Der Betrieb, der rund 110 Mitarbeiter beschäftigt, stellt seit 1952 Metallteile her. Als sich Robert Beck damals selbstständig machte, war er mit seinem Firmengebäude und dem angrenzenden Privathaus quasi allein auf weiter Flur. Die Wohngebiete Pferlenstraße und Oberer Brühl wurden drumrum gebaut und das Mischgebiet Bitzenwiese geplant. Foto: Zeger

Unternehmen in Beffendorf werden Lärm- und Geruchsbelästigungen vorgeworfen. Anwohner stürmen in die Halle.

Oberndorf-Beffendorf - Ein erfolgreicher, wachsender Betrieb auf der einen Seite, verärgerte Anwohner auf der anderen und der Ortschaftsrat mittendrin: Die Firma Beck Präzisionstechnik ist nicht erst seit kürzlich ein heißes Thema in Beffendorf.

Die Beschwerden auf dem Tisch von Ortsvorsteherin Ruth Hunds (SPD) stapeln sich: Die Firma Beck sei zu laut, verursache unangenehme Gerüche im ganzen Ort, öffne Fenster und Tore, leere nachts geräuschvoll die Kübel mit Spänen aus. Bürger hätten sogar Himbeeren geerntet, die mit einem Ölfilm überzogen gewesen seien.

Hunds fand in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt deutliche Worte, als der Tagesordnungspunkt Bebauungsplan "Fuchsgrube", in dem Beck liegt, aufgerufen wurde. "Wie will die Verwaltung in Griff bekommen, dass die Firma die Fenster und Türen schließt, die Spänekübel morgens leert und die Lüftungsanlage auch wirklich laufen lässt und nicht abstellt, um Strom zu sparen?" Der Ortschaftsrat wollte bereits beim letzten Bebauungsplan-Verfahren festgehalten haben, dass die Türen und Fenster beim laufenden Betrieb geschlossen bleiben müssen. Damals sei die Aussage des Bauamts gewesen, dass diese Rahmenbedingungen übers Baugesuch geregelt werden müssen. Hunds: "Unsere Erfahrung ist, dass die Versprechungen damals nichts bewirkt haben."

"Wir planen einen Erweiterungsbau West"

2014 wollte die Firma einen Logistikturm bauen, um darin Material lagern zu können. Wirtschaftliche Veränderungen machen nun jedoch eine bauliche Anpassung nötig.

"Wir planen einen Erweiterungsbau West. Dort sollen die energiereichen Anlagen Waschen, Härten und Schleifen mit einem großen Logistikbereich untergebracht werden. Dieser neue Bereich ist kein Lärmbereich und wird die westliche Nachbarschaft nicht stören", erläutert Geschäftsführer Roland Strasser, der seit 2004 die Firma zusammen mit seiner Frau Franziska, geborene Beck, leitet. "In der Halle 2012 wird dadurch die Eigenerwärmung deutlich abnehmen, sodass die Mitarbeiter in diesem Bereich mit weitgehend geschlossenen Türen und Fenster arbeiten können." Dort stehen derzeit die Maschinen gedrängt, da ein Großauftrag weitere Investitionen im Wert von mehreren Millionen Euro nötig gemacht haben. Die Lüftungsanlage sei aber zu jeder Zeit ausreichend gewesen, unterstreicht Peter Strasser, der Sohn von Franziska und Roland Strasser.

Wird diese aus Spargründen wirklich abgestellt? "Dies ist eine üble Unterstellung", stellt die Firmenchefin klar. Die Anlage laufe lediglich samstags nicht, am Sonntagabend schalte sie ihr Mann wieder ein, damit am Montagmorgen alles passt. Und das ölverschmutzte Obst und Gemüse? "Wir bewirtschaften selbst einen Gemüsegarten gleich neben der Firma und haben noch nie etwas Derartiges feststellen können."

Dass sich die Anwohner-Beschwerden über geöffnete Türen und Fenster in den vergangenen Monaten gehäuft haben, führen sowohl die Unternehmerfamilie als auch Thomas Kammerer vom Gewerbeaufsichtamt in Rottweil auf die heißen Temperaturen zurück.

Derzeit laufen die Planungen für eine weitere Kühlanlage in der Halle 2012, die im Sommer kommenden Jahres installiert sein soll, so Roland Strasser. "Diese Planung besprechen wir mit der Stadtverwaltung und dem Ortschaftsrat in der nächsten Woche vor Ort."

Bebauungsplan nicht rechtskräftig

Den Ärger der Anwohner bekommt aber nicht nur die Ortsvorsteherin zu spüren. Auch Mitarbeiter der Firma Beck werden direkt angegangen. "Manche Bürger stürmen einfach in die Halle, beschimpfen unsere Arbeiter und machen Fotos", erzählt Roland Strasser.

Und die Geruchsbelästigung, die mal in der Pferlen-straße, mal in der Ortsmitte, mal am Kindergarten festzustellen ist? "Die hat nichts mit den Aktivitäten innerhalb des Betriebs zu tun", klärt Familie Strasser auf, "sondern mit der Windrichtung und dem Luftdruck."

Und noch etwas brachte Ruth Hunds auf den Tisch: Warum wurde der Bebauungsplan nach dem Satzungsbeschluss 2010 von der Stadtverwaltung nicht zur Rechtskraft geführt? "Die Halle 2012 wurde also gebaut, ohne dass gegen den Bebauungsplan hätte rechtlich etwas unternommen werden können."

Eine klare Antwort bekam die Ortsvorsteherin in der Sitzung nicht. Bürgermeister Hermann Acker verwies auf die Verantwortung des damaligen Leiter des Bereichs Planen und Bauen, Hans-Joachim Thiemann. Er, Acker, sei nicht informiert gewesen, dass der Bebauungsplan "Fuchsgrube" nicht zur Rechtskraft geführt wurde.

In einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung widerspricht Thiemann dieser Aussage. "Durch die übermäßige Arbeitsbelastung [...] konnten natürlich nicht alle Arbeiten abgeschlossen werden. Wir haben entsprechend die Aufgaben soweit wie nötig abgearbeitet und uns dann neuen Aufgaben, die wichtiger waren, zugewandt", so Thiemann. "Da durch das ›Liegenlassen‹ des Bebauungsplans ›Fuchsgrube‹ in dem Sinne keine Rechte verletzt wurden, ist dieses Vorgehen legitim und wir hätten, beispielsweise durch die Anfrage eines Anwalts oder eines Bürgers, den Plan umgehend zur Rechtskraft führen und damit einer Normenkontrolle zugänglich machen können."