Das Spielzeugparadies Blass kehrt Oberndorf den Rücken – schweren Herzens, wie der Seniorchef betont. Foto: Danner

Gebäude am Talplatz an neue Kino-Besitzer verkauft. Mit Schreibwaren und Post soll es weitergehen.

Oberndorf - Eigentlich ist Hans-Walter Blass eine rheinische Frohnatur. Doch was er am Montag beim Pressegespräch zu verkünden hat, bietet wenig Anlass zur Freude. Das Spielzeugparadies Blass kehrt Oberndorf den Rücken – schweren Herzens, wie der Seniorchef betont.

Die Gerüchteküche in der Neckarstadt brodelt schon länger. Und in der Tat – die Familie Blass, die in Sulz im Backsteinbau mit der Erlebniswelt einen weiteren, großen Laden betreibt, hat sich verschiedene neue Standorte für das Oberndorfer Geschäft angesehen.

Das ehemalige "Point", das einstige "Modeeck" und das Gebäude in der Lindenstraße, in dem früher der "Plus" untergebracht war, standen zur Disposition. Doch entweder scheiterte es an der Parkplatz- und Verkehrssituation oder, wie im Falle der Lindenstraße, an der Entfernung zum Oberstadtzentrum. Nur, warum suchte die Familie Blass überhaupt nach einem neuen Standort? Nun, vergangene Woche hat sie das Gebäude am Talplatz an die neuen Kinobesitzer verkauft. "Eine einmalige Chance", betont Blass, der trotz seines jugendlichen Auftretens doch schon 72 Lenze zählt. Die neuen Besitzer, Ralf Merkel und Andreas Zienteck, betreiben mit ihrem Unternehmen "Böblinger Kinos" mehrere Filmtheater. Vor gut anderthalb Jahren haben sie das KKK-Filmtheater von Hildegard Alf-Kopp gekauft. Mit dem Erwerb des direkt angrenzenden Gebäudes besteht nun natürlich die Möglichkeit zur Erweiterung. Auf unsere Anfrage hin gibt sich Andreas Zienteck bedeckt. Alles sei noch in der Planungsphase. Zudem laufe der Pachtvertrag mit der derzeitigen Betreiberin bis zum Jahresende erklärt er.

Hans-Walter Blass gibt sein Haus gerne an die beiden Kino-Unternehmer und damit in "gute Hände" ab. Er ist davon überzeugt, dass am Talplatz so eine Bereicherung für Oberndorf und darüber hinaus entstehen wird. Zumal der Bereich im aktuellen Sanierungsgebiet der Stadt liegt.

Ganz aus Oberndorf zurückziehen wollte sich die Firma Blass aber eigentlich nicht. Nur verkleinern – ohne den Spielwarenbereich, der derzeit auf mehreren Stockwerken untergebracht ist, und nur mit dem Schreibwarenbedarf und der Postagentur sollte es vor Ort weitergehen.

Im ehemaligen Spielwarengeschäft "Minch" in der Talstraße sah Walter Blass die Möglichkeit, sich räumlich nochmals zu verändern – elf Jahre nachdem das Unternehmen sein Geschäft in Oberndorf eröffnet hatte. Doch jetzt scheitert es am Personal. Zwei Verkäuferinnen haben jüngst aus persönlichen Gründen gekündigt, eine dritte möchte nicht ohne den Spielwarenbereich weitermachen, berichtet Blass. Und mit den beiden verbleibenden Mitarbeiterinnen ist das Ganze nicht zu wuppen, weiß er.

In so kurzer Zeit Fachkräfte zu bekommen, sei ein Ding der Unmöglichkeit. Also wird sich der Seniorchef aus dem operativen Geschäft weitestgehend zurückziehen. Seine Tochter Inga Elsayed , die gemeinsam mit seiner Frau Ulrike die Blass-Erlebniswelt in Sulz betreibt, sei damit mehr als ausgelastet.

Ende Oktober schließt die Spielwarenabteilung, dann geht es noch einige Wochen ausschließlich in der unteren Etage mit den Schreibwaren, der Lotto-Annahmestelle und der Postagentur weiter. Der Vertrag mit der Post läuft bis 31. März 2018. Sollte sich allerdings vorher eine Lösung für einen anderen Standort für die Postagentur abzeichnen, würde Hans-Walter Blass gerne zum 31. Dezember Tabula rasa machen. Nach Oberndorf will er auch künftig kommen – ganz privat, gemeinsam mit seiner Frau zum Kinobesuch.