Die Schulreporter-AG des Gymnasiums verwandelt sich für zwei Tage in eine Radioredaktion

Oberndorf (ag). "Kaufen bei Ihnen viele Flüchtlinge ein?" – Die Verkäuferinnen geben bereitwillig Auskunft auf die Fragen, die ihnen die Mädchen stellen. Lisa und Stephanie sind mit dem Aufnahmegerät in der Oberstadt unterwegs, um O-Töne zu sammeln. Was das ist, haben sie eben von Radiomacher Albrecht Ackermann gelernt: O-Töne sind die Grundlage eines guten Radiobeitrags, das originale Tonmaterial, das ein Reporter vor Ort aufnimmt.

Die beiden Mädchen besuchen die Schulreporter-AG des Gymnasiums am Rosenberg. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, besonders interessierten und begabten Jungen und Mädchen den Umgang mit Medien nahe zu bringen.

Daniel und Sven sitzen bereits wieder im Klassenzimmer vor einem Laptop und hören sich ihr Tonmaterial an. Albrecht Ackermann von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) berät sie bei der Auswahl geeigneter Aufnahmen. "Könnt ihr mit einem Schnittprogramm arbeiten?", fragt er nach. Klar, können sie. Sie sind schon seit mehreren Jahren in der AG.

Normalerweise findet die AG einmal wöchentlich unter der Leitung von zwei Lehrern statt. Jetzt aber herrscht für zwei Tage Ausnahmezustand: Der Medienpädagoge Ackermann ist extra an die Schule gekommen und verwandelt die AG in eine Radioredaktion. Zwei Tage lang produziert er mit den Schülern Radiobeiträge, die tatsächlich gesendet werden sollen.

Der Radioexperte gibt den Jungreportern gute Tipps und steht geduldig Rede und Antwort. Wie ist ein Radiobeitrag aufgebaut? Wie schreibt man eine gute Anmoderation? Wie bekommt man gute O-Töne?

Dieses Problem haben Antonia und Tamara. Die Schülerinnen planen einen Beitrag, der G8 und G9 vergleicht. Was aber tun, wenn zwar der eigene Schulleiter gerne ein Interview gibt, die Schulleiterin des benachbarten G9-Gymnasiums jedoch keine Zeit für eine Stellungnahme hat? Ackermann tröstet sie: "Das passiert auch Profis."

Ein Friedhof guter O-Töne

Am zweiten Tag geht es für alle ans Schneiden der Beiträge. Und das ist schwierig – selbst, wenn man weiß, wie das Programm funktioniert. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitet die richtige Auswahl und Zusammenstellung des Materials. Und die eigenen Moderationen. Der Rat vom Experten: "Notiert euch vorher, was ihr sagen wollt – und sprecht es dann so, dass es nicht abgelesen wirkt."

Eine bittere Erfahrung machen auch Hannah und Samuel. Sie haben extra ein Telefon-Interview mit der Initiatorin des geplanten Schülercafés aufgenommen – und jetzt ist die technische Qualität so schlecht, dass sie es nicht verwenden können. "Nicht so schlimm", findet Albrecht Ackermann, "ein guter Radiobeitrag hinterlässt einen Friedhof guter O-Töne."

Dass diese Weisheit stimmt, erfahren Samuel und Hannah, als am Ende des Workshops alle Beiträge gemeinsam angehört werden. Sie bekommen viel Lob von den Mitschülern für ihren gelungenen Beitrag. Auch Petra Waizenegger, die neue Leiterin des Medienzentrums für den Kreis Rottweil, ist sehr angetan von dem Konzept. Sie lobt: "So sieht sinnvolle Medienpädagogik aus."

Jetzt erwarten die jungen Radiomacher gespannt "ihre" Sendung beim Jugendradio BigFM, wo sich entscheidet, welche der sechs Beiträge ausgestrahlt werden. Aber auch wenn der eigene Beitrag nicht dabei ist, muss niemand enttäuscht sein. Denn alle Nachwuchsreporter dürfen live vor Ort sein, wenn gesendet wird. Voraussichtlich am Donnerstag, 4. Dezember, machen sie sich mit ihren Begleitlehrern auf den Weg nach Stuttgart ins Studio von BigFM – und darauf freuen sich schon alle.

Nachzuhören sind die Beiträge übrigens auch auf der Homepage des Gymnasiums.