt in seiner Ansprache, dass er sich 2015 um eine dritte Amtsperiode bewerben wird.

Gegen 23 Uhr macht sich der Minister auf den Weg nach Hause, nach Offenburg. Doch in den Gesprächen, in den Köpfen ist er an diesem Abend noch lange präsent.