Felix Mildenberger wird "Chef Assistant" beim Orchestre National de France in Paris. Foto: Mildenberger

27-jähriger Felix Mildenberger wird "Chef Assistant" beim Orchestre National de France.

Oberndorf-Boll/Fluorn-Winzeln - Einmal in Oberndorf auftreten zu können – das ist der Wunsch des 27-jährigen Dirigenten Felix Mildenberger.

Geboren in Wolfach, aufgewachsen in Boll und Flourn-Winzeln, zog es Mildenberger nach dem Abitur am Gymnasium am Rosenberg nach Freiburg. Dort machte er seinen Bachelor in Orchesterleitung an der Hochschule für Musik.

Aufenthalte in den USA und in zahlreichen europäischen Städten schlossen sich an. Im September geht es für den Jungdirigenten nach Paris. Dort wird er den Posten des "Chef Assistant" beim Orchestre National de France in Paris antreten.

Mildenberger gewann zahlreiche Preise, darunter den "Robert Spano Conducting Preis", der ihm im Rahmen des Aspen Music Festivals 2016 in den USA verliehen wurde. Zudem wurde er vor wenigen Tagen als Stipendiat in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrats aufgenommen. Dieses weltweit einzigartige Förderprogramm ermöglicht derzeit rund 20 jungen Dirigenten eine intensive Zusammenarbeit mit verschiedensten professionellen Klangkörpern in Deutschland und im Ausland.

Musikalische Anfänge in der Neckarstadt

Doch Mildenbergers musikalischen Anfänge nahmen ihren Lauf in Oberndorf. Inspiriert vom Geigenspiel seines Vaters, fing er als Siebenjähriger an, an der Musikschule in Oberndorf Violine spielen zu lernen. "Ich war damals kein besonders fleißiger Schüler und dachte nicht daran, die Musik zum Beruf zu machen", erzählt er.

Er habe einfach Spaß am Musizieren gehabt. Auch andere Interessen wie Fußball hätten eine größere Rolle für ihn gespielt. Der Berufswunsch Dirigent sei erst viel später gekommen.

Als er mit 17 Jahren zum ersten Mal in einem großen Sinfonieorchester spielen durfte, war dies ein Schlüsselerlebnis für ihn: "Ich war sofort begeistert von den großen symphonischen Werken und von unserem Dirigenten Alexander Burda, der dann später mein erster Lehrer wurde und mich auf die Aufnahmeprüfungen an verschiedenen Musikhochschulen vorbereitete", sagt Mildenberger.

Ab diesem Zeitpunkt trieb ihn die Leidenschaft für die Musik an. Er habe jedoch festgestellt, dass die Möglichkeiten, musikalische Erfahrungen zu sammeln, auf dem Land sehr beschränkt waren. "Leider kam in der Oberstufe am Oberndorfer Gymnasium damals kein Musik-Leistungskurs zustande."

Mildenberger pendelte deshalb öfters nach Stuttgart und spielte in einigen Jugendorchestern mit, bis er dann sein Studium an der Musikhochschule Freiburg aufnahm. Dort kam ihm die Idee, ein Orchester aus Studienkollegen, Freunden und Bekannten zu formen. Dabei arbeitete er mit professionellen, namhaften Solisten zusammen. Die Einnahmen wurden an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. Zudem wollte er mehr Erfahrung im Dirigieren sammeln: "Wir Dirigierstudenten bekamen in Freiburg nur sehr selten die Gelegenheit, das Hochschulorchester zu dirigieren. Es war für mich eine Motivation, Praxis zu bekommen. Ein Instrumentalist kann jederzeit auf seinem Instrument üben. Wir Dirigenten können das nicht, sondern sind darauf angewiesen, dass viele Musiker sich zusammentun und so unser ›Instrument‹, das Orchester formen", erläutert er.

Die Idee eines eigenen Orchesters konnte Mildenberger mit Kommilitonen umsetzen, begeisterte Freunde und Bekannte für das Projekt und fand Sponsoren. Schließlich hatten sie rund 60 Musiker zusammen und erspielten einen fünfstelligen Betrag, den sie unter anderem einem Verein der Flüchtlingshilfe spendeten.

Seit 2015 ist Mildenberger zudem als jüngster Dozent an der Hochschule für Musik in Freiburg tätig. Bald nun steht das Engagement in Paris an. "Das ist eine riesengroße Chance." Er werde dort die Gelegenheit haben, mit weltberühmten Dirigenten und Solisten zusammenzuarbeiten, musikalisch zu reifen, wichtige Kontakte zu knüpfen und regelmäßig eines der besten Orchester Frankreichs zu dirigieren. "Ich freue mich ungeheuer", sagt er. Nun werde er in kurzer Zeit ein neues Repertoire lernen. Wenn ein Dirigent ausfällt, wird er einspringen. Nebenbei erfüllt er noch seine Dozententätigkeit in Freiburg und zahlreiche andere Projekte. "Es wird eine Herausforderung sein, das alles unter einen Hut zu bringen", so Mildenberger.

Freiburg, USA, Paris – bleibt da überhaupt noch Zeit für einen Heimatbesuch? "Ich komme nach wie vor gerne in meine Heimat zurück", sagt Mildenberger und fügt hinzu: "Es wäre ein Traum, in näherer Zukunft mal in Oberndorf aufzutreten, sei es mit meinem Orchester oder als Gastdirigent."