Die Oberndorfer Gruppe mit Silke Knappenberger-Jans (rechts) Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausflug: Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte besichtigt den Hohenasperg

Die jüngste Ausfahrt der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte führte die 28 Teilnehmer auf Württembergs "Demokratenbuckel" oder "Berg der Tränen", wie der Hohenasperg auch genannt wird.

Oberndorf. Auf der Hinfahrt ging Alwin Weber, der Vorsitzende des Vereins, ganz kurz auf die Geschichte dieses Berges ein. Schon in der Jungsteinzeit, so wird vermutet, war diese Erhebung in der Landschaft besiedelt. Sicher war der Hohenasperg in keltischer Zeit bewohnt, wenn nicht gar Fürstensitz. Um 500 n. Chr. waren dort ein fränkischer Herrensitz und eine Thingstätte. Im Bauernkrieg wurde der Bauernführer Jäcklein Rohrbach vom Burgvogt festgenommen und dort bis zur Auslieferung an den Truchsess von Waldburg, den berüchtigten "Bauernjörg", festgesetzt.

Von 1535 bis 1693 war die Anlage auf dem Hohenasperg Landesfestung des Herzogtums Württemberg. Heute sind dort das Vollzugskrankenhaus der baden-württembergischen Justiz und das Museum "Hohenasperg – Ein deutsches Gefängnis" untergebracht.

Silke Knappenberger-Jans vom Haus der Geschichte empfing die Gruppe und umriss äußerst treffend das Objekt der Ausstellung als "Geschichte des Gefangenseins". Hier wird deutlich, wie sich Gefangenschaft in verschiedenen Staats- und Gesellschaftsformen darstellte.

Festungshaft

Die Historikerin wies auf eine (nicht nur) in Württemberg praktizierte juristische "Spezialität" hin, die Festungshaft. In Deutschland wurde die "Festungshaft" erst 1953 durch die "Einschließung" ersetzt.

Im Königreich Württemberg war die Festungshaft, die keinen Ehrverlust nach sich gezogen hat, dreifach abgestuft: Festungsarrest (freie Bewegung im gesamten Anstaltsgelände, Besuch ohne Einschränkung, Verköstigung auch von außen), dafür musste aber für die Unterbringung bezahlt werden, die Festungshaft 1. Grades (man durfte nur beschränkt das Haus verlassen, hatte gehobene Kost und musste nicht arbeiten), Festungshaft zweiten Grades (einfache Kost, geringer Hofgang und oft Knochenarbeit beim Festungsbau).

Nach diesen theoretischen Vorbemerkungen führte Knappenberger-Jans durch die chronologisch geordnete Ausstellung.

Im späten 19. Jahrhundert waren es vor allem Studenten und Adelige, die wegen des Missachtens des Duellverbotes auf dem Hohenasperg in Festungshaft saßen, denn dies war "ehrenvolle" Haft.

Sammellager

Ein besonderes Kapitel stellt die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dar. Gegner des Regimes wurden dort in "Schutzhaft" genommen, wie der württembergische Staatspräsident Eugen Bolz. Das Sammellager für Sinti und Roma, das auf dem Hohenasperg eingerichtet worden war, wurde durch das Schicksal der Familie Hermann Weiß vorgestellt.

Der Raum "Das 20. Jahrhundert", vor allem dessen 70-er-Jahre mit dem Auftreten der RAF und der Unterbringung deren Mitglieder in dieser Haftanstalt, war Beispiel für die Rechtsauffassung der neuesten Geschichte. Helmut Palmer, der "Remstal-Rebell" war das letzte Beispiel für "Gefangensein" im Wandel der Geschichte, aber auch dafür, wie aus einem anfänglich minimalen Vergehen ein Riesenprozess werden kann.

Der Vorsitzende der Gesellschaft bedankte sich bei Silke Knappenberger-Jans für die klar gegliederte Führung, die verschiedene historische Stränge (Staatsform, Gesetze, Menschenrechte) sehr übersichtlich miteinander zu verbinden wusste.