Walter Holweger (rechts) wird von Alexandra Gühring, Elke Meinardus und Alexander Beck unterstützt. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Collagen aus dem 21. Jahrhundert und Orgelmusik des 10. bis 17. Jahrhunderts in der Klosterkirche

Von Alwin Weber

Oberndorf/Epfendorf. Was beim ersten Hinsehen vielleicht als Zweiteilung erschienen sein mag, die Kombination aus Collagen des 21. und Orgelmusik des 10. bis 17. Jahrhunderts, erwies sich durch Walter Holwegers Interpretation sehr wohl vereinbar.

Die drei Collagen von Angelika Holweger werden vom Satz "Da haben die Dornen Rosen getragen" aus dem Marienhymnus "Maria durch ein Dornwald ging" miteinander verknüpft.

Im Bild "Maria im Rosenhag" von Martin Schongauer (1445 bis 1491), das der ersten Collage als Vorwurf diente, ist Maria mit dem Kind vor Goldgrund dargestellt; nichts scheint ihre Majestät erschüttern zu können. Nichts Negatives haftet diesem Gemälde an.

Anders beim zweiten Bild, das dann weiter verarbeitet wurde: Mathias Grünewald malt in seiner Kreuzigung des Isenheimer Altars die Realität: Wunden, Schmerz, Leid. Kein Goldhintergrund beschließt das Bild, es ist das tiefe Schwarz.

Auch das zweite Bild Angelika Holwegers beschäftigt sich mit Unrecht, Folter, Tod. Das dritte weist darüber hinaus in rosige Sphären.

So, wie in der Malerei, obwohl die Werke zeitlich nur um wenige Jahrzehnte differieren, hat sich in der Musik eine ungeheuere Entwicklung vollzogen, so Walter Holweger bei der Veranstaltung in der Klosterkirche. Europa ist um 1000 im Umbruch, alte Ordnungen werden infrage gestellt. Diese Entwicklung konnte auch an der Musik nicht vorbeigehen.

Unterstützt von Alexandra Gühring, Elke Meinardus und Alexander Beck wagte er es, diesen Wechsel in einem Konzert darzustellen, das weit über das gängige Programm hinausging.

Zur besseren Orientierung waren die Stücke gleichsam in eine Messe eingestellt. Beispielhaft für die Gregorianik war der Introitus, eine gregorianische Psalmodie, in ihrer ganzen Strenge auf der Orgel vorgetragen.

Als Gegensatz dazu verstand sich die Motette "Alle Augen warten auf Dich" von Heinrich Schütz (1585 bis 1627), in der die schönen Stimmen wie in einem Gespräch mit Frage und Antwort geführt werden. Der Charakter der Musik hat sich gewandelt, wenn auch die Frauenstimmen noch parallel laufen.

Beim Kyrie fiel auf, dass die Frauenstimmen jetzt verschiedene Melodien hatten.

Im Gloria flirrte über einem ruhigen Bassfundament eine sehr bewegte, kunstvolle Oberstimme. Das Verschmelzen von Orgelton, vor allem Lippenregister, und Stimme war beeindrucken.

In Bonus est Deus (Gott ist gut) von Giovanni Palestrina (1514 bis 1594) werden die Frauenstimmen nicht mehr unisono geführt, die Orgel begleitet jetzt. Herrlich die folgende Motette.

Das Graduale kehrte wieder zur Gregorianik zurück. Hier hatte Alexander Beck ein schweres Stück zu meistern, denn auf harmonische Stützen musste er verzichten.

Im Hymnus zur Himmelfahrt – Jesu, nostra redemptio – von Guillaume Dufay (kurz vor 1400 bis 1474) herrschte eher Zurückhaltung vor, wie auch im sich anschließenden Kanon aus "Die Kunst der Fuge" von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) wurde kaum das Pedal benutzt, kein "jubelnder Orgelklang", dafür schöne Melodien, kunstvoll aufgebaut mit allen harmonischen Möglichkeiten, die sich dem Komponisten boten.

Mit "Also hat Gott die Welt geliebt" von Heinrich Schütz, dem der Gregorianik verpflichteten Marienhymnus "Ave maris stella" von Guillaume Dufay (kurz vor 1400 bis 1474) und dem Chorsatz "In pace" von Josquin Desprez (1450/5 bis 1521) beeindruckten Walter Holweger, Alexandra Gühring, Elke Meinardus und Alexander Beck noch einmal das Publikum durch die Verschiedenartigkeit der Stücke.

Der Schlussapplaus war groß, so dass "In pace" als Zugabe wiederholt wurde.

Die Teilnehmer durften eine außergewöhnlich beeindruckende Verbindung zwischen bildender Kunst und Musik erleben.