Kontakt-Kreis Leben: Begleitung für Menschen mit psychischen Belastungen / Damals ein Start ohne Vorbild

In der vergangenen Woche feierte der Kontakt-Kreis Leben (KKL) in kleinem, familiärem Rahmen das 30-jährige Bestehen.

Oberndorf. Eine Begrüßungsrunde im Foyer der Volkshochschule und ein Jongleur machten den Anfang, bevor im Raum des "Frohen Alters" der gemütliche Teil mit einer schön geschmückten Kaffeetafel lockte.

Unter dem Leitgedanken "Dunkle Tage brauchen helle Lichter" hatte Resi Dettling mit ihren Mitstreitern diesen Kreis im Jahr 1987 gegründet. Er sollte Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen aus ihrer Vereinsamung herausholen, ihnen einen festen Termin zum Ausgehen und die Möglichkeit bieten, andere Menschen mit ähnlichen Problemen in geschützter Atmosphäre zu treffen und sich sowohl mit ihnen als auch mit den Mitarbeiterinnen auszutauschen.

Die Mitarbeiterinnen sehen es nach wie vor als ihre Aufgabe an, diese Menschen durch aufmerksames Zuhören zu begleiten, sie ernst zu nehmen und ihre Gedanken – wenigstens für den einen Nachmittag – in eine andere Richtung zu lenken und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das kann durch Gesang und Spiel, durch Yoga und Achtsamkeitsübungen, aber auch durch kleine Ausflüge in die Natur oder durch Malen und Arbeiten mit Naturmaterialien geschehen. Kreativität und Phantasie werden angeregt und nicht selten kommt dabei etwas heraus, was man als Dekoration oder kleines Geschenk mit nach Hause nehmen kann. Natürlich werden auch die Jahresfeste und der Wechsel der Jahreszeiten begangen, und mit Themen aus dem Alltag, mit Bildern und Gedichten sowie durch das Erzählen von Märchen und kleinen Geschichten kommt man miteinander ins Gespräch. Kaffee, Tee und Gebäck tragen zur gemütlichen Atmosphäre bei, und Freuden und Sorgen des Alltags werden ausgetauscht.

30 Jahre sind eine lange Zeit für einen Kreis, für den es damals kein Vorbild gab. Nachdem Resi Dettling viele Jahre die Regie führte, arbeitet der KKL heute, nachdem sie sich aus familiären Gründen zurückgezogen hat, als Team.

Psychotherapeut leistet die fachliche Begleitung

Der Kontaktkreis wird von Eberhard Ruh, Neurologe und Psychotherapeut in Oberndorf, fachlich begleitet und vom Sozialpsychiatrischen Dienst in Rottweil unterstützt. Außerdem ist er mit dem katholischen Bildungswerk in Rottweil, dem Hilfsverein für seelische Gesundheit in Bad Schussenried und dem Landesverband Gemeindepsychiatrie verbunden. Auch wenn heute Depression und psychische Belastungen als Krankheit anerkannt sind, weit mehr als vor 30 Jahren, bedeuten sie für Betroffene oft einen radikalen Abschied von ihrem bisherigen Leben, vom Beruf, von Freunden.

So lädt der KKL auch heute noch jeden Donnerstagnachmittag von 15 bis 17.30 Uhr in den Schwedenbau ein. Neue Besucher sind willkommen. Auch über neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen würde er sich freuen.