Werner Mezger, hier umringt von Waldkircher Kandelhexen, hat seine Buchvorstellung in Oberndorf abgesagt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Grund ist Diskussion um Eintrittspreise. Professor für Volkskunde kritisiert "merkwürdigen Kuhhandel".

Oberndorf - Sie hätte ein Highlight werden sollen – die Buchvorstellung von Werner Mezger in der ehemaligen Klosterkirche. Nun hat der Autor die Veranstaltung abgesagt.

Als die Buchhandlung Klein vergangenes Jahr das Geschäft auf dem Schuhmarktplatz übernommen hatte, kamen auch Anfragen von Kunden nach Lesungen, berichtet Buchhändlerin Sabine Kratt. Von der Verpflichtung von Werner Mezger, der einen Tag nach Erscheinen seines neuen Buchs "Schwäbisch-Alemannnische Fastnacht" am Donnerstag eine Lesung samt Vortrag in der Neckarstadt abhalten sollte, erhoffte sich Kratt entsprechende Resonanz.

Stattdessen wurde von einigen Oberndorfern die Höhe des Eintrittspreises in Frage gestellt (wir berichteten). Diese Bedenken nahm die Buchhändlerin ernst und hatte die Idee, den Eintrittspreis durch das Vorzeigen von Sprungbändeln aus dem vergangenen Jahr um die Hälfte zu reduzieren. Eine nette Idee eigentlich.

Für Werner Mezger allerdings ein "merkwürdiger Kuhhandel", wie er in einer Pressererklärung mitteilt. Überhaupt wolle er mit "kleinkariertem Krämergeist" nicht in Verbindung gebracht werden, lässt er wissen. Sabine Kratt möchte sich dazu nicht weiter äußern.

Für Stadt kommt Absage eher überraschend

Die Oberndorfer hingegen müssen auch künftig nicht auf Lesungen, die von der Buchhandlung Klein veranstaltet werden, verzichten, sagt sie. Sie hat bereits eine mit dem Autor Heinz Klee in Planung. Zudem werde es im Laden Buchvorstellungen von eigenen Mitarbeitern geben. "Natürlich kostenlos."

Für die Stadt Oberndorf kommt Mezgers Absage ebenfalls recht überraschend. Dabei hätte man die Klosterkirche für dieses Event kostenlos zur Verfügung gestellt, sagt Kulturamtsleiter Hans-Joachim Ahner.

Vermittelt wurde der Kontakt zwischen Stadtverwaltung und Buchhandlung durch einen Elferrat der Narrenzunft. Präsident Eberhard Schmid erklärt auf Nachfrage, die Zunft selber sei ohnehin nicht als Mitveranstalter aufgetreten. Zwar habe es eine Anfrage gegeben. Jedoch halte man sich bei gewerblichen Veranstaltungen grundsätzlich zurück. Ob die im Vorfeld eher mangelende Nachfrage nach Karten damit zu tun habe, das der Professor für Volkskunde in Oberndorf von manchem Narren nicht sehr wohlgelitten sei, vermag Schmid nicht zu beantworten.

Er selbst habe kein Problem mit Mezger, sagt er. Zumal zu hören gewesen sei, dass die Oberndorfer Fasnet im neuen Buch, das übrigens morgen erscheint, recht gut wegkomme.

 Wer Karten erworben hat, kann sie in der Buchhandlung Klein gegen Rückerstattung des Kaufpreises wieder zurückgeben.

Die Presseerklärung von Werner Mezger

Zu unserer Berichterstattung über die geplante Lesung von Werner Mezger in der ehemaligen Klosterkirche erreichte uns folgende Presserklärung des Autors:

"Zu den Diskussionen im Vorfeld der Buchpräsentation in Oberndorf stelle ich klar: Den Eintritt erhebt nicht der Autor, sondern ganz allein die einladende Buchhandlung, die mit einer solchen Veranstaltung natürlich ein geschäftliches Eigeninteresse verbindet. Das kann ihr auch niemand verwehren.

Die jetzigen Debatten bis hin zu dem merkwürdigen Kuhhandel mit den Sprungbändeln irritieren mich allerdings erheblich.

Da ich meinen guten Namen auf keinen Fall mit kleinkariertem Krämergeist in Verbindung gebracht sehen möchte, sage ich den Termin in Oberndorf hiermit ab."