Theater und Kunst sollen die lebensfrohen namibischen Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten machen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Engagement: Elke Reinauer will in Namibia ihre eigene Schule für Kunst und Schauspiel aufbauen

Schauspielausbildung, Reisen um die Welt und eine Entwicklung zu mehr Selbstbewusstsein – Elke Reinauer hatte bislang ein erfülltes Leben, weiß aber auch, dass das nicht jedem vergönnt ist. Deshalb will sie Kindern in Namibia dabei helfen, starke Persönlichkeiten zu werden.

Oberndorf. Sie steht erst am Anfang in einem Land, in dem alles ein wenig länger geht, hat aber jetzt schon eine Vision, die sie so überzeugend präsentiert, dass kein Zweifel Platz hat. So war sie aber nicht immer.

Mit 17 Jahren begann Elke Reinauer eine Schauspielausbildung in Stuttgart und spielte danach mehrere kleine Rollen in Studentenfilmen, bevor sie eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau machte. "Damals war ich recht schüchtern. Erst das Schauspielern machte mich selbstbewusster", gibt sie zu.

Nach einer Zwischenstation im Kabarett ließ sie ihr Leben in Deutschland hinter sich, um nach Kanada zu gehen. Dort arbeitete sie als Journalistin, bis sie 2015 wieder nach Deutschland zurückkehrte. Aber auch hier hielt es sie nicht lang. Sechs Monate später reiste sie nach Namibia, um für eine Zeitung in Windhoek zu arbeiten.

"Als ich zurückgekommen bin, habe ich sozusagen die Schauspielkiste wieder aufgemacht", erzählt sie, wie sie das Kabarett mit einer Kollegin wieder aufnahm und einen Theaterkurs für Kinder gab. Nebenbei arbeitet sie als freie Mitarbeiterin für den Schwarzwälder Boten. Genau in dieser Zeit entstand auch ihre Idee eines Hilfsprojektes für Nambia.

Über Schatten springen

"Im Township Katutura bei Windhoek hängen Kinder und Jugendliche nach der Schule auf der Straße herum. Es gibt keinen Fußballverein, in dem sie spielen könnten, und keine AGs", weiß Reinauer. Deshalb will sie im Rahmen einer Nachmittagsbetreuung Schauspiel-, Musik- und Kunstkurse in Namibia anbieten und ihre eigene Jugendkunstschule gründen.

"Dabei geht es mir nicht darum, die Kinder zu Schauspielern auszubilden, sondern ihre Persönlichkeit zu stärken und ihnen Freude zu bereiten", meint sie. Sie will sie darin bestärken, den Schritt ins Licht zu wagen und über ihren Schatten zu springen. Schließlich stärke die Schauspielerei Selbstbewusstsein und Disziplin – Fähigkeiten, die die Kinder im Berufsleben anwenden könnten. Durch Kunst lasse sich zudem so manches Trauma verarbeiten.

Und die gibt es bei den Kindern, von denen manche in Wellblechhütten ohne Strom und mit nachbarschaftlichem Gemeinschaftsbad wohnen, durchaus. Denn im Township ist die Kriminalitätsrate ebenso gravierend wie die Armut. "Die Kinder haben einiges mitgemacht", weiß Reinauer.

Wenn sie in Namibia ist, spürt sie auch immer ihre Verantwortung. Schließlich ist das afrikanische Land eine ehemalige deutsche Kolonie. "Wir haben dort Spuren hinterlassen und teilen unsere Geschichte mit Namibia, auch wenn sie nicht immer gut war", sagt die 33-Jährige. "Als Jugendliche habe ich gelernt, was in mir steckt und das möchte ich nun weiter geben", definiert sie ihr Ziel.

Kürzlich war Reinauer wieder für drei Monate in Afrika, um die Testphase für ihr Projekt zu starten. Der Name, Creabuntu, setzt sich dabei aus dem englischen "create" und dem afrikanischen "ubuntu", was für Gastfreundschaft, Gemeinschaft und Fähigkeiten teilen steht, zusammen. "Dort kann man so viel bewegen", habe sie bereits in dieser Testphase mit Workshops für zehn bis 25 Kinder gemerkt. Vor Ort hat sie sich mit Künstlern vernetzt und Papiere zur Gründung einer NGO (Nichtregierungsorganisation) aufgesetzt. Bisher hat sie sieben Mitglieder.

Für die Schule möchte sie lokale Künstler zur Hilfe animieren. "Wenn es eines Tages mal läuft, möchte ich nur noch die Leitung innehaben", plant sie. Ihre Vision sieht Räume für Theateraufführungen und Ausstellungen namhafter Künstler vor. "Das ist so ein Traum", meint sie.

Ein weiterer wäre es, wenn die Menschen aus der Innenstadt Windhoeks auch mal ins Township kommen würden, auch wenn die Unterschiede gravierend seien. 20 Minuten entfernt von einer Welt mit Pools und herrschaftlichen Häusern liegt Katutura mit Wellblechhütten und staubigen Straßen.

Traum bleibt bestehen

Derzeit sucht Reinauer in Deutschland nach Unterstützern, will sich für Förderprogramme bewerben und eine Crowdfunding-Aktion starten. 30 000 Euro Startgeld sind vonnöten. Im September, spätestens jedoch im Dezember, soll es zurück nach Namibia gehen. Dann wird sie erst einmal für ein Jahr dort bleiben. "Ich muss von Jahr zu Jahr planen, denn ein Visum wird immer nur für ein Jahr ausgestellt."

In Namibia habe sie Gelassenheit gelernt. Alles gehe dort langsamer und immer anders, als man es plane. Sollte es mit der NGO nicht klappen, werde sie sich einer Organisation anschließen. An ihrem Traum von der Jugendkunstschule hält sie auf alle Fälle fest.

Weitere Informationen: www.elkereinauer.de www.creabuntu.de