Werner Ebner referiert in der ehemaligen Klosterkirche in Oberndorf zum Thema Mobbing. Foto: Reinauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Mobbingexperte Werner Ebner spricht in Oberndorf über das komplexe Thema und bot Lösungswege an

Von Elke Reinauer

Oberndorf. Mobbing – es beginnt oft schleichend und harmlos. Am Anfang nehmen es die Betroffenen noch mit einem Schulterzucken hin. Dann häufen sich die Beschimpfungen, das Gefühl der Unterlegenheit beim Opfer nimmt zu, der Terror steigert sich.

Am Mittwochabend sprach Werner Ebner in der ehemaligen Klosterkirche zum Thema Mobbing in Schulen. Die Veranstaltung wurde gefördert vom Bündnis Oberndorfer Schüler und Schülerinnen, das 2010 von Rolf Biedermann gegründet wurde.

Werner Ebner, selbst ehemaliger Grund- und Hauptschullehrer, weiß, wovon er spricht. In seinem Schulalltag hatte er oft genug mit Mobbing zu tun. Ebner verfasste Bücher zu dem Thema, ist Gastdozent an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und betreibt im Internet ein Schüler Mobbing-Portal und ein Help Desk. "Mobbe und herrsche" hieß sein Vortrag. "Mobbing ist für mich Gewalt", sagte er, dabei schließe er verbale Übergriffe mit ein.

Seinen Vortrag begann er mit verschiedenen Studien, die herausfanden, dass dieses Verhalten bei 13 bis 15-Jährigen am häufigsten auftritt und sich durch alle sozialen Schichten zieht. Erschreckend: 500 000 Schüler werden laut einer Studie wöchentlich gemobbt.

Mobbing sei kein Streit, so Ebner "Bei einem Konflikt gibt es eine Lösung. Beim Mobbing nie, da wird auf eine Person eingeprügelt – körperlich oder verbal, immer wieder."

Typisch sei, dass es ein Opfer gibt und eine Gruppe Tyrannen. Wobei der Täter oft eine einzelne Person ist, die Trittbrettfahrer um sich herum versammele.

Die Täter und Opfer hätten eines gemeinsam – ein geringes Selbstwertgefühl. "Die Täter erleben oft Vernachlässigung in der Familie und Entfremdung von Normen und Werten. Ihnen fehlt es an Empathie und die Fähigkeit Konflikte zu lösen", sagte Ebner. Um Opfer zu werden, genüge jede Form der Andersartigkeit, meinte er. "Oft kommen die Betroffenen aus überbehüteten Familien und sind dem Täter körperlich unterlegen."

Was können Mobbing-Opfer also tun? Ebner rät, nicht zu schweigen, sondern gleich zu handeln. "Wenn man abwartet, verschlimmert sich die Situation nur."

Weiter empfiehlt er, Hilfe einzufordern, denn helfen stecke in der Natur des Menschen. Es sei ganz wichtig für das Kind, zu erfahren, dass es keine Schuld trage. Scham spiele eine große Rolle, und manche Opfer glauben, selbst Schuld zu sein, wie eine Studie zeige. "Jedes Kind ist so wie es ist, gut und richtig", sagte Ebner.

Die Eltern sollten auf keinen Fall mit den Eltern des Täters sprechen, oder mit dem Täter selbst, das mache alles nur noch schlimmer. "Das Beste was Sie unternehmen können: Arbeiten sie eng mit der Schule zusammen", rät er.

Im Umgang mit den Tätern hätten die Lehrer eine Schlüsselfunktion. Es gäbe verschiedene Lösungsansätze. "Den Schüler stundenweise vom Unterricht auszuschließen und von den Pausen sei hilfreich. Konsequenzen androhen und diese ausführen. Den Täter versetzten, nicht das Opfer. Die Fähigkeiten der Täter für etwas anderes zu nutzen und ihnen somit ihr Selbstwertgefühl zurückzugeben.

Werner Ebner erzählte von einem Jugendlichen, der gerne Mofas frisierte. "Ich ließ ihn ein Referat darüber halten", sagte er. Das brachte ihm vom Mobbing weg und hin zu seinen Fähigkeiten. Eine wirksame Methode für Opfer sei der No-Blame-Approach (ohne Schuldzuweisung). Darin geht es darum, konkrete Lösungen für den vom Mobbing betroffenen Schüler zu entwickeln.

u Werner Ebner hilft über seine Webseite Schüler-Mobbing.de.