Konzert: Boogie-Connection im Bochinger Kronesaal / Drei Perfektionisten treffen aufeinander und reißen das Publikum mit
Es wurde zu einem Abend auf allerhöchsten Niveau, das Gastspiel der Boogie-Connection, mit welchem der Kronesaal-Förderverein einen absoluten musikalischen Leckerbissen nach Bochingen geholt hatte.
Oberndorf-Bochingen. "Heute Abend sind wir unter uns" – so Sänger und Gitarrist Christoph Pfaff bei seinem Blick in die kleine Runde. Diese Tatsache schien zwar den Veranstalter zu berühren, nicht jedoch die ausgezeichneten, erfolgsgewohnten Musiker. Denn für das Trio, das zur Spitze in der internationalen Blues-und Boogie-Szene zählt, gilt folgender Grundsatz: Solange die Zuhörer begeistert sind, macht es keinen Unterschied, ob man für 50 Besucher oder für 500 spielt.
Die Freiburger Combo ließ dann auch gar keine Zeit, weitere Gedanken an die vielen unbesetzten Stühle zu verschwenden, denn sie zog so magisch in den Bann ihrer elektrisierenden Musik, dass man wirklich alles um sich herum vergaß.
Gitarre, Piano, Schlagzeug – spartanischer geht es nicht, und auch nicht faszinierender. Da trafen drei Perfektionisten aufeinander, die ihr Können und ihrer Leidenschaft für Blues und Boogie, Soul und Rock’n’Roll in so einzigartiger Weise zu bündeln vermögen, dass man gar nicht anders konnte, als sich dem Rhythmus hinzugeben, ihn mit allen Sinnen und dem ganzen Körper aufzunehmen. Da geriet alles alles in Bewegung, da brach sich die Begeisterung Bahn in spontanen Zurufen, in aufbrandendem Applaus. Die überschaubare Fangemeinde verstand es, eine so tolle Stimmung zu entfachen, wie sie mitreißender wahrlich nicht sein konnte, genährt durch diese unbändige Spielfreude in dieser fiebrigen Live-Atmosphäre.
Für Thomas Scheytt, der als einer der besten Boogie-Pianisten Europas gilt, gab es kein Halten mehr, als seine Finger über die Tasten flitzten. Gitarrist Christoph Pfaff gelang es, Gesang und Instrumentalspiel zu einem emotionsgeladenen intensiven Ganzen verschmelzen zu lassen. Und der stilistisch perfekte Profi Drummer Hiram Mutschler, der zahlreiche Tourneeerfolge mit internationalen Jazzmusikern feierte, bestach durch seine so kreative, doch stets bandorientierte Spielweise. In ihren Soli spielten sich Pianist und Percussionist in geradezu ekstatische Höhen, doch waren es die gemeinsame musikalische Sprache, Stil und Technik, vor allem aber dieses blinde Verständnis der 26-jährigen Zusammenarbeit, die den außergewöhnlichen Drive ihrer Musik ausmachten. Ob Ray Charles, Eric Clapton oder Albert Ammons – absolut heiß war der Mix, der auf der Bühne gebraut wurde. Nie fiel die Spannung, erzeugt auch durch die Einbindung ihrer ruhigeren Eigenkompositionen mit Texten mit ganz viel Tiefgang.
Unbeschreiblicher Abend
"Thank you for the memories, that you have given to me" ("Danke für die Erinnerungen, die ihr mir geschenkt habt") – ein Lied, den Fans gewidmet. Gäste, die von Kirchheim/Teck und Schwäbisch Gmünd nach Bochingen angereist sind, die älteste, 85-jährige Besucherin, die es nicht auf ihren Stuhl hielt, Mitglieder eines Balinger Tanzclubs, ein Ehepaar aus Rosenfeld, das schon vor sechs Monaten diesen Termin geblockt hatte – diese Eindrücke aus dem Bochinger Konzert werden sicherlich in den Erinnerungsschatz der Combo eingehen.
Dreimal ließen sie sich auf die Bühne zurückklatschen, und dass auch sie ihr Publikum in vollen Zügen genossen, wurde überdeutlich bei abschließenden "Roll over Beethoven".
"Das war ein unbeschreiblicher Abend" – dieses Gefühl wollte eine Besuchergruppe unbedingt noch loswerden bei den begnadeten Instrumentalisten, die sich auch gerne in das Gespräch ziehen ließen und so viele Komplimente erhielten.